Interview

Herzlich, dickköpfig, mutig: Senita Huskić über «Trapps Sommer»

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In «Trapps Sommer» bringt Senita Huskić als Sofia Licht ins Leben eines Eigenbrötlers. Im Interview spricht sie über dickköpfige Figuren, Zusammenarbeit mit Günther Maria Halmer – und warum sie sich selbst als Neustart-Typ sieht.

Frau Huskić, wie haben Sie die Rolle der Sofia in «Trapps Sommer» zum ersten Mal gelesen – was hat Sie besonders angesprochen?
Als ich die Rolle der Sofia in «Trapps Sommer» zum ersten Mal gelesen habe, war ich sofort berührt von ihrer Stärke und Wärme. Sie ist eine sehr selbstbewusste, manchmal auch dickköpfige Frau, die in ihrem Leben schon viele Zurückweisungen erlebt hat und dennoch nie ihren Optimismus verliert. Besonders angesprochen hat mich ihre Fähigkeit, das Gute in den Menschen zu sehen und mit dem Herzen zu entscheiden, auch wenn sie dabei manchmal impulsiv handelt. Diese Mischung aus Verletzlichkeit, Lebensfreude und Unerschrockenheit hat mich sofort fasziniert. Man merkt sofort, wenn man Sofia zur Freundin hat, kann man sich glücklich schätzen.

Sofia bringt frischen Wind in das Leben eines älteren Mannes – wie würden Sie die Beziehung zwischen Sofia und Georg Trapp beschreiben?
Die Beziehung zwischen Sofia und Trapp gestaltet sich zu Beginn des Films eher etwas schwierig. Beide sind ziemliche Sturköpfe und geraten deshalb oft aneinander. Herr Trapp ist ein schlecht gelaunter Einzelgänger, der zwar Unterstützung im Haushalt braucht, sich aber zunächst von Sofias sonnigem Wesen und ihrer Direktheit genervt fühlt. Doch im Laufe des Films nähern sich die beiden an, lernen viel voneinander und beginnen ihre Leben aufzuräumen. Aus der anfänglichen Reibung entsteht schließlich eine echte Freundschaft.

Ihre Figur ist lebensklug, direkt und empathisch – wie viel Sofia steckt in Ihnen persönlich?
Ich glaube, in Sofia steckt tatsächlich einiges von mir. Ihre Direktheit und ihr Humor liegen mir sehr nah, genauso wie ihre Empathie und ihre Dickköpfigkeit. Auch ich entscheide oft aus dem Bauch heraus und bin überzeugt davon, dass Offenheit und Herzlichkeit vieles im Leben leichter machen können. Insofern war mir Sofia von Anfang an vertraut, auch wenn sie natürlich ihre ganz eigene Geschichte mitbringt.

Mit Günther Maria Halmer zu spielen – wie war es, mit einer solchen Schauspiellegende vor der Kamera zu stehen? Gab es besondere Momente am Set?
Mit Günther Maria Halmer vor der Kamera zu stehen war für mich eine große Freude. Schon beim ersten Drehtag ist mir aufgefallen was für ein unglaublich professioneller und konzentrierter Kollege er ist. Dabei fand ich besonders faszinierend, wie mühelos er zwischen privaten Gesprächen und seiner Rolle wechseln kann, selbst in sehr emotionalen Szenen. Ein besonderer Moment für mich war eine gemeinsame Szene, in der ich ihn anschreien musste, seine Ruhe und Erfahrung haben mir in dem Moment unglaublich geholfen. Generell erwies er sich als ein sehr unterstützender und wohlwollender Spielpartner, der mich in meinem Spiel bestärkte – für mich besonders wertvoll, da es meine erste Hauptrolle war.

Der Film erzählt von unerfüllten Träumen und zweiten Chancen. Gab es in Ihrem Leben auch einen Moment, in dem Sie bewusst neu angefangen haben?

Was für mich am ehesten einem Neuanfang gleichkommt, war der Moment als ich mich nach dem Abitur entschieden habe nach Berlin zu ziehen um Schauspiel zu studieren. Ich war gerade 18, bin aus meinem Elternhaus in eine völlig fremde Stadt gezogen, in der ich niemanden kannte. Rückblickend war das eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Diese Zeit war sehr intensiv, herausfordernd und prägend für mich und ich würde sie um nichts in der Welt missen wollen. Denn am Ende hat sie mich meinen Wunsch Schauspielerin zu werden realisieren lassen.

Hans Raths Drehbuch legt Ihrer Figur kluge und pointierte Sätze in den Mund. Wie war es, mit einem so renommierten Autor zu arbeiten – und wie viel Mitgestaltungsspielraum hatten Sie beim Spielen?
Die Zusammenarbeit mit Hans Rath war für mich ein großes Vergnügen. Sein Drehbuch ist sehr fein beobachtet mit klugen, humorvollen und oft auch überraschenden Dialogen.

Da wir die Rolle der Sofia an mich angepasst haben und sie, wie ich, aus Bosnien und Herzegowina stammt, hatte ich gerade im Hinblick auf die Texte einen großen Mitgestaltungsspielraum. Auch am Set war Regisseur Rainer Kaufmann sehr offen für Vorschläge, und so konnten wir gemeinsam herausarbeiten, wie Sofia spricht, fühlt und reagiert. Generell war es für mich eine sehr kreative und vertrauensvolle Zusammenarbeit, für die ich sehr dankbar bin.

«Trapps Sommer» verbindet Melancholie und Leichtigkeit – wie schwer oder leicht fällt es Ihnen persönlich, solche Stimmungen darzustellen?
Tatsächlich fällt es mir leicht, solche Stimmungen darzustellen. Ich versuche immer im Moment zu sein und lasse mich dabei auf meine Spielpartner*innen ein und vertraue der Regie. Die Offenheit und das gegenseitige Zuhören helfen mir dabei, Gegensätze wie Melancholie und Leichtigkeit zu verkörpern. Bisher hat das immer sehr gut funktioniert.

Sofia ist jung, mutig und bringt andere dazu, über ihr Leben nachzudenken. Glauben Sie, dass die junge Generation heute oft unterschätzt wird, wenn es um Lebensweisheit geht?
Ich glaube, die junge Generation wird leider oft unterschätzt, besonders wenn es um Lebensklugheit oder emotionale Tiefe geht. Dabei erleben viele junge Menschen heute in sehr kurzer Zeit sehr viel: Krisen, Umbrüche, globale Herausforderungen. Das prägt und sensibilisiert. Auch Sofia ist ein gutes Beispiel dafür, denn sie hat viel erlebt und begegnet dem Leben trotzdem mit Mut und Offenheit. Ihre Art, Dinge zu hinterfragen und trotzdem das Gute zu sehen, ist eine Stärke die ich bei vielen jungen Menschen wiedererkenne.

Der Film lebt auch von kleinen Gesten und Zwischentönen. Wie bereiten Sie sich auf eine solche stille, aber wirkungsvolle Rolle vor?
Ich bereite mich auf jede Rolle gleich vor, ganz unabhängig davon wie groß oder klein sie ist. Ich lese das Drehbuch mehrfach, lerne den Text, passe ihn gegebenenfalls an und stelle Rückfragen, wenn mir etwas unklar erscheint oder sich nicht stimmig anfühlt. Außerdem

bespreche ich jede Szene, in der meine Figur vorkommt im Vorfeld, um genau zu verstehen, worum es geht und was die Subtexte sind. Am Set selbst vertraue ich dann auf das Zusammenspiel zwischen den Schauspieler*innen, der Regie und dem gesamten Team.
Gerade bei einer Rolle wie Sofia entsteht viel im feinen Miteinander, im Zuhören, Reagieren und im Mut zur Ruhe.

Zum Schluss: Wenn Ihnen wie Sofia eine unerwartete Begegnung das Leben verändern würde – wären Sie bereit dafür?
Das ist eine wirklich schwierige, aber auch eine schöne Frage. Ich hoffe sehr, dass ich bereit wäre, mich in einem solchen Moment auf das Unvorhergesehene einzulassen. Denn genau solche Bewegungen können viel in Bewegung setzen, wenn man offen dafür ist. Und manchmal sind es ja genau diese Momente, die unser Leben verändern und etwas Neues, vielleicht sogar etwas Schönes bereithalten.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

«Trapps Sommer» ist am Freitag, den 8. August 2025, um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen. In der ARD Mediathek ist der Film bereits ab 6. August.

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