Filme des Grauens

«Der Kaufhaus Cop 2»

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Die Produktion von Kevin James erreichte lediglich ein Metascore von 13. Wie konnte ein Star so krass abstürzen?

Mit «Paul Blart: Mall Cop 2» schickte sich Kevin James 2015 an, seinen unbeholfenen Einkaufszentrums-Sheriff erneut auf Segway-Patrouille zu schicken – diesmal in Las Vegas. Heraus kam eine überproduzierte, witzfreie Slapstick-Orgie, die Kritiker entsetzte, aber trotzdem ein Kassenerfolg wurde. Heute gilt der Film als Paradebeispiel dafür, wie Komödien-Franchises völlig aus dem Ruder laufen können.

Sechs Jahre nach dem Überraschungshit «Paul Blart: Mall Cop» (2009) glaubte Produzent Adam Sandler gemeinsam mit seinem Kumpel Kevin James, noch einmal die alte Magie beschwören zu können. Der erste Teil, eine harmlose Mischung aus «Die Hard» und Familienkomödie, hatte weltweit über 180 Millionen Dollar eingespielt und James’ Image als „liebenswerter Trottel“ gefestigt. Doch die Fortsetzung unter der Regie von Andy Fickman («Race to Witch Mountain», «She’s the Man») zeigte, dass selbst das gutmütigste Publikum irgendwann genug von Segway-Gags und Fettscherzen hat.

Inhaltlich knüpft «Paul Blart: Mall Cop 2» direkt an die Ereignisse des Vorgängers an: Blart (Kevin James) hat seine Frau verloren – sie ließ ihn nur sechs Tage nach der Hochzeit sitzen – und seine Mutter wurde von einem Milchwagen überfahren. Einsam, aber pflichtbewusst, versieht er weiterhin seinen Dienst als Sicherheitsmann, bis ihn eine Einladung zu einer Sicherheitskonferenz nach Las Vegas erreicht. Dort hofft er auf späte Anerkennung – und vielleicht auf ein kleines Abenteuer. Seine Tochter Maya (Raini Rodriguez), inzwischen fast erwachsen, begleitet ihn. Während sie heimlich plant, nach UCLA zu ziehen, stolpert Blart in einen Kunstraub im Wynn-Hotel – und rettet, mehr zufällig als heldenhaft, den Tag.

Der Plot – wenn man ihn so nennen will – dient vor allem als Vehikel für endlose Stunts, peinliche Slapsticknummern und sentimentale Vater-Tochter-Momente. Kevin James setzt auf seine typische Mischung aus Selbstmitleid und Körperkomik, doch der Film überdehnt jede Pointe bis zur Schmerzgrenze. Eine Szene, in der Blart minutenlang gegen einen Vogel kämpft, ist sinnbildlich für die ganze Produktion: teuer inszeniert, aber ohne Witz, Ziel oder Timing. Selbst der Bösewicht (gespielt von Neal McDonough) bleibt blass, obwohl er sichtlich Spaß an seiner übertriebenen Schurkenrolle hat.

Trotz miserabler Kritiken spielte der Film weltweit über 107 Millionen Dollar ein – bei einem Budget von rund 38 Millionen. Finanziell war «Der Kaufhaus Cop 2» also kein Desaster, aber der Imageschaden für Kevin James und die Comedy-Schmiede Happy Madison war enorm. Auf Rotten Tomatoes liegt der Film bei mageren 6 Prozent, Metacritic vergibt 13 von 100 Punkten – ein verheerendes Urteil. „Bathed in flop sweat and bereft of purpose“, schrieb der „Hollywood Reporter“ – sinngemäß: „In Schweiß gebadet, aber ohne jeden Zweck.“ Christy Lemire von RogerEbert.com vergab null Sterne und nannte das Werk „eine filmische Leere, die man fühlen kann“.

Kevin James, der einst in «King of Queens» und «Hitch» mit charmantem Understatement punktete, verlor danach fast jede filmische Glaubwürdigkeit. Seine späteren Projekte wie «Here Comes the Boom», «The Crew» (Netflix) oder «Home Team» blieben weit hinter den Erwartungen. Erst mit seiner ernsten Rolle im Survival-Actionfilm «Becky» (2020) konnte er Kritiker wieder überraschen. Im Jahr 2016 sollte Kevin James sogar mit «Kevin Can Wait» sogar den Sendeplatz von «The Big Bang Theory» übernehmen, doch das Projekte floppte. CBS ließ kurzerhand «Young Sheldon» produzieren.

Regisseur Andy Fickman blieb nach «Mall Cop 2» im Komödienfach, inszenierte TV-Episoden und Serien wie «Kevin Can Wait», in der James erneut die Hauptrolle übernahm. Dasselbe Happy-Madison-Team aus Produzenten Adam Sandler und Jack Giarraputo konzentrierte sich anschließend auf Streaming-Deals mit Netflix, wo Sandler bis heute regelmäßig neue Komödien veröffentlicht – mit ähnlicher Erfolgsbilanz: hohe Klickzahlen, niedrige Bewertungen.

Autor Nick Bakay, ursprünglich bekannt als Stimme der Katze Salem in «Sabrina – Total Verhext!», schrieb danach nur noch vereinzelt Drehbücher und zog sich weitgehend aus Hollywood zurück. Der zweite Drehbuchautor und Hauptdarsteller Kevin James hat ebenfalls keine weiteren Schreibversuche unternommen. Die jüngeren Mitwirkenden wie Raini Rodriguez (als Tochter Maya) blieben größtenteils im Disney-Umfeld aktiv, während Nebendarsteller wie Neal McDonough («Yellowstone») und Daniella Alonso («Dynasty») in Serienkarrieren aufgingen.

Heute gilt «Paul Blart: Mall Cop 2» als einer jener Filme, die unfreiwillig Kultstatus erlangt haben – allerdings als „so bad it’s good“-Phänomen. Der Podcast ’Til Death Do Us Blart, gestartet 2015 von den Machern von „The Worst Idea of All Time“ und den McElroy-Brüdern, hat sich sogar verpflichtet, den Film jedes Jahr zu Thanksgiving erneut zu schauen und zu besprechen – auf Lebenszeit.

Inhaltlich ist der Humor schlecht gealtert: Die Witze über Gewicht, Ungeschicklichkeit und soziale Außenseiter wirken 2025 eher mitleidig als komisch. Die „Heldengeschichte des kleinen Mannes“ verkommt zur Parodie ihrer selbst. Wo der erste Film noch etwas Herzlichkeit hatte, bleibt die Fortsetzung leer – eine Aneinanderreihung von Gags, die nie zünden. Und doch spiegelt «Mall Cop 2» eine Zeit wider, in der Studio-Komödien mit kalkuliertem Slapstick und familienfreundlichem Humor noch Geld verdienten. Heute würde ein solcher Film wohl direkt auf Netflix landen – und dort schnell verschwinden.

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