Hintergrund

Das Jüngste Quoten-Gericht: Das Notarzt-Problem von Sat.1

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Montags blickt Quotenmeter auf aktuelle Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops und ordnet diese ein. Diesmal geht es um Notfallmedizinerin Carola Holzner und ihren Wechsel zu VOX.

Anfang des Jahres machte überraschend die Trennung zwischen Sat.1 und Carola Holzner die Runde, nachdem die Notfallmedizinerin im vergangenen Herbst recht erfolgreich die Doku-Serie «Doc Caro – Einsatz mit Herz» in der Primetime am Donnerstagabend präsentiert hatte. Damals schalteten stets mehr als eine Million Zuschauer ab drei Jahren ein, im Schnitt wurden 1,13 Millionen gezählt. Der Marktanteil lag bei zufriedenstellenden 4,5 Prozent, in der Spitze wurden überdurchschnittliche 5,0 Prozent gemessen. Mit bis zu 9,2 Prozent in der Zielgruppe lief es für die Sendung auch beim jungen Publikum richtig gut. Die Primetime-Folgen kamen im Schnitt auf 7,7 Prozent.

Das mögen zwar keine überragenden Werte gewesen sein, doch für das krisengeschüttelte Sat.1 war es ein gern gesehenes Ergebnis. Einer Fortsetzung stand eigentlich nichts im Wege. Doch im Januar die angesprochene Trennung. Laut Boulevardmedien soll es zu Problemen bei der Zusammenarbeit zwischen Holzners Klinik und dem Unterföhringer Sender gekommen sein. Holzer wechselte wenig später zur Kölner TV-Station VOX. Sat.1 sprach hingegen von „guten Gründen“, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt seien.

Holzner präsentiert ihre Doku-Reihe seit Anfang Oktober nun für den Sender mit der roten Kugel unter dem Titel «Doc Caro – Jedes Leben zählt» und macht ihre Sache ähnlich gut wie im Vorjahr für Sat.1. Die ersten drei Folgen sahen im Schnitt 1,05 Millionen Menschen, zuletzt stieg die Reichweite auf 1,17 Millionen, die für einen Marktanteil von 4,8 Prozent standen. Im Mittel wurden 4,4 Prozent verzeichnet. In der Zielgruppe kam VOX bislang auf recht wechselhafte Quoten. Die Senderpremiere verbuchte 7,4 Prozent, in Woche zwei waren nur 6,0 Prozent drin, doch am vergangenen Mittwoch stieg das Ergebnis auf tolle 8,8 Prozent.

Sat.1 wiederum hielt an der Marke «Einsatz mit Herz» ebenfalls fest, doch ohne „Doc Caro“ und mit „Die Notfallhelden“ tut sich der Bällchensender deutlich schwerer. Die drei bislang gezeigten Ausgaben sorgten im Schnitt für 0,80 Millionen Zuschauer. Anders als bei VOX zeigt der Trend allerdings nach unten. Die Premiere sahen am Tag nach Holzner VOX-Debüt 0,87 Millionen Menschen, in der vergangenen Wochen wurden nur noch 0,75 Millionen gemessen. Auf dem Quotenmarkt muss sich Sat.1 mit 3,3 Prozent bei allen sowie 5,2 Prozent in der Zielgruppe begnügen. Aus der Zielgruppe verabschiedeten sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als 150.000 14- bis 49-Jährige – mutmaßlich hatte nicht jeder dieser Personen in den vergangenen zwölf Monaten seinen 50. Geburtstag. Stattdessen dürften sie ehe den Wechsel zu VOX mitgemacht haben, wo «Doc Caro» bislang auf 0.38 Millionen unter 50-Jährige kam. Das ist zwar ebenfalls ein Minus von 50.000 werberelevanten Zuschauern, aber eben ein deutlich kleineres als bei Sat.1.

VOX hat zudem den Vorteil, dass man sein Blaulicht-Format 24 Stunden vor der Sat.1-Sendung auf Sendung schickt und womöglich so der Bedarf an Rettungssanitäter-Szenen schon am Mittwoch abgedeckt ist. Darüber hinaus sorgt Sat.1 selbst für fortlaufenden Zufluss dieser Programmfarbe. Doch auch mit der werktäglichen Nachmittagssendung «Lebensretter hautnah» tut sich Sat.1 keinen Gefallen. Der Ableger von «Volles Haus! Sat.1 Live», der vor zwei Jahren in der Primetime begonnen hatte und durchaus erfolgreich lief, füllt inzwischen am frühen Abend zwei Stunden des Programms. Keine der Folgen aus der Vorwoche kam in die Nähe des Senderschnitts und auch die Wiederholungen am Wochenende machten deutlich: Die Sendung wird vom Sat.1-Publikum verschmäht. Am Sonntag streuten die Programmplaner nach den «Die Landarztpraxis»-Wiederholungen eine «Lebensretter hautnah»-Folge ein, die zum Abschalter am Nachmittag wurde. Verfolgten die neue Soap zwischen 13:30 und 14:10 Uhr noch 0,68 Millionen Zuschauer, halbierte sich die Reichweite nahezu auf nur noch 0,36 Millionen.

Egal ob in der Primetime oder in der Daytime, Sat.1 fehlt ohne Carola Holzner die Zugkraft bei Blaulicht-Formaten. Dass der Sender mit dieser Programmfarbe Erfolg haben kann, bewies man unter anderem im Frühsommer mit der 18-Uhr-Sendung «112 – Rettung in letzter Minute», die zweieinhalb Wochen auf Sendung war und in dieser Zeit bis auf zwei Ausnahmen mehr als eine Million Zuschauer verzeichnete und in der Zielgruppe auf bis zu 10,8 Prozent Marktanteil kam. Fünf Jahre später ist das Image des Unterföhringer Senders deutlich ramponierter und die Sendestrecken erscheinen wesentlich austauschbarer. Die künftige Führung wird sich um Konstanz und Relevanz bemühen müssen, dass Sat.1 auch wieder ohne bekannte Namen Erfolge feiern kann.

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