Mit «The Morning Show» haben Jay Carson, Kerry Ehrin und Charlotte Stoudt eine interessante Serie geschaffen, die zum Teil auf wahren Begebenheiten beruht. Das Format basiert auf dem Sachbuch „Top of the Morning – Inside the Cutthroat World of Morning TV“ von Brian Stelter und wirft unter anderem einen kritischen Blick auf Ann Curry, die kurzzeitig zur Nachrichtensprecherin der NBC-«Today»-Show aufstieg, um aus Quotengründen wieder herausgeworfen zu werden. Ihr Co-Host Matt Lauer ist die Vorlage für die Steve-Carell-Figur Michael Kessler, der gegenüber Mitarbeiterinnen übergriffig wurde. Lauer moderierte 20 Jahre lang die Frühstückssendung, ehe seine Übergriffe öffentlich wurden.In der zweiten Staffel gehört Steve Carell weiterhin zum Ensemble, obwohl das eigentliche Thema die kommende Corona-Pandemie ist. Außerdem hat Alex (Jennifer Aniston) die Sendung verlassen, nachdem die erste Staffel mit einem Knall endete und zum Aus des UBA-Präsidenten Fred Micklen (Tom Irwin) führte. Damit die Carell-Thematik überhaupt einen nennenswerten Stellenwert bekommt, fliegt Alex zu ihrem ehemaligen Sendungspartner an den Comer See nach Italien. Obwohl die Pandemie da bereits im Gange ist, ist die Abreise für sie dennoch möglich. Schließlich räumen die Produzenten Carell endgültig beiseite, nachdem die Handlung mit der Dokumentarfilmerin Paola Lambruschini (Valeria Golino) auserzählt wurde.
Außerdem steht Bradley (Reese Witherspoon) vor einer Entscheidung, da sie auf die Moderatorin von „UBA 360“ trifft. Julianna Margulies verkörpert Laura Peterson, eine ehemalige Präsenterin der „Morning Show“, die aufgrund ihrer Homosexualität die Sendung verlassen musste. Bradley und Laura kommen sich näher, und die Südstaatlerin hat ein Problem damit, sich zu outen. Erst als der Sender das Outing an die Presse leakt, werden die Konflikte zwischen den beiden ausgeräumt.In der dritten Staffel werden zahlreiche neue Handlungsstränge eröffnet. Bradley ist nun Moderatorin der UBA-Abendnachrichten, während die Frühstückssendung von Yanko Flores (Néstor Carbonell) und Christine Hunter (Nicole Beharie) präsentiert wird. Cory Ellison (Billy Crudup) bleibt weiterhin Senderchef, muss jedoch die Kosten für den Streamingdienst UBA+ senken. Das Szenario erinnert stark an NBC und den Streamingdienst Peacock, der während der Pandemie ebenfalls als letzter der großen Networks digital startete. Während Cory in der fiktionalen Version weiterhin nicht an lineare oder zeitversetzte Nutzung glaubt, waren es bei NBC tatsächlich Verträge mit Disney und Hulu. Neu eingeführt wird die UBA-Aufsichtsratschefin Cybil Reynolds (Holland Taylor).
Außerdem trifft sich Cory mit dem Milliardär Paul Marks (Jon Hamm), dessen Weltraumfahrtprogramm an Amazon-Boss Jeff Bezos erinnert. Alex soll zusammen mit Paul und Cory ins All fliegen, verschwindet jedoch für eine Story aus der Wüste. Stattdessen muss sie die Mission antreten, bei der es zu einem kurzzeitigen Übertragungsfehler kommt. Später dealen Paul und Cory eine Übernahme des Senders aus – allerdings in einem Missverhältnis zu den Mitarbeitern. Paul ist in mehrere Firmen involviert, was zu Zensur in den eigenen Reihen führen könnte.In der dritten Staffel berichtet Alex auch mit einer Reportage aus dem Capitol. Die Aufnahmen vom 6. Januar waren für UBA ein großer Erfolg, allerdings löscht sie einige Clips, weil darauf ihr eigener Bruder – ein Drogensüchtiger – zu sehen ist. Das führt zu Gewissensbissen und internen Konflikten. Zudem wird Nachrichtenchefin Stella Bak (Greta Lee) nach eineinhalb Staffeln von einer Ja-Sagerin zur Entscheiderin befördert. Nicht nur soll sie Cory ersetzen, auch eine Stanford-Freundin könnte den Verkauf des Senders stoppen.
Mit dem Start der vierten Staffel fusioniert UBA mit einem Mitbewerber zu UBN. Erneut setzt die Handlung zwei Jahre später ein, kurz vor den Olympischen Sommerspielen in Paris. Alex interviewt die iranische Fechterin Roya Nazeri (Ava Lalezarzadeh) und ihren Vater Arsham (Alain Ali Washnevsky), die das Gespräch für ihre Flucht in die USA nutzen wollen. Doch Arsham hat ein Geheimnis. Bradley hingegen lebt wieder in ihrer Heimatstadt in West Virginia und soll zur „Morning Show“ zurückkehren, weil die Quoten im Keller sind. Gleichzeitig wird sie von einer Quelle kontaktiert, die behauptet, die Martel-Chemiefabrik in Wolf River vergifte Tiere und verursache Krebsfälle bei Menschen.
Wie schon in der zweiten Staffel hatten die Autoren nicht den Mut, Billy Crudup aus der Serie zu schreiben. Das führt dazu, dass Cory zunächst in Hollywood an einem Filmprojekt arbeitet, das scheitert, woraufhin er nach New York zurückkehrt. Ausgerechnet Néstor Carbonell, täglicher Hauptmoderator der fiktiven Show, ist nun nicht mehr in einer Haupt-, sondern nur noch in einer Nebenrolle zu sehen. Gleichzeitig wird Greta Lee mitten in der Staffel herausgeschrieben, während andere Figuren mit diffusen Storylines künstlich über Wasser gehalten werden. Die ehemalige Redaktionsleiterin Mia Jordan (Karen Pittman) wird schließlich Christines Managerin und hüpft fortan täglich am Set herum.«The Morning Show» ist in vielen Bereichen detailreich, weist aber immer wieder Plot-Lücken auf. So ist nicht ersichtlich, wie sich UBN-Vorstandsmitglied Celine Dumont in die Firma einkaufte oder warum einige Darsteller kommentarlos verschwinden. Auf der anderen Seite ist die Struktur der Serie in der vierten Staffel extrem vorhersehbar: Ein Thema wird in Folge 1 eröffnet, in Folge 9 eskaliert es scheinbar ausweglos – und im Finale wird alles wieder zurechtgebogen. Alex verliebt sich ständig in die falschen Männer, Bradley kommt nicht aus ihrer Haut heraus. Die Figurenentwicklung ist teilweise enttäuschend und muss in Staffel fünf dringend besser werden. Schlussendlich ist «The Morning Show» eine gut geschriebene Serie, die allerdings einen stärkeren Soap-Anteil hat als etwa «The Newsroom».
«The Morning Show» ist bei AppleTV erhätlich.






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