Filme des Grauens

«Familie Klumps und der verrückte Professor»

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Mit «Nutty Professor II: The Klumps» wollte Eddie Murphy im Jahr 2000 den Erfolg seines gefeierten Vorgängers fortsetzen – doch aus der aufwendigen Effektschau wurde eine groteske Slapstick-Orgie.

Mit «Nutty Professor II: The Klumps» wollten Eddie Murphy und Regisseur Peter Segal im Jahr 2000 den Erfolg des ersten Films wiederholen – heraus kam eine überdrehte, technisch aufwendige, aber inhaltlich zerplatzte Komödie, die zeigt, wie dünn der Grat zwischen Gag-Feuerwerk und peinlicher Klamotte sein kann.

Als Fortsetzung des 1996er-Hits «The Nutty Professor» stand «Nutty Professor II: The Klumps» unter enormem Druck. Der erste Teil hatte Eddie Murphy als Komödien-Genie wiederbelebt, nachdem seine Karriere zuvor ins Stocken geraten war. Das Publikum liebte seine Doppelrollen, die grotesken Masken und das Spiel mit Identitäten. In der Fortsetzung griffen Murphy und Regisseur Peter Segal dieses Prinzip noch einmal auf – allerdings mit weniger Charme, weniger Esprit und deutlich mehr Fäkalhumor.

Der Film erzählt die Geschichte des liebenswerten, aber schwer übergewichtigen Genetik-Professors Sherman Klump, der nun mit seiner Freundin Denise (gespielt von Janet Jackson) kurz vor der Hochzeit steht. Sherman hat seine fiese, selbstverliebte zweite Persönlichkeit Buddy Love – das schmalzige, arrogante Alter Ego aus dem ersten Teil – zwar weitgehend verdrängt, doch dessen DNA steckt immer noch in ihm. Als Sherman versucht, seine bahnbrechende Erfindung – ein Mittel, das Alterungsprozesse rückgängig machen kann – zu perfektionieren, passiert das Unvermeidliche: Buddy Love materialisiert sich erneut, diesmal als eigenständige Person.

Fortan bekämpfen sich zwei Eddie Murphys – der sanfte, gutmütige Sherman und der hyperaktive, sexbesessene Buddy – im Kampf um die Kontrolle über das Serum, die Karriere und die Liebe. Das Chaos gipfelt in einer Reihe von slapstickartigen Eskapaden, bei denen Murphy in bis zu acht verschiedenen Rollen zu sehen ist: als Sherman, als Buddy, als Mutter, Vater, Bruder und Großmutter Klump – allesamt mit dicken Latexanzügen, aufwendigen Masken und überzogener Gestik. Der Humor schwankt zwischen körperbetontem Klamauk und pubertärem Unfug, was 2000 zwar technisch beeindruckte, aber schon damals als „Witz über den Witz hinaus“ kritisiert wurde.

Finanziell konnte «Nutty Professor II» zunächst überzeugen: Mit einem Budget von rund 84 Millionen Dollar spielte der Film weltweit über 166 Millionen Dollar ein und war damit ein solider Kassenerfolg – wenn auch weit unter den Erwartungen des Studios Universal, das mit einem neuen Megahit gerechnet hatte. Doch die Kritiken waren vernichtend. Auf Rotten Tomatoes erreichte der Film nur 26 Prozent positive Stimmen, viele Rezensenten bezeichneten ihn als „effektüberladenen Rückschritt“. Die „Los Angeles Times“ schrieb: „Es ist, als hätte man eine teure Spezialeffekt-Show für Kinder gemacht, die zufällig in einem Erwachsenenfilm steckt.“

Eddie Murphy, der im ersten Teil noch als kreatives Multitalent gefeiert wurde, wurde diesmal für seine exzessive Selbstinszenierung kritisiert. Statt subtiler Charakterkomik setzte er auf Dauergrimassen, Sexwitze und endlose Flatulenz-Gags. Die Dinner-Szenen mit der gesamten Klump-Familie, die beim ersten Film noch für schallendes Gelächter sorgten, wirkten diesmal abgestanden. Aus heutiger Sicht sind viele dieser Gags sogar problematisch: Der Umgang mit Körpergewicht, Sexualität und Geschlechterrollen entspricht dem frühen 2000er-Humor, der heute kaum noch als charmant durchgeht, sondern eher als plump und beleidigend.

Trotz der Kritik blieb «Nutty Professor II» ein technischer Meilenstein im Bereich Masken- und Make-up-Effekte. Rick Baker, der legendäre Maskenbildner (bekannt für «Men in Black» und «An American Werewolf in London»), erhielt für seine Arbeit eine Oscar-Nominierung. Doch das allein konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Drehbuch schwach war. Die Autoren Barry W. Blaustein, David Sheffield und Paul Weitz versuchten, aus der Vorlage von Robert Louis Stevensons Dr. Jekyll und Mr. Hyde eine überdrehte Familienkomödie zu basteln – mit mäßigem Erfolg.

Was wurde aus den Beteiligten? Eddie Murphy selbst erlebte nach «The Klumps» eine lange kreative Durststrecke. Filme wie «Pluto Nash», «Norbit» oder «Meet Dave» ließen ihn zur Zielscheibe des Spotts werden. Erst Jahre später gelang ihm mit «Dreamgirls» und «Dolemite Is My Name» eine künstlerische Rehabilitation. Janet Jackson zog sich nach dem Film weitgehend vom Kino zurück und konzentrierte sich wieder auf ihre Musikkarriere, die durch das Super-Bowl-Skandaljahr 2004 kurz ins Wanken geriet, aber bis heute erfolgreich ist. Regisseur Peter Segal blieb Hollywood treu und arbeitete an Komödien wie «50 First Dates» und «Get Smart», konnte aber nie wieder einen ähnlichen Effekt erzielen.

Die Drehbuchautoren Blaustein und Sheffield hatten zuvor an Murphys größten Erfolgen mitgewirkt – «Coming to America» und «Saturday Night Live» –, doch auch sie verloren nach dem Film an Bedeutung in der Branche. Produzent Brian Grazer, der als einer der mächtigsten Männer in Hollywood galt, blieb aktiv und arbeitete weiter an Prestigeprojekten wie «A Beautiful Mind» und «Frost/Nixon».

Heute gilt «Nutty Professor II: The Klumps» als ein Film, der seinen eigenen Witz erdrückt hat. Die Spezialeffekte beeindrucken kaum noch, die Jokes sind schlecht gealtert und der überzogene Körperhumor wirkt fremd in einer Zeit, in der Comedy subtiler und emotionaler geworden ist. Zwar hat Eddie Murphy später mehrfach angekündigt, zu der Figur zurückkehren zu wollen, doch bislang blieb es bei Gerüchten.

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