Hintergrund

Das Jüngste Quoten-Gericht: Quo vadis, Giovanni Zarrella?

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Montags blickt Quotenmeter auf aktuelle Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops und ordnet diese ein. Heute geht es um Giovanni Zarrella, und warum die schwache Samstags-Quote zu seiner Karriere passt.

Man sieht es ihm kaum an: Giovanni Zarrella ist 46 Jahre alt und gefühlt ebenso lang im deutschen Fernsehen aktiv. Seine Karriere startete der Musiker und Entertainer zu Beginn dieses Jahrtausends in der damaligen RTLZWEI-Sendung «Popstars», bei der er in die R&B-Band Bro’Sis gecastet wurde. Die Band löste sich 2006 fünf Jahre nach der Gründung offiziell auf, in dieser Zeit verkaufte sie über vier Millionen Tonträger. Es folgten zahlreiche Auftritte im deutschen Fernsehen, die weniger mit Musik zu tun hatten. Er moderierte unter anderem für das DSF (heute Sport1) und war in einer Wochen-Serie von «taff» zu sehen, wie er und Jana Ina sich das Ja-Wort gaben.

Daraus entstanden weitere Reality-Soaps wie «Jana Ina & Giovanni – Wir sind schwanger» und «Jana Ina & Giovanni – Pizza, Pasta & Amore». Auch bei zahlreichen Raab-Formaten wie der «TV total Stock Car Crash Challenge» und den Autoball-Turnieren war er stets für seine italienische Heimat aktiv und erfolgreich. Mitte der 2010er-Jahre kehrte er zu RTLZWEI zurück und moderierte unter anderem die Übertragung der Hochzeit von Daniela Katzenberger und Lucas Cordalis sowie einige weitere Formate, die nur von kurzer Dauer waren. Nebenher performte er gemeinsam mit Inan Lima und Tom Marks in der Swingband Vintage Vegas, die bis heute besteht. Die ganz große Karriere schien Zarrella verwehrt zu bleiben, doch 2017 sollte sich das Blatt wenden.

In jenem Jahr sprang er für Pietro Lombardi bei der RTL-Sendung «Let’s Dance» ein und präsentierte sich Woche für Woche einem Millionen-Publikum. Er schaffte es auf den den vierten Platz. Seine Musik-Karriere erhielt neuen Schub, neben seinen Band-Aktivitäten war er solo unterwegs und landete 2019 mit „La vita è bella“ ein Studioalbum, das es bis auf Platz zwei der deutschen Charts schaffte. Zwei Jahre später folgte Spitzenplatzierung mit „Ciao!“, die auch das bislang letzte Album „Per sempre“ 2023 erreichte. Damit einher gingen auch TV-Erfolge wie die Synchronisation des Disney-Films «Luca». 2021 landete er zudem beim ZDF. Beim Mainzer Sender stieg er zum Samstagabend-Entertainer auf, indem er seine nach ihm benannten Schlagershow «Die Giovanni Zarrella Show» präsentierte. Der Sänger hat die Mühle des deutschen Fernsehens einmal von oben nach unten und wieder zurück durchgespielt.

Das ZDF griff damit die ARD und den Platzhirschen Florian Silbereisen an, der erfolgreich durch «Schlagerbooom», «Schlagerchampions» und Co. führt. Auch «Die Giovanni Zarrella Show» stieß bei ihrer Premiere vor 3,81 Millionen Zuschauern im September 2021 auf großes Interesse. Zwei Monate später wuchs die Reichweite sogar auf 4,85 Millionen Menschen. Der Marktanteil stieg von 16,2 auf 18,0 Prozent, sogar bei den Jüngeren waren sagenhafte Quoten von 7,4 und 9,4 Prozent drin. Im Februar 2022 setzte man mit 10,4 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen sogar noch einen drauf. Man bewegte sich mit den beiden Frühjahrs-Shows weiterhin um die Marke der vier Millionen Zuschauer. Am 25. Februar 2023 verfolgten die sechse Show 4,07 Millionen Musik-Fans, mit 11,4 Prozent Marktanteil fuhr man beim jungen Publikum einen neuen Rekord ein.

Seither sind die Zahlen aber stark rückläufig. Im April letzten Jahres verlor man eine Million Zuschauer, die Marktanteile lagen mit 13,2 respektive 6,9 Prozent jeweils knapp unter dem ZDF-Senderschnitt. „Die große Sommerparty“ sorgte zwar im Juli vorrübergehend für ein Aufatmen, doch im November bewegten sich die Werte auf dem Niveau des naturgemäß zuschauerschwachen Sommers.

Am 18. November schalteten 3,39 Millionen Zuschauer ein, die für 13,3 Prozent Marktanteil standen. Mit 0,39 Millionen unter 50-Jährigen musste sich das ZDF mit 6,8 Prozent begnügen. Rund fünf Monate verstrichen, ehe Giovanni Zarrella nach seinem «The Voice of Germany»-Engagement live ins Fernsehen zurückkehrte. Im Vorfeld gab es für ihn und das ZDF eigentlich nur gute Nachrichten. Im Februar präsentierte der Showmaster das Bühnenjubiläum «50 Jahre Roland Kaiser», das sich 4,41 Millionen Zuschauer nicht entgehen lassen wollten. Im März veröffentlichte er seine neue Single „Danza“, für den Sommer ist eine Tour geplant, für die er sogar seine «The Voice of Germany»-Aufgaben ruhen lässt. Anfang April wartete Oliver Heidemann, Leiter der ZDF-Hauptredaktion Show, zudem mit der Nachricht auf, dass Zarrella in diesem Jahr eine zusätzliche Ausgabe seiner ZDF-Show präsentieren werde.

Die erste eigene Sendung lief nun am vergangenen Samstag, war aber die bislang schwächste Show der noch recht kurzen Sendungs-Historie. Lediglich 2,76 Millionen Zuschauer wohnten der rund dreistündigen Live-Show bei. Der Marktanteil fiel mit 12,9 Prozent so niedrig wie noch nie aus. Aus der klassischen Zielgruppe stammten nur eine Viertelmillion Zuschauer, der Marktanteil wurde auf mäßige 5,8 Prozent beziffert. Obwohl das ZDF «Die Giovanni Zarrella Show» durchaus behutsam behandelt und sie in sorgsam ausgewählten Dosen auf Sendung schickt, scheint die Strahlkraft nach weniger als drei Jahren bereits verflogen. Man traut dem in Hechingen geborenen Italiener in Mainz einiges zu, anders lässt sich Heidemanns Signal nicht deuten, die Frage ist nur, ob Giovanni Zarrella den Samstagabend trotz zahlreicher Show-Gäste im Alleingang stemmen können wird.

Die Antwort könnte deshalb auf lauten: Weniger ist mehr. Zuletzt bewies Schlager-Megastar Helene Fischer dieses Credo, indem sie drei Jahre lang auf ihre Weihnachtssendung «Die Helene Fischer Show» verzichtete, um an Weihnachten 2023 ein fulminantes Comeback vor über fünf Millionen Zuschauern feierte. In beiden Zuschauergruppe lag der Marktanteil jenseits der 20 Prozent – Werte, von denen Zarrella aktuell weit entfernt ist. Wo der Weg des ehemaligen Bro’Sis-Sängers enden wird, ist schwer abzusehen. Was aber gewiss ist: Zarrella hat in seiner Karriere größte Widerstandsfähigkeit bewiesen. Er ist zurecht auf der ganz großen TV-Bühne im Unterhaltungsfernsehen am Samstagabend gelandet, und wird sich von der schwachen Quote nicht aus der Bahn werfen lassen.

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