Interview

Emma Drogunova: ‚Das Thema hatte ich vorher noch nie so komplex erzählt gelesen‘

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Der neue WDR-Spielfilm «Nichts, was uns passiert» thematisiert Vergewaltigung. Wir sprachen mit Hauptdarstellerin Drogunova.

Hallo Frau Drogunova. Sie spielen die Hauptrolle in dem neuen ARD-Drama «Nichts, was uns passiert». Wie kamen Sie zur Hauptrolle?
An die Rolle kam ich ganz klassisch durch ein Casting. Karima El-Giamal, die das Projekt besetzt hat, hat mir eine Einladung geschickt, bei der ich sofort gemerkt hab, dass es sich um ein sehr besonderes, sensibel vorbereitetes Projekt handelt, bei dem ich gerne dabei wäre.

Mit dem Projekt spricht Das Erste ein wichtiges Thema an: Vergewaltigung. Nach einer Party erinnert sich Ihre Figur Anna an ein klares Nein, während Jonas glaubt, dass es einvernehmlich war. Warum hat Sie die Story interessiert?
Ich mochte sehr, dass die Geschichte so nah an der Realität ist, Anna als Figur so authentisch, nahbar und nicht immer sympathisch. Das Thema Vergewaltigung oder sexualisierte Gewalt generell hatte ich vorher noch nie so komplex erzählt gelesen. Ich mag es, wenn Geschichten vielschichtig sind und man mit gemischten Gefühlen rausgeht.

Ohne den Film gesehen zu haben, wüsste ich nicht, wie man sich in so einer Situation verhalten sollte. Welchen Ansatz zeigt der Film?
Der Film zeigt Anna als Menschen, der sich von der Gesellschaft in keine Opferrolle drängen lassen will. Anfangs probiert sie es einfach zu ignorieren, lebt ihr Leben weiter, teils noch exzessiver als davor. Vielleicht um zu spüren, dass sie es ist, die die Kontrolle hat über das was Jonas ihr angetan hat. Später lässt sie auch Schmerz und Wut zu, die Gefühle die ihr schließlich auch dabei helfen ihn anzuzeigen. Die Figur bleibt aktiv in einer Situation in der Filme die Betroffenen sonst meist passiv zeigen, was aber eben auch eine absolut denkbare und realistisch Reaktion ist.

Die Autorin und Regisseurin Julia C. Kaiser baut auch eine Podcasterin ein, die neben der Polizei recherchiert. Ist ein solcher Ansatz nicht mehr wegzudenken?
In dem Film repräsentiert Kelly mit dem Podcast die allgemeine Erzählerinnenstimme. Sie bleibt möglichst objektiv und stellt, ziemlich direkt, die Fragen, die sich viele von uns im Laufe der Geschichte stellen. Wir lernen dadurch die Protagonist:innen und ihre Art zu denken kennen, so dass jede zuschauende Person die Möglichkeit hat sich seine/ihre eigene Meinung zu bilden. Die Rolle der Ermittlerin nimmt Kelly eher weniger ein, sondern dient viel mehr als Spiegel der einzelnen Figuren.

Der Spielfilm basiert auf dem gleichnamigen Roman von Bettina Wilpert. Haben Sie zur Rollenvorbereitung das Buch gelesen?
Ja, ich habe mir relativ schnell das Buch geholt und das mehr oder weniger parallel zum Drehbuch gelesen, um ein noch genaueres Bild von dem Projekt zu bekommen. Ich mochte, dass das Drehbuch sich nicht zu sehr vom Roman entfernt, aber doch so viel, dass es filmisch interessant wird. Da hat Julia (C. Kaiser), meiner Meinung nach, die perfekte Mitte gefunden.

Sie waren auch in der Serie «Wild Republic» zu sehen. Wie blicken Sie auf die Dreharbeiten in den Bergen zurück?
«Wild Republic» war eine sehr besondere Dreherfahrung. Ein Jahr zusammen mit dem Team in den Bergen zu verbringen, war sehr aufregend und hat mir viele neue Erfahrungen beschert. Vor allem da es genau in das erste Corona-Jahr fiel. Ich bin sehr stolz auf uns und das finale Projekt und möchte die Zeit nicht missen.

Wurde Ihnen eigentlich inzwischen mitgeteilt, ob es eine Hoffnung für eine Fortsetzung gibt?
Leider nein, dazu habe ich noch keine Infos. Aber spannend wäre es.

Sie spielen zwar in vielen öffentlich-rechtlichen Produktionen mit, aber gehören meist nicht zur Zielgruppe. Nutzen Sie mehr Netflix oder doch die ARD Mediathek?
Ich nutze beides. Je nachdem, in welcher Stimmung ich bin. Was Serien und Filme angeht, hat die ARD Mediathek durchaus den ein oder anderen Diamanten. Aber ich liebe auch beispielsweise die ARTE-Mediathek sehr, da ich mich für Kunstgeschichte interessiere. Dort schaue ich gerne Dokus über Künstler:innen oder Kunstepochen, Musiker:innen oder Konzertaufnahmen. Ich denke, jede Plattform hat ihre Stärken und Schwächen.

Danke für Ihre Zeit!

«Nichts, was uns passiert» (WDR) ist in der ARD Mediathek abrufbar.

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