Serientäter

«The Studio»: Seth Rogen in seiner besten Rolle

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In der zehnteiligen Serie parodiert sich das Filmgeschäft selbst. Es sind hochkarätige Filmstars wie Martin Scorsese, Parker Finn, Olivia Wilde und Netflix-Chef Ted Sarandos dabei.

Ende März flimmerten die ersten Episoden von «The Studio» über die internationalen Bildschirme. AppleTV+ hat Jahre an der Serie gearbeitet, an der Seth Rogen, Evan Goldberg, Peter Huyck, Alex Gregory und Frida Perez beteiligt sind. Bei so vielen Leuten, die auch gleich noch zu den ausführenden Produzenten gehören, könnte das Format in der Entwicklungshölle gelandet sein. Doch bei dieser Serie von Point Grey und Lions Gate Television ist der umgekehrte Fall eingetreten. Das Format gehört zu den besten Serien, die seit Jahren im Fernsehen liefen.

Im Mittelpunkt steht Matt Remick (Seth Rogen), der kurzerhand zum Studioleiter der alten Continental Studios befördert wird. Studio-Chef Griffin Mill (Bryan Cranston) hat Leiterin Patty Leight (Catherine O’Hara) herausgeworfen. Matts neue Aufgabe: Mill hat sich die Rechte am Kool-Aid-Man gesichert, sodass er daraus einen Animations-Spielfilm bauen soll. Schnell wird der gute Regisseur Nicholas Stoller ausgewählt, ehe Martin Scorsese ein Drehbuch über das Massaker von Jonestown geschrieben hat. Das Problem an der Sache: Scorsese hat einen kritischen Beitrag über Kool-Aid verfasst, der mit der Firmenpolitik nicht wirklich einhergeht.

Matt muss also den Spielfilm retten, um von Studio-Boss Mill nicht entlassen zu werden. Aus diesem Grund sucht er die frühere Studioleiterin Patty Leight auf, um diese zu einem lukrativen Deal zu übernehmen. Schließlich verstehen sich Patty und Nicholas Stoller sehr gut, Matt hatte zuvor Stoller auf das Abstellgleis geschoben, um mit Scorsese zusammenarbeiten zu können. Auf einer Party von Charlize Theron teilten Matt und sein Kollege Scorsese mit, dass der letzte Film von Scorsese nie gedreht wird.

Zu den Hauptdarstellern gehört auch Ika Barinholtz, der Sal Saperstein verkörpert. Er ist nicht nur Matts enger Freund, sondern auch der Vizepräsident für Produktionen. Zur Gang gehören noch die Marketingleiterin Maya Mason (Kathryn Hahn) und die frühere Assistentin Quinn Hacketts (Chase Sui Wonders), die zur Junior Executive befördert wurde. Das vierköpfige Team wird von Folge zu Folge besser aufgebaut. Aber der Reihe nach: Bereits die zweite Geschichte ist ein Augenschmaus: Neben den oft sehr langen Aufnahmen besteht die Episode „The Oner“ aus einer einzigen Einstellung. Währenddessen sind Matt und Sal am Set eines Spielfilmes. Doch die Abschlussszene der Regiearbeit von Sarah Polley misslingt dauernd, weil der Studiochef Matt ständig in die Szenen platzt.

Von Episode zu Episode werden die scheinbar großen Probleme in Hollywood abgeräumt: In der dritten Folge stellt Ron Howard seinen neuen Spielfilm vor, jedoch sind die meisten Produzenten mit einer endlosen Szene gegen Ende überhaupt nicht zufrieden. Noch nicht einmal Star und Produzent des Filmes Anthony Mackie möchte das Feedback hören. Als Matt einen Einwand geben möchte, wird er von Howard verspottet, weil er scheinbar den Film «A Beautiful Mind» nicht verstanden habe.

Bei „The Missing Reel“ sorgt Matt dafür, dass die Abschlussfeier des Spielfilmes von Olivia Wild abgesagt wird. Es handelt sich dabei an einem Neo-Noir-Detektivfilm, weshalb auch immer Matt und Sal diese Rolle einnehmen und nach dem verschwundenen Band suchen. Sie verdächtigen Hauptdarsteller Zac Efron. In „The War“ bekämpfen sich Quinn und Sal für die Neu-Aufnahme des Spielfilms «Smile». Bei dem Slasher-Film soll Chris Hemsworth verpflichtet werden, doch auch Owen Kline soll für das Projekt vorsprechen. Nachdem die Gängelungen untereinander immer schlimmer werden, eskaliert die Situation immer weiter. Aufgrund eines Burrito stürzt das gesamte Set der Netflix-Miniserie «Waterloo» ein. Dies ist eine perfekte Steigerung der Situation und ist vor allem auch so toll anzusehen, weil die Musik herrlich passt. Auch hier versucht die Produktion mit möglichst wenig Schnitten auszukommen.



Einen Streit gibt es auch bei Matt, der eine neue Freundin hat: Eine Kinderonkologin. Er begleitet sie zu einer Spendenaktion des Cedars-Sinai Medial Centers und dort kommt es zwischen Sarahs Kollegen und Matt zum riesigen Streit, was nun wichtiger sei: Ärzte oder Künstler? Bei der Folge „Casting“ beschäftigt sich das Team von der Produktionsfirma mit der Besetzung von Ice Cube, der als Stimme des Kool-Aid-Manns Stereotypen gegenüber Afroamerikanern bedienen könnte. Jeder der Beteiligten hat eine andere Meinung, die Latina Quinn sagt, dies sei kein Problem, weil Kool-Aid ein Problem der Armen sei. Jedoch spricht Sandra Oh die Ehefrau von Kool-Aid, was zu Problemen führt. Daher wurde kurzerhand Regina King verpflichtet. Die Synchronsprecher werden gewechselt, wodurch die Drehbuchautoren abspringen. Sie können es nicht verantworten, dass sie als Weiße einen Film für Afroamerikaner machen.

Alles in allem ist «The Studio» eine herrliche Serie, die alle Möglichkeiten aus der Filmwelt nutzt, um die Themen unterhaltend zu zeigen. Selbst als Nicht-Fan packt die Serie die Zuschauer und führt auf einem Niveau die Zuschauer in die Hollywood-Welt ein. AppleTV+ hat die Serie für eine zweite Staffel verlängert, hoffentlich können die Macher dieses Niveau halten. Es könnte durchaus sein, dass die weiteren Geschichten im Gegensatz zum Erstlingswerk nicht mithalten können. Aber bevor die Fortsetzung erscheint, sollte man als Filmfan ein Monatsabo in «The Studio» investieren.

«The Studio» ist bei AppleTV+ verfügbar.

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