Filme des Grauens

«Aliens vs. Predator: Requiem»

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Zwei der legendärsten Kreaturen der Filmgeschichte treffen aufeinander – doch statt epischer Sci-Fi-Action herrscht Dunkelheit, Chaos und Ratlosigkeit.

Wenn zwei der größten Monster-Ikonen der Filmgeschichte aufeinandertreffen und am Ende niemand mehr etwas sieht, dann war vermutlich das Licht aus – und das ist keine Metapher. «Aliens vs. Predator: Requiem» aus dem Jahr 2007, kurz «AVPR», gilt bis heute als ein Musterbeispiel dafür, wie man eine goldene Franchise-Idee in einer Dunkelkammer begraben kann. Regie führten die Brüder Colin und Greg Strause, zwei Effektspezialisten, die eigentlich wussten, wie man visuell beeindruckt. Doch ihr Regiedebüt geriet zu einem dunklen, lauten und konfusen Film, der gleichzeitig zu viel und zu wenig wollte.

Die Handlung setzt direkt nach dem ersten «Alien vs. Predator»-Film an. An Bord eines Predator-Schiffs entsteht ein Hybridwesen, das „Predalien“ – eine Mischung aus Predator und Xenomorph. Das Wesen massakriert die Crew und bringt das Schiff zum Absturz über einer Kleinstadt in Colorado. Von dort aus entwickelt sich das übliche Horror-Szenario: Ein erfahrener Predator-Krieger, genannt „Wolf“, reist zur Erde, um die außerirdische Bedrohung auszulöschen und alle Spuren zu verwischen. Gleichzeitig gerät eine Gruppe ahnungsloser Menschen mitten in das Gemetzel – darunter ein Ex-Häftling namens Dallas, sein Bruder Ricky, eine zurückkehrende Soldatin Kelly und diverse Teenager mit Highschool-Problemen, die sich plötzlich im Weltuntergang wiederfinden. Das Finale gipfelt in einem chaotischen Showdown auf dem Dach eines Krankenhauses, wo Predator und Predalien sich gegenseitig töten, bevor ein taktischer Atombombenabwurf Gunnison auslöscht. Ein letzter Hinweis auf die „Yutani Corporation“ verbindet das Geschehen lose mit der «Alien»-Mythologie – als ob jemand im letzten Moment noch schnell die Marke sichern wollte.

Warum hat man so etwas überhaupt produziert? Ganz einfach: Geld. Der erste «Alien vs. Predator» von 2004 war trotz mäßiger Kritiken ein Kassenhit und spielte bei einem Budget von rund 60 Millionen Dollar mehr als 170 Millionen ein. FOX sah also Potenzial in einer härteren, düstereren Fortsetzung – dieses Mal mit R-Rating statt jugendfreundlichem PG-13. Die Strause-Brüder versprachen „mehr Horror, mehr Blut, mehr Respekt vor den Fans“. In der Realität bekamen die Zuschauer einen Film, der zwar alles zeigen wollte, aber dank seiner berüchtigt dunklen Ausleuchtung kaum etwas zeigte. Die Action war verwackelt, die Dialoge klangen nach Teenie-TV, und die Figuren dienten vor allem als Futter für Facehugger und Säureblut. Kritiker sprachen von „Kamerafahrten im Kohlekeller“ und „Plot-Archetypen aus dem Katastrophenbaukasten“.

Und doch – wirtschaftlich lohnte es sich. Mit rund 40 Millionen Dollar Budget spielte «AVPR» weltweit rund 130 Millionen ein. Ein Erfolg, der zwar die Buchhalter zufriedenstellte, die Fans aber kaum begeisterte. Das Home-Entertainment-Geschäft lief passabel, zumal es neben der Kinofassung auch einen „Unrated Cut“ gab, der mit minimal verlängerten Szenen warb. Dennoch war nach diesem Kapitel Schluss: Fox stellte die «AVP»-Reihe ein und führte die beiden Marken «Alien» und «Predator» wieder getrennt fort. 2010 erschien «Predators», 2012 dann Ridley Scotts «Prometheus». Das Crossover galt als kreative Sackgasse.

Auch personell blieb der Film nicht ohne Folgen. Die Strause-Brüder, die zuvor mit ihrer Firma Hydraulx Effekte für Blockbuster wie «The Day After Tomorrow» oder «300» produziert hatten, wollten mit «AVPR» ihren Sprung in die Regie schaffen. Das gelang nur bedingt. Ihr nächster Film, «Skyline» (2010), war wieder eine Sci-Fi-Story über Alien-Invasionen – und wurde erneut von Kritikern zerrissen, wenn auch finanziell akzeptabel. Autor Shane Salerno, der das Drehbuch schrieb, blieb der Branche treu und machte Karriere als Drehbuchautor und Produzent. Er arbeitete an großen Projekten wie «Avatar: The Way of Water» und gründete später die Produktionsfirma „The Story Factory“, die Literaturstoffe vermarktet.

Die Hauptdarsteller gingen beruflich sehr unterschiedliche Wege. Steven Pasquale, der im Film den Ex-Sträfling Dallas spielte, entwickelte sich zu einem etablierten TV- und Theaterdarsteller. Reiko Aylesworth, die die Soldatin Kelly verkörperte, blieb dem Seriengeschäft treu und spielte unter anderem in «Hawaii Five-0» und «Agents of S.H.I.E.L.D.». John Ortiz, der den Sheriff gab, machte eine beachtliche Karriere in Hollywood und war in «Silver Linings Playbook» oder «Fast & Furious» zu sehen. Ariel Gade, die als Kind die Tochter von Aylesworth spielte, zog sich früh aus dem Showgeschäft zurück. Tragisch verlief das Leben von Johnny Lewis, der Rickys Rolle übernahm: Er starb 2012 unter dramatischen Umständen, was dem Film im Nachhinein einen bitteren Schatten verlieh.

Auch aus filmhistorischer Sicht ist «AVPR» schlecht gealtert. Das beginnt bei der Ästhetik – die düstere Beleuchtung, die einst als „atmosphärisch“ gedacht war, macht den Film heute schlicht unanschaubar. In Zeiten von 4K-Remasters und HDR-Monitoren fällt besonders auf, wie viel vom Geschehen schlicht in schwarzer Leere verschwindet. Die Handlung wirkt wie eine Collage aus bekannten Motiven: ein bisschen «Alien»-Horror, ein bisschen «Predator»-Action, aber ohne den Mut, eigene Akzente zu setzen. Die Mischung aus Teenie-Romanze, Kleinstadtpanik und Militärklischees ergibt keinen Ton, keine Spannung, keine Seele. Was bleibt, ist ein Paradebeispiel für Studio-Franchise-Denken: Ein Film, der nur existiert, weil seine Figuren auf T-Shirts gut aussehen.

Warum also ist «Aliens vs. Predator: Requiem» trotzdem interessant? Vielleicht, weil er die Grenzen des Franchise-Kinos zeigt. Er steht sinnbildlich für den Moment, in dem Studioentscheidungen schwerer wogen als Visionen. Die Brüder Strause wollten die Legenden von Ridley Scott und John McTiernan vereinen, heraus kam eine Art nächtliches Splatter-Kammerstück ohne Herz. Das Monsterduell, das Generationen von Fans erwarteten, fand zwar statt – aber im Dunkeln. Was bleibt, ist eine bizarre Fußnote der Filmgeschichte: ein Werk, das kommerziell überlebt, aber kulturell untergegangen ist.

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