
Rohrbach ist kein Unbekannter im Amerika-Kosmos. Seit Jahrzehnten beschäftigt er sich mit dem Land, lebt dort teilweise selbst und hat in zahlreichen Büchern, Radiobeiträgen und Dokumentationen über die USA berichtet. Seine Perspektive ist entsprechend gut informiert, persönlich gefärbt, aber nie belehrend. In «50 States» gelingt ihm eine Balance zwischen authentischem Storytelling, journalistischer Recherche und kultureller Vermittlung.
Der Aufbau des Podcasts ist konsequent: Jede Folge widmet sich einem Bundesstaat, seinen Besonderheiten, Menschen, Geschichten und kulturellen Eigenheiten. Dabei geht es nicht vorrangig um Sehenswürdigkeiten oder touristische Reisetipps, sondern um Begegnungen mit Einheimischen, persönliche Schicksale, politische oder soziale Besonderheiten und historische Hintergründe. Rohrbach begegnet seinen Gesprächspartnern stets mit Respekt und echtem Interesse, was dem Format eine große Glaubwürdigkeit verleiht.
Die Erzählweise ist ruhig, reflektiert und dennoch nah dran an den Themen. Rohrbachs Stimme wirkt dabei angenehm unaufgeregt, seine Kommentare wirken durchdacht. Musikalisch begleitet und atmosphärisch hochwertig produziert, hat der Podcast eine hohe akustische Qualität, wie man sie vom Bayerischen Rundfunk gewohnt ist. Die Hintergrundsounds – etwa Straßenlärm, Naturgeräusche oder Musik – verstärken das Gefühl, wirklich mit auf Reise zu sein.
Inhaltlich spannt «50 States» einen weiten Bogen: Von indigenen Kulturen über strukturellen Rassismus bis zu persönlichen Erfolgsgeschichten, von tiefreligiösen Gemeinden bis zu innovativen Start-ups – das Bild, das Rohrbach zeichnet, ist komplex und fernab von einfachen Klischees über „die Amerikaner“. Gleichzeitig bleibt der Podcast immer verständlich und nahbar. Auch politische Themen – etwa die Polarisierung in bestimmten Regionen, Waffenbesitz oder das Gesundheitssystem – finden ihren Platz, ohne dass der Podcast in eine wertende Haltung verfällt.
Ein weiterer Pluspunkt ist die Regelmäßigkeit der Veröffentlichungen: In lockeren Abständen erscheinen neue Folgen, und das Projekt ist auf Langfristigkeit angelegt. So entsteht mit der Zeit ein akustisches Mosaik der Vereinigten Staaten, das sich sowohl für USA-Interessierte als auch für Hörerinnen und Hörer eignet, die ein breiteres Verständnis für die kulturelle und gesellschaftliche Vielfalt des Landes entwickeln möchten.
«50 States – Der Amerika-Podcast mit Dirk Rohrbach» ist ein journalistisch hochwertiges Hörformat, das sich angenehm von reinen Reise- oder Interviewpodcasts abhebt. Mit viel Gespür für Zwischentöne, einer klaren Haltung zu menschlicher Begegnung und einem unaufdringlichen Stil liefert der Podcast spannende Einblicke in ein oft missverstandenes Land. Für Podcast-Hörerinnen und Hörer mit Interesse an Gesellschaft, Kultur und Zeitgeschehen ist dieses BR-Angebot eine lohnenswerte Empfehlung.
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