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«Das Signal»: Die Menschheit ist schlecht - und diese Serie noch viel schlechter

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Eine Astronautin hört Stimmen im All - und nichts ist mehr, wie es war. Aus dieser Vorlage entstand eine der schlechtesten Netflix-Serien aller Zeiten.

Einsam im Weltall, da kann man schon mal durchdrehen: So wie Paula (Peri Baumeister), die auf einmal Stimmen hört. Von Außerirdischen. Aber hat sie die wirklich gehört – oder waren das nicht eher die Spätauswirkungen von einem Horror-Trip eines LSD-Abends mit Ehemann (Florian David Fitz) und Freunden? Und warum konnte man diese Stimmen auch auf der Erde hören, aber nur wenn man sich als alte Einsiedlerin in einen alten Militärkanal der Russen einklinkte, den aber ansonsten keine Menschenseele auf dem Schirm hatte?

Fragen über Fragen, ohne dass man überhaupt weiß, worum es geht? Da können die insgesamt vier Folgen der neuen Netflix-Serie «Das Signal» leider auch nicht weiterhelfen – nur dass diese Anhäufung von Weltraum-Ideen noch um ein müdes Rahmenhandlungskonstrukt ergänzt wird. Verschiedene Verschwörungen von Regierungen und indischen Wohltäterinnen haben es auf Paula abgesehen und bringen sie samt über 100 unschuldigen Passagieren eines Flugzeugs von Südamerika nach Deutschland um, woraufhin ihr Ehemann und ihre gehörlose Tochter die Wahrheit suchen und selbst in die Schusslinie der Verschwörer geraten.

Eigentlich gar nicht so schwer und komplex, wie die Serie mit ihren sinnlosen Rückblenden und Vorsprüngen und ihrem aufgeblasenen Gefasel von der Menschheit, die den Kontakt zu sich selbst verloren haben soll (was auch immer das eigentlich heißen mag), glauben machen möchte. Nur eben: stinklangweilig. Und voller dramaturgischer Fehlkonstruktionen.

Wer überhaupt den Stein des Anstoßes der ganzen Geschichte mitbekommen möchte, muss schon bis zum Ende der überlangen ersten Folge dran bleiben. Denn bis dahin bietet sich dem Zuschauer lediglich eine müde Abfolge von einer beinahe verpatzten Landung, einem Flugzeugabsturz und der schlecht erzählten Geschichte eines trauernden Ehemanns und seiner Tochter. Hat man dieses (völlig unsinnige) Ausdauervermögen bewiesen, wird man durch drei uninspirierte weitere Folgen mit albernen Wendungen und einer sich rasch steigernden Dosis an behelfsmäßigem pseudophilosophischem Überbau bestraft.



Denn Astronautin Paula, die Stimmen hört, die von Außerirdischen oder ihrer schizoiden Psychose, aber dann doch ganz sicher wirklich aus den Tiefen des Alls kommen, glaubt wie besessen an das Gute im Menschen. Alle anderen halten sie für naiv. Und würde die Menschheit mitbekommen, dass es Außerirdische gibt, die uns besuchen wollen, würde das in der Katastrophe enden, weil wir uns nicht einig werden könnten, wie wir damit umgehen sollen. Das ist die große finale Erkenntnis dieser bahnbrechenden Hochglanz-Sci-Fi-Serie – nur dass sie am Ende auch für ein kleines Kinderbuch viel zu dünn wäre.

Die Serie «Das Signal» ist nun in vier Folgen bei Netflix abrufbar.

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