
«Der weiße Hai» ist mehr als nur ein Film über ein riesiges Tier. Es ist ein Psychothriller, ein Gesellschaftsdrama, ein Abenteuerfilm – und nicht zuletzt ein Paradebeispiel für effektives Filmemachen mit begrenzten Mitteln. Der weiße Hai selbst, ein mechanisches Modell namens „Bruce“, bereitete dem Team beim Dreh enorme Probleme. Er war unzuverlässig, schwer zu steuern und fiel häufig aus. Regisseur Steven Spielberg reagierte kreativ – und setzte den Hai so wenig wie möglich in Szene. Stattdessen arbeitete er mit Andeutungen, Kameraperspektiven und der Musik von John Williams. Das Ergebnis war umso wirkungsvoller: Aus Angst vor dem Unbekannten wurde Terror im Kopf der Zuschauer.
Ein Funfact, der heute zum Mythos gehört: Als John Williams Spielberg das musikalische Thema zum Hai vorspielte – zwei einfache, pulsierende Töne auf dem Klavier –, hielt der Regisseur das zunächst für einen Scherz. Doch das Motiv entwickelte sich zu einem der bekanntesten der Filmgeschichte. Es braucht heute nur wenige Sekunden, und schon fühlen wir uns an die Strände von Amity Island zurückversetzt – und an das Gefühl, dass unter der Wasseroberfläche etwas lauert.

Dass das 50-jährige Jubiläum des Films in Deutschland bislang eher still übergangen wurde, überrascht – und ist ein weiterer Beleg dafür, wie wenig öffentlich gefeierte Kinokultur es hierzulande manchmal gibt. Im Rahmen der „Best of Cinema“-Reihe wird «Der weiße Hai» deutschlandweit in ausgewählten Kinos gezeigt. Für viele Zuschauer dürfte das die erste Gelegenheit sein, den Klassiker auf der großen Leinwand zu erleben – mit entsprechendem Sound, großer Projektion und der kollektiven Atmosphäre, die nur ein Kinosaal bieten kann.
Man darf diesen Abend durchaus als kleine Wiedergutmachung verstehen. Schließlich hat der Film nicht nur Generationen von Badenden das Schwimmen verleidet, sondern auch eine neue Ära des Hollywood-Kinos eingeleitet. Zwischen Nostalgie, Spannung und filmhistorischer Bedeutung bietet der Kinoabend im August die Möglichkeit, die Zähne eines Klassikers noch einmal zu spüren. Und wer weiß: Vielleicht verlässt man danach das Kino mit dem Gefühl, beim nächsten Badeausflug doch lieber in der Nähe des Ufers zu bleiben.
«Der weiße Hai» kann bei Joyn gratis gestreamt werden und ist im Netflix-Abo enthalten. Da Kabel Eins Classics die gesamte Reihe wiederholte, kann diese auch kostenlos angesehen werden.
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