Filme des Grauens

«Don’t Sleep»

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Albtraum in Spielfilmlänge: Warum dieses Werk von Rick Bieber zu den schlimmsten Filmen der letzten Jahre zählt.

Es gibt Filme, bei denen das Scheitern bereits in den ersten Minuten spürbar wird – «Don't Sleep» aus dem Jahr 2017 ist ein Paradebeispiel. Inszeniert, geschrieben und produziert von Rick Bieber, der offenbar niemanden hatte, der ihm rechtzeitig das Skript aus der Hand riss, reiht sich das Werk nahtlos in die Liste des verfilmten Grauens ein. Die Grundidee ist nicht unspannend: Ein junger Mann namens Zach wird von Albträumen und Visionen geplagt, die mit seiner traumatischen Kindheit in Verbindung stehen. Gemeinsam mit seiner Freundin Shawn zieht er in ein neues Zuhause, um der Vergangenheit zu entkommen – doch das Grauen zieht mit ein.

Was nach psychologischem Thriller mit Gruselelementen klingt, entpuppt sich schnell als konfuses, unlogisches Sammelsurium aus esoterischem Gefasel, bedeutungsschwangeren Symbolen und wirren Rückblenden, die nie wirklich erklärt werden. Bereits nach einer Viertelstunde fragt man sich: Wohin will dieser Film? Die Antwort bleibt Bieber schuldig. Statt Spannung liefert «Don't Sleep» bedeutungslose Dialoge, eine ausgebremste Dramaturgie und Szenen, die wirken, als hätte jemand aus Versehen das Storyboard vertauscht.

Dabei ist das Personal durchaus prominent. Dominic Sherwood, bekannt aus der Fantasyserie «Shadowhunters», spielt den psychisch instabilen Protagonisten Zach. Seine Leistung bleibt blass – was allerdings weniger an seinem Talent als an der schlechten Regie und dem desaströsen Drehbuch liegt. An seiner Seite agiert Charlbi Dean, die nach «Don't Sleep» eine deutlich bessere Rolle in dem Cannes-Erfolg «Triangle of Sadness» ergattern konnte. Tragischerweise verstarb sie 2022 im Alter von nur 32 Jahren. Weitere bekannte Gesichter wie «The Sopranos»-Star Drea de Matteo, «Crossing Jordan»-Darstellerin Jill Hennessy oder Cary Elwes («Die Braut des Prinzen») verlieren sich ebenfalls in ihren undankbaren Rollen. Für Alex Rocco, bekannt aus «Der Pate», war es der letzte Film vor seinem Tod – ein trauriger Abschluss für eine große Karriere.

Die Kritik an «Don't Sleep» fiel entsprechend vernichtend aus. Auf Rotten Tomatoes kommt der Film auf katastrophale 9 Prozent, Metacritic listet ihn mit einem Wert von 26 von 100. Kritiker nannten den Film „verwirrend“, „langweilig“, „unlogisch“ und „schlecht gespielt“. Bei „Common Sense Media“ reichte es nur für einen Stern, und selbst „RogerEbert.com“ kam über zwei Sterne nicht hinaus. Besonders bemängelt wurden die unklare Tonalität, die schlecht eingesetzten Effekte und das völlige Fehlen von Atmosphäre.

Wie konnte es so weit kommen? Die Antwort ist einfach und ernüchternd: Rick Bieber hatte zu viel Kontrolle. Er schrieb nicht nur das Skript, sondern übernahm auch Regie und Produktion. Damit fehlte jeder kreative Gegenpol, der diesem Film Struktur oder Tiefe hätte verleihen können. Das Ergebnis ist ein Werk, das wirkt wie eine erste Rohfassung – unfertig, überambitioniert und auf seltsame Weise gleichzeitig zu ernst und zu banal.

Auch finanziell war «Don't Sleep» ein Reinfall. Verlässliche Zahlen zum Einspielergebnis sind kaum auffindbar – was bereits Bände spricht. Der Film lief nicht regulär im Kino, wurde auf wenigen Arthouse-Leinwänden gezeigt und dann schnell auf Video-on-Demand-Plattformen abgeschoben. Die Einnahmen dürften unter einer Million Dollar liegen – von einem Erfolg war «Don't Sleep» also so weit entfernt wie von filmischer Qualität.

«Don't Sleep» ist kein Horrorfilm im klassischen Sinne – er ist vielmehr ein Mahnmal dafür, was passiert, wenn ein Regisseur sich selbst überschätzt, niemand das Projekt rechtzeitig stoppt und talentierte Schauspieler in einem skriptlosen Albtraum gefangen sind. Wer ihn dennoch sehen möchte, sei gewarnt: Wer hier nicht schläft, ist selbst schuld.

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