Die Kritiker

«In her Car»

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«In Her Car» ist mehr als nur eine Serie über den Krieg: Sie ist eine Ode an die Menschlichkeit. ZDFneo zeigt das beeindruckende Format ab Dienstagabend.

In einer Welt, in der der Klang von Bomben das Alltägliche durchdringt und Angst die Luft zum Zerschneiden verdichtet, beginnt die Serie «In Her Car», gedreht im Großraum Kyiw keine zwei Jahre nach der gescheiterten Invasion der russischen Armee, die auf ihrem Rückzug marodierend und vergewaltigend durch das Land zog, mit einer einfachen Entscheidung – einer Entscheidung, die das Schicksal von Menschen inmitten des ukrainischen Krieges verändern wird. Therapeutin Lydia (Anastasia Karpenko), gezeichnet von eigenen Verlusten und einem großen seelischen Schmerz, beschließt, ihre Fahrten durch die zerbombten Straßen nicht länger nur für sich selbst zu nutzen, sondern um anderen zu helfen. Ihre Mission: Menschen mitnehmen, die verzweifelt nach Hoffnung und Sicherheit suchen.

«In Her Car» nimmt die Zuschauer nun mit auf diese Reise durch das Herz der Ukraine, wo jede Episode ein Fenster zu den Geschichten derjenigen Menschen öffnen, die den Krieg hautnah erleben müssen. Es sind Geschichten von Verlust und Trauer, aber auch von Mut und unbeugsamem Willen.

Die erste Episode mit dem Titel «Zwei Schwestern» führt uns in die Wirren des Kriegsauftakts, als Lydia auf ihrem Weg nach Charkiw, in den besonders exponierten Osten des Landes, die junge Olga mitnimmt, die verzweifelt nach ihrer Schwester sucht. Durch den Krieg getrennt, kämpfen die beiden Frauen nicht nur gegen äußere Feinde, sondern auch gegen ihre eigenen inneren Dämonen. Der Kampf ums Überleben wird hier zum Spiegelbild persönlicher Tragödien, und Lydia wird zur Hüterin der Hoffnung inmitten der Verzweiflung.

In der zweiten Episode wird indes die Geschichte von Lydia und Inga erzählt – zwei Frauen, die durch unerwartete Umstände miteinander verbunden sind. Während einer gefährlichen Fahrt überwinden sie nicht nur äußere Hindernisse, sondern auch innere Konflikte und Vorurteile – ein Leitmotiv, das sich beeindruckend intensiv durch die gesamte Serie ziehen wird. Es folgen Geschichten über junge Männer, die an der Front gebraucht werden, aber vorher noch alte zwischenmenschliche Konflikte zu überwinden haben, von Menschen, die außer Landes gebracht werden müssen, und von alten seelischen Verletzungen, die im Lichte der allgemeinen Verwüstung nun seltsam klein wirken.

«In Her Car» ist dabei in jeder Sekunde mehr als nur eine Serie über den Krieg: Sie ist eine Ode an die Menschlichkeit, eine Erinnerung daran, dass selbst in den schlimmsten Zeiten des Leids und der Verzweiflung ein Funken Hoffnung zu finden ist. Durch die Geschichten der Menschen, die Lydia auf ihren Fahrten begleiten, erfahren wir nicht nur von ihrem Leid, sondern auch von ihrer Stärke und ihrem unerschütterlichen Willen – was sich angesichts des bitteren Krieges der letzten beiden Jahre nicht minder nachdrücklich auch über das gesamte Land sagen lässt.

Gedreht unter den schwierigsten Bedingungen nach dem russischen Überfall, ist diese Serie nicht nur ein Zeugnis des Widerstandes gegen das überbordende Verbrechen, sondern auch ein Beweis für die Kraft des Geschichtenerzählens in der schwersten aller Zeiten. Als europäische Koproduktion fungiert das Format gleichsam als ein Zeichen der Solidarität und Unterstützung mit den Menschen in der Ukraine, und ein Aufruf zum Handeln gegen die Gewalt und das Leid des Krieges. Die Zuschauer mögen einstimmen.

Die Serie «In her Car» wird in Deutschland ab Dienstag, den 27. Februar um 23.05 Uhr von ZDFneo ausgestrahlt.

Kurz-URL: qmde.de/149437
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