Serientäter

«Star Wars: The Bad Batch»: Staffel 2 lässt es krachen

von

«The Mandalorian», «Obi-Wan», «Andor». Das Interesse der Medien fokussiert sich in der Regel auf die aufwendigen Realfilmserien des «Star Wars»-Universums. Das ist bedauerlich, denn die beste Serie ist und bleibt «The Bad Batch».

Stab

STAB und PRODUKTIONSINFOS
USA 2022
16 Episoden (je ca. 28 min)
SHOWRUNNER: Dave Filoni, Jennifer Corbett
IDEE: Dave Filoni
EXECUTIVE PRODUCERS: Dave Filoni, Athena Yvette Portillo, Jennifer Corbett, Brad Rau
PRODUZENT: Josh Rimes
MUSIK: Kevin Kiner
SUPERVISING: Brad Rau
DEUTSCHE STIMMEN: Martin Keßler, Lina Rabea Mohr, Sabine Mazay, Reinhard Kuhnert, Tobias Müller, Detlef Gieß, Constantin von Jascheroff
Wie schon die erste Staffel umfasst auch die zweite Season 16 Episoden. «The Bad Batch», das ist nicht nur der Serientitel, es ist auch der Name der Kloneinheit 99, die ihre Bildschirmpremiere bereits in «The Clone Wars» (Episode 1, Staffel 7) feiern durfte. Die Kloneinheit 99 gilt als fehlerhaft – unter anderem, da ihre Mitglieder über ziemlich starke, eigene Egos verfügen und durchaus dazu neigen, Befehle zu missachten. Allerdings verfügen sie allesamt über sehr eigene Fähigkeiten. Angeführt von Hunter (dessen Wahrnehmungsfähigkeit normalen Menschen überlegen ist), gehören zur Einheit der etwas simpel gestrickte, aber bärenstarke Wrecker, Tech, ein mathematisches Genie, Crosshair, ein Scharfschütze, und Echo. Stammen Hunter, Wrecker, Tech und Crosshair aus einer „Produktionslinie“, deren Fähigkeiten „vom Werk aus“ besser als die anderen Klone sein sollten, wurde Echo als normaler Klon erschaffen, an dem Separatisten, nachdem er in Gefangenschaft geraten war, Experimente durchführten, bevor ihn die Kloneinheit 99 befreite. Durch die Experimente ist auch Echo anders als andere Klone.

Die erste Staffel beginnt mit der sogenannten Order 66, bekannt aus dem Spielfilm «Star Wars: Episode 3 – Die Rache der Sith». Es ist der Moment, in dem Imperator Palpatine eine Art Programmierung in den Klonen startet – woraufhin diese beginnen, die Jedi-Ritter anzugreifen. Bei den Klonen der Einheit 99 jedoch schlägt der Befehl nicht an. Während sie anfangs noch zum Imperium stehen, ändert sich dies als sie das Mädchen Omega kennenlernen – den einzigen weiblichen Klon. Sie nehmen sich Omegas an – und wenden sich vom Imperium ab.

Die erste Staffel endet mit der Zerstörung der Klon-Anlagen auf Kamino, die für die Handlung der Spielfilme «Die dunkle Bedrohung», «Angriff der Klonkrieger» und «Die Rache der Sith» eine elementare Bedeutung eingenommen haben, womit das Zeitalter der Klone endgültig zum Abschluss gelangt ist. Es war das Imperium, das die Klone erschaffen hat. Es ist das Imperium, das das Zeitalter beendet. Und die Kloneinheit 99 war im Moment der Zerstörung auf Kamino. Sie hat erlebt, was passiert ist. Etwas, das sich offiziell ganz anders liest. Da hat ein fürchterliches Unglück stattgefunden. Die zweite Staffel von «The Bad Batch» beginnt denn auch mit einer Neuorientierung für die Kloneinheit 99. Niemand wird ihnen Glauben bezüglich der wahren Hintergründe von Kaminos Untergang glauben. Sie sind Klone, Outlaws, ja im Grunde Kriminelle, die ihren Lebensunterhalt mit zwielichtigen Aktionen verdienen und die zu Beginn der zweiten Staffel auch noch damit klarkommen müssen, dass einer von ihnen, Crosshair, sich von der Truppe losgesagt hat. Quo vadis, Kloneinheit 99?

Die ersten beiden Episoden schickt die Kloneinheit 99 auf jeden Fall auf eine Mission auf die Heimatwelt von Count Dooku. Cid, die die Einheit mit Aufträgen versorgt und dafür sorgt, dass sie finanziell über die Runden kommen, schickt die Klone auf diese Welt – damit diese den Schatz des Counts stehlen, der in den Spielfilmen von Christopher Lee dargestellt worden ist und der am Ende ziemlich kopflos endete. «The Bad Batch» greift an diesem Punkt einen Gedanken auf, den auch die dritte Staffel von «The Mandalorian» thematisiert. Die sogenannte Macht gehört zur Geburts-DNA von «Star Wars», jene unerklärliche Macht, die Gutes wie Böses hervorbringen kann. Imperator Palpatine hat seine Machtansprüche stets auch mit der Macht und einem Zustand erklärt, der viel größer und wirkungsvoller als alles Weltliche ist. Laserschwerter. Jedi-Ritter. Sith. Sie alle gehören in die Welt von «Star Wars». Und diese Macht erfährt in diesen Tagen ihre maximale Demontage. In «Andor» spielt sie gar keine Rolle. In der dritten Staffel von «The Mandalorian» verdingen sich ehemals mächtige Admiräle und Führer des Imperiums als abgewrackte Warlords, denen eine metaphysische Macht ziemlich am Allerwertesten vorbeigeht. Und Count Dooku hat also auch ganz nebenbei abgesahnt.
Soviel zum Imperium und ihre edlen Anführer.

Die ersten Episoden sind vor allem dazu da, die Klone aus ihrem emotionalen Tief herauszuholen. Sie stehen größtenteils für sich alleine, bieten so etwas wie das Abenteuer der Stunde. Bis Episode 7, «Die Klon-Verschwörung», beginnt einen ganz großen Bogen zu spannend.

Wie geht es eigentlich ohne Klone weiter? Diese waren das Rückgrat des Imperiums und sind es ja eigentlich immer noch. Doch Kamino ist zerstört und es regt sich Widerstand unter den Klonen, von denen mehr und mehr ihre eigene Persönlichkeit entdecken, etwas, das immer wieder auch in Bezug auf den abtrünnigen Crosshair thematisiert wird. Im Senat wird auf jeden Fall ein neues Rekrutierungsgesetz vorgestellt. Imperiale Bürger sollen zu den Waffen gerufen werden. Die junge Senatorin Riyo Chuchi, Vertreterin von Pantora, sieht jedoch nicht nur dieses Gesetz kritisch, da es dazu geeignet ist, die Souveränität der Republiken zu unterlaufen (oder das, was noch davon übrig ist). Die Senatorin kämpft darüber hinaus für die Rechte der Klone, die das Imperium offenbar gerne entsorgen würde – was einem Massenmord gleichkäme. Durch einen untergetauchten Klon erfährt sie von den wahren Hintergründen von Kaminos Untergang und davon, dass auf einem imperialen Kreuzer Unterlagen existieren, die das Verbrechen beweisen. Man braucht nicht raten, wer wohl die Befähigung besitzt, diese Daten zu stehlen! wer diese Unterlagen wohl stehlen könnte ...

Von diesem Moment an kennt die Serie keine Pause mehr. Mit dem Diebstahl der Daten, machen sich die Klone keine Freunde, während gleichzeitig offenbar ein neues Klonexperiment gestartet wird. Ein Experiment, das jedoch in eine ganz andere Richtung geht.

«The Bad Batch» lässt es krachen. Gleichzeitig ist die zweite Staffel sehr emotional und gibt den Figuren viel Raum, um sich selbst besser kennenzulernen. Für den Krieg erschaffen, sind sie Soldaten. Sie kennen nichts anderes als den Kampf. Die Fehlerhaftigkeit der Kloneinheit 99 bestand von Anfang an in der Individualität der Klone. Wie aber kann man eine eigene Identität entwickeln, wenn man in einem Umfeld daheim ist, in dem es so etwas wie Identität nicht gibt?
Wie diese Suche in die einzelnen Geschichten eingebaut wird, das ist verdammt clever gemacht, es gibt sogar eine Episode, «Padu», die diese Frage sogar in den Mittelpunkt der Handlung stellt und vor allem den Anführer der Truppe, Hunter, überraschend menschliche Emotionen entwickeln lässt.

Am Ende werden die einzelnen Handlungsfäden in einem spektakulären, sich über zwei Episoden erstreckenden Showdon zusammengeführt und natürlich endet die zweite Staffel mit einem Cliffhanger.

Einem Cliffhanger?
Eigentlich einem halben Dutzend!

Als Serienfan bekommt man ob solch eines Endes in Tagen wie diesen bekanntlich Panikattacken. Auf Netflix ist es inzwischen ein Abenteuer, eine neue Serie zu beginnen, weiß man doch nie, ob man auch das Ende tatsächlich zu sehen bekommt. Und auch Disney hat keine Angst mehr davor, von Serienfans gehasst zu werden. «Willow» hat eine treue Fangemeinde. «Willow» ist aber weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Im Fall von «The Bad Batch» ist jedoch Aufatmen angesagt, denn eine Staffel kommt noch.





Etwas überraschend haben die Executive Producers Brad Rau, Jennifer Corbett und Athena Portillo im Rahmen eines Panels in London bekannt gegeben, «The Bad Batch» mit der dritten Staffel abzuschließen. Für «The Bad Batch»-Showrunner und Mastermind Dave Filoni ergibt sich so die Chance, seine Serie tatsächlich in Würde zu beenden. Ein Hintertürchen wird er sicher offenlassen. Die Kloneinheit 99 hat, wie eingangs erwähnt, ihre Premiere schließlich in «The Clone Wars» gegeben. Wer weiß, welche Figuren aus «The Bad Batch» in Folgeformaten auftreten werden. Man denke an die animierte Figur «Ahsoka» aus den «Clone Wars», die ab August 2023 als die Heldin einer eigenen Realfilmserie zu sehen sein wird. Und Dave Filoni, der Mann, der die «Bad Batch» aufs Publikum losgelassen hat, dürfte noch so einiges an Serien und Filmen planen. Ursprünglich ist der 1974 geborene Filmemacher ein Animationskünstler, der an diversen Serien in unterschiedlichsten Positionen mitgearbeitet hat. In der Regel jedoch nicht in gehobenen Positionen, sondern in der zweiten Reihe. Bis er 2008 Supervisor geworden ist. Als solcher ist er so etwas wie der Chef-Animator. Jede Abteilung in einem Animationsstudio hat seine ganz eigenen Aufgaben. Manche Abteilungen entwickeln Hintergründe, andere Charaktere. Je größer ein Studio, desto differenzierter die Aufgabenverteilung. Dass am Ende die Animation wirkt, als wäre sie aus einem Guss entstanden, das zu garantieren ist die Aufgabe des Supervising Producers. Er ist damit auch eine Schnittstelle zwischen der Animation, der Regie, den Autoren, der Kamera und so weiter. Inzwischen hat Fioni auch bei «Star Wars»-Realfilmserien Regie geführt, er wird einen der noch unbenannten, kommenden drei neuen Spielfilme inszenieren und neue Serien hat er auch schon angekündigt, wobei ihn offenbar die Zeit zwischen im Anschluss an die Handlung von «Die Rache der Sith» im besonderen Maße interessiert. Man darf also gespannt bleiben.

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