Hintergrund

Das Jüngste Quoten-Gericht: Kanzler Merz pusht die kleinen Sender

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Ausnahmsweise am Dienstag blickt Quotenmeter auf aktuelle Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops und ordnet diese ein. Diesmal geht es um das Kanzler-Drama und die Stärke der Öffentlich-Rechtlichen.

Vor einer Woche wurde in Deutschland Geschichte geschrieben. Es war ein Kapitel auf, das der neue Bundeskanzler Friedrich Merz sicher gerne verzichtet hätte. Denn Merz benötigte erstmal in der bundesrepublikanischen Geschichte mehr als einen Wahlgang im Deutschen Bundestag. Da es sich um eine geheime Wahl handelte, bleibt im Unklaren, welche der SPD- und Unions-Abgeordneten dem CDU-Mann im ersten Durchgang die Stimme verweigerte. Die Angst vor möglichen Zerwürfnissen innerhalb der neuen Regierung, die noch nicht offiziell in Amt und Würden war, ging um. Nicht schon wieder Streits wie zu Zeiten der Ampel!

Am Nachmittag des 6. Mai war es dann aber doch soweit und Friedrich Merz wurde mit der nötigen Mehrheit zum Kanzler gewählt. Das Drama um die Kanzlerwahl sorgte nicht nur im politischen Berlin für großes Aufsehen. Auch die deutschen Fernsehsender reagierten schnell auf die Überraschung des ersten Wahlgangs. Schon um 9:30 Uhr ging Das Erste auf Sendung und strich mit «Tagesschau Extra» sagenhafte Marktanteile von 17,0 Prozent im Gesamtmarkt sowie 13,4 Prozent in der klassischen Zielgruppe ein. Im ZDF waren die Werte eine Stunde später nicht ganz so hoch. Insgesamt generierte der Mainzer Sender mit seiner Sondersendung 12,6 Prozent bei den ab Dreijährigen. Bei den 14- bis 49-Jährigen reichte es hingegen nur zu 3,6 Prozent.

phoenix mit zweistärkstem Tag der Geschichte
Auch am Abend hatte die blaue Eins die Nase vorn. Nach der 20-Uhr-«Tagesschau» (5,68 Mio.) kamen für den «Brennpunkt» weitere 200.000 Zuschauer hinzu. Die 30-minütige Sondersendung dominierte bei Jung und Alt mit Marktanteilen von 24,4 respektive 21,4 Prozent. Doch nicht nur für das ARD-Hauptprogramm war es ein quotenstarker Tag. Der ARD/ZDF-Dokumentationskanal phoenix verzeichnete mit 2,9 Prozent Tagesmarktanteil seinen zweitstärksten Tag der Sendergeschichte. Die elfstündige Übertragung lieferte eine durchschnittliche Gesamtquote von 4,6 Prozent.

Besonders hoch war das Interesse rund um die Verkündung des Ergebnisses im ersten Wahlgang sowie bei den anschließenden Einordnungen durch die phoenix-Reporter und der Abbildung der Reaktionen im Bundestag. Zwischen 9:30 und 11:00 Uhr lag der Marktanteil bei 9,6 Prozent. Das gute Ergebnis wurde zusätzlich durch hohe Online-Abrufzahlen aufgewertet. phoenix sprach von 544.405 Livestream-Aufrufen in der ARD-Mediathek sowie 456.162 Views auf YouTube. Allerdings relativiert sich der Erfolg im Vergleich: Die 297.249 Streaming-Stunden entsprechen einer durchschnittlichen Verweildauer von 33 Minuten – bei elf Stunden Live-Programm ein Indiz für punktuelles Interesse.

Auch Welt TV kann ordentlich punkten
Neben den öffentlich-rechtlichen Erfolgen konnten auch die privaten Sender überzeugen. So verbuchte Welt TV einen Tagesmarktanteil von 2,1 Prozent. In der Zuschauergruppe der 14- bis 59-Jährigen lag der Wert sogar bei 3,1 Prozent. Der Axel-Springer-Sender gab an, dass es der stärkste Wert seit neun Jahren gewesen sei. Während der Livestrecke zwischen 9:00 und 17:00 Uhr erreichte Welt TV einen Marktanteil von 7,0 Prozent in dieser Zuschauergruppe. Die Strategie, mit sechs Moderatorenteams und zwölf Reportern ein Großevent zu inszenieren, ging auf: 1,8 Millionen Livestream-Zugriffe und 4,4 Millionen YouTube-Views übertrafen selbst phoenix' digitale Präsenz.

Im direkten Duell der privaten Nachrichtensender verbuchte Welt TV ebenfalls einen Punktsieg. Während ntv beim Gesamtpublikum während der langen Live-Strecke am Vormittag mit 5,6 Prozent vor Welt TV mit 4,9 Prozent lag, konnte Axel-Springer-Sender in der klassischen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen mit 6,7 Prozent überzeugen. ntv markierte hier „nur“ 4,5 Prozent – was dennoch einem tollen Wert entspricht. Am Nachmittag, als der zweite Wahlgang die politische Spannung erneut steigerte, kam ntv auf sehr gute 5,2 Prozent Marktanteil in der klassischen Zielgruppe, während Welt TV 9,9 Prozent verbuchte. ntv hatte mit 2,3 Prozent den höchsten Tagesmarktanteil. Welt TV hatte 2,1 Prozent. phoenix schaffte 2,9 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen schnitt Welt TV mit 3,2 Prozent vor phoenix (2,6 Prozent) und n-tv (2,4 Prozent) am besten ab.

Es war in vielerlei Hinsicht ein historischer Tag, der unterstrich, dass das öffentlich-rechtliche System bei akuten Nachrichtenlagen die erste Anlaufstelle für das TV-Publikum darstellt. Das zeigte sich nur zwei Tage später, als der neue Papst Leo XIV. gewählt wurde. Die Sondersendungen im Ersten und Zweiten verfolgten zusammengenommen mehr als sieben Millionen Zuschauer, während RTL nur auf 0,92 Millionen kam. Der «Brennpunkt» um 20:15 Uhr heimste weitere 5,90 Millionen Menschen ein, während das «RTL Aktuell Spezial» zur gleichen Zeit nur 0,99 Millionen Zuschauer verfolgten.

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