
Im Zentrum der Geschichte stehen die Buckleys – das klingt, als hätte man einen Familienroman gelesen, dann aber doch lieber vergessen, weil er bald zu vertraut wurde. Aber in «The Waterfront» sind sie nicht einfach die neuen Duttons, sondern ein grummeliges, verletztes Volk von Großfischern, die sich mit Eimer, Netz und Moral ihre Haut teuer erkaufen wollen. Kevin Williamson, der Mann hinter «Dawson’s Creek» und «Scream», hat hier einen Teil seiner verlebten Familiengeschichte verarbeitet: Sein Vater war selbst Fischer und auch einmal wegen Drogendelikten hinter Gittern – mit seiner neuen Serie zeigt er nun die dunkle Seite eines Familienimperiums, das einst fest im Sattel saß und jetzt auf einmal ins Wanken gerät, weil der Clan vom Fischfang auf den Drogenschmuggel umsteigt.
Das Herz dieser Serie ist Holt McCallany als Harlan Buckley – ein Mann, dessen Leben schon zweimal am seidenen Faden hing und der doch denkt, er könne über Wasser laufen, weil er selbst das Ufer ist. McCallany liefert eine Leistung zwischen Trommelgewitter und Flüstern, die deutlich macht: Das ist kein simpler Rollenrecycler, das ist ein Krieg im Innersten. Gegen sich selbst, gegen die Welt, gegen den Salzwind.

Wenn «The Waterfront» in seinen besten Momenten auf Hochtouren läuft – dann zischt das Wasser wie ein Versprechen, und die Kamera taucht in düstere Kulissen ein, die gleichzeitig friedlich glitzern und bedrohlich beben. Maritimromantik trifft Südstaaten-Albtraum. Die Bilder sind so fein komponiert, dass man fast glaubt, man hätte Salz auf der Haut.
Was diese Serie derweil inhaltlich groß macht? Sie weiß, dass Loyalität nie kostenlos ist. Dass Familie nicht immer Erlösung ist – sondern auch ein schweres Gewicht sein kann, das einen im Strudel hinab reißt. Die Serie erzählt das nicht plakativ, sondern in feinen Sätzen und filigranen Figurenentwicklungen. Dieses Gefühl, dass jedes Netz ein Fang und jede Welle ein Versprechen ist – und doch niemand sicher ist: Das schafft «The Waterfront» beeindruckend.
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