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Gute Unterhaltung? ProSieben verliert weiter an Relevanz

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In der vergangenen Saison verzeichnete der Fernsehsender teilweise sehr überschaubare Quoten.

ProSieben-Geschäftsführer Hannes Hiller senkte den durchschnittlichen Marktanteil von 3,2 auf 2,8 Prozent. Beim werberelevanten Publikum schrumpfte der Wert von 7,5 auf 7,3 Prozent – inzwischen liegt der Sender hinter Das Erste und dem ZDF. Dabei hatte Hillers Team ein großes Programmpaket angekündigt. Im November liefen an fast jedem Tag Erstausstrahlungen, zum Teil sogar mit neuen Spätformaten. Doch im neuen Jahr wurde das Aufgebot deutlich schwächer.

So dauerte die Winterpause von «Late Night Berlin» vom 17. Dezember bis zum 25. März – nur um danach eine achtteilige Staffel von «Experte für alles» zu starten. Auch die vierteilige Show «Ein sehr gutes Quiz (mit hoher Gewinnsumme)» mit Joachim Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf funktionierte – allerdings in erster Linie dank der sympathischen Moderatoren. Noch in diesem Jahr soll «Das Duell um die Welt» beendet werden. Dafür sind neue Folgen von «Das Duell um die Geld» geplant. Die Spielshow am späten Abend hat nach Überarbeitung früherer Schwächen wieder an Fahrt aufgenommen. Auf die Florida TV aus Berlin kann sich ProSieben verlassen, doch an anderer Stelle sieht es düster aus.

Schon vor zwei Jahren kündigte ProSieben die Show «Destination X» an. Nach zehn Monaten Wartezeit gelangte das Format schließlich ins Programm – allerdings mit zähen zweieinhalb Stunden Laufzeit am Donnerstagabend, die viele Zuschauer zum Abschalten bewegten. In Deutschland setzte man wie gewohnt auf Prominente, um Aufmerksamkeit zu generieren. Zum Vergleich: In den USA startete NBC das Format kompakt – mit Erfolg. Dort sahen rund zwei Millionen Menschen zu, der Marktanteil in der Zielgruppe lag bei soliden vier Prozent. Jeffrey Dean Morgan führte durch die einstündige Sendung – die tatsächlich unterhaltsam war. Die deutsche Umsetzung wirkte dagegen eher wie eine Urlaubsreportage.

Obwohl Tom und Bill Kaulitz im linearen Fernsehen bislang nie überzeugten, machte ProSieben mit ihnen «Die Superduper Show». Katrin Bauerfeind moderierte das Kinderquiz, das bereits nach einer Woche wieder aus dem Programm verschwand. Seit zehn Monaten sucht der Sender nun einen neuen Sendeplatz. Kein Wunder: Die Premiere am 17. September erzielte gerade einmal 5,7 Prozent Marktanteil – ein Flop.

Ein weiteres vermeintliches Highlight war die Chris-Tall-Show «Chris du das hin?». Zwar wurden zwölf neue Episoden produziert, doch nach dem Jahreswechsel zeigte der Sender 14 Wiederholungen in der Primetime. Auch ein weiteres XXL-Special von «TV total», geplant für Ende August, scheint nicht mehr realistisch. Im September kehrt immerhin das erfolgreiche «Turmspringen» zurück, im November folgt die nächste «Wok-WM». Die Zukunft des Promi-Wrestlings bleibt hingegen ungewiss. Zumindest Sebastian Pufpaff bleibt das zweite Aushängeschild.

Peinlich wurde es im Februar, als RTL die neue Stefan-Raab-Show «Du gewinnst hier nicht die Million» am Mittwochabend startete. Daraufhin verlegte ProSieben die Comedy-Show «TV total» mit Sebastian Pufpaff auf den Dienstag – obwohl die Werbetrommel monatelang für den Mittwoch gerührt worden war. Als dann am Mittwoch stattdessen die Männerausgabe von «Germany’s Next Topmodel» lief, floppte diese krachend.

Trotz der traditionell eher männlichen Zuschauerschaft von «Die Simpsons» versucht Hannes Hiller mit «Die Cooking Academy» eine neue tägliche Kochserie am Vorabend zu etablieren. Fraglich bleibt, ob weibliche Zuschauer hier wirklich einschalten. Bereits in der Vergangenheit scheiterte ProSieben mit Formaten wie dem Boulevardmagazin «Prompt», der Telenovela «Lotta in Love» oder der Daily-Soap «Mallorca» (1999) kläglich. Das waren alles Formate für Frauen, während die Sitcoms eher Männer konsumieren.

ProSieben wirkt derzeit wie ein Gemischtwarenladen ohne erkennbare Struktur. Besonders oft stand zuletzt «Late Night Berlin» in der Kritik – die Show wurde für die schlechten Quoten verantwortlich gemacht, man erklärte die Late-Night-Sparte pauschal für gescheitert. Doch das greift zu kurz. Der Hauptgrund liegt woanders: Der Zuschauer weiß schlicht nicht mehr, wann eine Sendung ausgestrahlt wird. Mal dauert die Winterpause mehrere Monate, mal beginnt das Vorprogramm überlang, mal wird die Show kurzfristig auf einen anderen Wochentag verschoben. Wer soll da noch mitkommen? Bevor sich jemand durch den Sendeplan wühlt, greift er lieber zur Fernbedienung – und streamt die nächste Folge bei Netflix.

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