Stab
Darsteller: Sabrina Amali, Garry Fischmann, Nikolaus Sternfeld, Max Urlacher, Lena Entezami, Morgane FerruMusik: Ingo Ludwig Frenzel
Kamera: Jörg Widmer
Drehbuch und Regie: Raquel Stern und Damir Lukacevic
Im Mittelpunkt steht die junge Hauptkommissarin Nadirah Abaza, gespielt von Sabrina Amali, deren Darstellung durchwegs mit einer bemerkenswerten Balance zwischen Entschlossenheit und Zweifel überzeugt. Amali agiert mit einer fast dokumentarischen Zurückhaltung, die ihrer Figur jene Glaubwürdigkeit verleiht, die viele TV-Krimis gern behaupten, aber selten erzeugen. Abaza ist keine überspannte Serien-Detective-Karikatur, sondern eine Berufsperson im Spannungsfeld institutioneller Erwartungen, familiärer Herkunft und persönlicher Unsicherheit. Gerade diese Normalität macht sie interessant.
Der Film beginnt mit einem klassischen Triumph der Ermittlungsarbeit: der Festnahme von Drogenboss Ali Sakka (energisch und physisch präsent: Kida Khodr Ramadan). Doch der vermeintliche Erfolg verkehrt sich rasch in sein Gegenteil, als Abazas Mentor, der Oberstaatsanwalt Frank Leuw, ermordet aufgefunden wird. Dani Levy, in einer jener Nebenrollen, die er mit trockenem Understatement füllt, verleiht Leuw eine Mischung aus Integrität und Brüchigkeit, die den Verlust der Figur für die Handlung spürbar macht. Dass Levy bereits nach kurzer Zeit aus der Erzählung verschwindet, wirkt fast wie ein dramaturgischer Übergriff – und ist doch geschickt angelegt: Die Leerstelle seines Todes wird zum Motor des Films.
Der neue Partner im Zentrum der Ermittlung ist jedoch kein Polizist, sondern ein Rabbiner: Samuel Rivkin, verkörpert von Garry Fischmann. Was zunächst als gewagter Kunstgriff erscheint, erweist sich als behutsam austarierte narrative Entscheidung. Der Rabbiner als Ermittlungshelfer ist keine exotistische Verzierung, sondern dient der Erzählung als moralisch-intellektueller Resonanzraum. Fischmann spielt Rivkin mit einer unaufgeregten Präzision, die frei bleibt von der Versuchung, das „Weise“-Klischee zu bedienen. Seine Analytik ergänzt Abazas kriminalistische Intuition ohne in pädagogische Deutlichkeit zu verfallen.
Dass Stern und Lukacevic Wert auf Authentizität und Milieuschärfe gelegt haben, zeigt sich vor allem in der behutsamen Textur des Plots. Die Spur führt rasch in das Umfeld Sakkas, doch der Film verweigert sich einem simplen Täterprofil. Verschwundene Beweismittel, ein alter ungelöster Mordfall, persönliche Verstrickungen innerhalb der Justiz: Die Erzählung verschachtelt sich, ohne unübersichtlich zu werden. Manche Dialoge geraten dabei formelhaft, gelegentlich wirkt die emotionale Beschleunigung einzelner Szenen eher funktional als organisch. Und der dramaturgische Höhepunkt folgt letztlich einem bekannten Bauplan.Doch der Film geht selbstbewusst genug seinen eigenen Weg, um diese Schwächen nicht übergroß werden zu lassen. Sein größter Vorzug ist die Ernsthaftigkeit, mit der er seine Figuren behandelt: keine Karikaturen, keine zynischen Abkürzungen – stattdessen Menschen, die in einem Gefüge aus Loyalität, Schuld und Wahrheitssuche handeln müssen.
Der Film «Schattenmord – Unter Feinden» wird am Mittwoch, den 3. Dezember um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.







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