
Die Neuauflage stammt nun von Jennie Snyder Urman, die ihre Karriere mit Comedy-Formaten wie «Hope & Faith» begann und später unter anderem zum Produktionsteam der «Gilmore Girls» gehörte. Nach Stationen bei Serien wie «Men in Trees» und dem «90210»-Reboot entwickelte sie schließlich mit «Jane the Virgin» ein gefeiertes Dramedy-Format. Dass Urman nun eine Neuinterpretation von «Matlock» verantwortet, kam überraschend – schließlich ist ihr bisheriges Werk eher im humorvollen Serienfach angesiedelt.

Bereits der Pilot setzt auf große Themen: Ein ehemaliger Häftling fordert eine Entschädigung in Millionenhöhe für seine unrechtmäßige Verurteilung wegen Vergewaltigung und Mord. Das Team der Kanzlei recherchiert und entdeckt eine verschwundene Anzeige einer früheren Zeugin. Am Ende wird eine Zahlung von 20 Millionen Dollar erreicht – Fall gewonnen. Doch der Fall ist nur die halbe Wahrheit: Die Zuschauer erfahren, dass Matty Matlock sich aus einem ganz anderen Grund bei der Kanzlei beworben hat. Ihre Tochter starb an einer Opioid-Überdosis – und Matty glaubt, dass jemand in der Kanzlei aktiv daran beteiligt war, dass die gefährlichen Medikamente viel zu spät vom Markt genommen wurden.

Auch das Privatleben der Figuren nimmt einen großen Stellenwert ein. Olympia und Julian Markston (Jason Ritter) lassen sich scheiden, ihre Beziehung zerbricht im Laufe der Episoden. Elijah Walker (Eme Ikwuakor) taucht auffallend häufig als Liebhaber auf – seine eigentliche Rolle als Mentor bleibt blass. Edwin Kingston, Mattys Ehemann, sorgt für zusätzliche Konflikte: Im Verlauf der Staffel kommt es vermehrt zu Spannungen zwischen ihm und Matty, die jedoch nur oberflächlich ausgestaltet sind. Enttäuschend ist vor allem Beau Bridges, der Howard „Senior“ Markston spielt – ihm gelingt es nicht, seinem Charakter die notwendige Tiefe zu verleihen. Im Gegensatz zu seinem Bruder Jeff Bridges blieb ihm der große Durchbruch bislang verwehrt.
Auch die jüngeren Figuren bekommen eigene Storylines: Billy wird bei einem Heiratsantrag verlassen, seine Kollegin Sarah beginnt eine Beziehung mit IT-Fachfrau Kira (Piper Curda), die allerdings lieber eine offene Beziehung führen möchte. Die Serie deutet immer wieder an, dass sich Sarah und Billy irgendwann näherkommen könnten – bisher bleibt das allerdings rein spekulativ.

Im Gegensatz zum Original, dessen Einzelfolgen man problemlos "wegbingen" konnte, erschwert der rote Faden der neuen Version das gelegentliche Reinschalten. Die klassische «Matlock»-Struktur wird damit zwar modernisiert, büßt aber auch Zugänglichkeit ein. Gerade deshalb wäre es ratsam, das Opioid-Geheimnis zügig aufzulösen und sich in zukünftigen Folgen wieder stärker auf spannende, in sich geschlossene Fälle mit überraschenden Wendungen zu konzentrieren.
Die neue «Matlock» will mehr sein als ein simples Reboot – das ist lobenswert. Doch der Mix aus fortlaufender Handlung, überzeichneten Nebenplots und teilweise schwachen Fällen verhindert, dass die Serie ihr volles Potenzial entfalten kann. Kathy Bates überzeugt in der Hauptrolle, aber das Format muss erzählerisch noch klarer werden, um langfristig zu bestehen.
«Matlock» kann bei Sky und WOW abgerufen werden.
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