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‚Money – Eine Geschichte der Menschheit aus Perspektive des Geldes‘

von

Ein unterhaltsamer Streifzug durch 5000 Jahre Geld, Macht und Menschlichkeit. David McWilliams verfasste das Buch und blickt auch in die Zukunft.

„Die Geschichte des Geldes ist die Geschichte der Menschheit selbst.“ Mit diesem Satz fasst der irische Ökonom und Bestsellerautor David McWilliams das zentrale Anliegen seines neuen Buches zusammen. In „Money – Eine Geschichte der Menschheit aus Perspektive des Geldes“, das im November 2025 in deutscher Übersetzung von Nikolaus de Palézieux erscheint, verbindet McWilliams Wirtschaftsgeschichte, Anthropologie und Kulturkritik zu einem ebenso klugen wie witzigen Panorama darüber, wie Geld die Welt – und uns – geformt hat.

Der renommierte Wirtschaftsjournalist, bekannt durch seine Kolumnen in der „Irish Times“ und seine pointierten Analysen in TV und Podcasts, entführt seine Leser auf eine Reise durch die Geschichte des Geldes, die alles andere als trocken ist. Er zeigt, dass Geld nicht nur Zahlen und Bilanzen bedeutet, sondern ein Spiegel menschlicher Sehnsüchte, Ängste und Ambitionen ist.

McWilliams beginnt dort, wo alles anfing – bei den Tontafeln Mesopotamiens, den ersten bekannten Schuldscheinen der Menschheitsgeschichte. Er beschreibt, wie sich in antiken Tempeln ein System von Vertrauen, Wert und Macht herausbildete, das die Grundlagen für alle späteren Wirtschaftssysteme legte. Von dort führt er den Leser über die Münzprägung im antiken Griechenland, wo Geld erstmals als Instrument politischer Legitimation diente, bis ins mittelalterliche Arabien, wo Mathematik und Kreditwesen die Basis für Handel und Zivilisation bildeten. McWilliams zeigt, wie eng kulturelle und ökonomische Entwicklungen miteinander verwoben sind: Ohne Buchführung kein Imperium, ohne Schulden keine Innovation, ohne Vertrauen kein Wohlstand. Diese Reise durch die Epochen wird nicht chronologisch, sondern assoziativ erzählt – wie eine Serie kluger Gespräche, in denen McWilliams scheinbar mühelos den Bogen von der Französischen Revolution bis zu Bitcoin spannt. So gelingt es ihm, ökonomische Zusammenhänge verständlich zu machen, ohne sie zu simplifizieren.

Was dieses Buch von anderen Werken über Wirtschaftsgeschichte unterscheidet, ist McWilliams’ Erzählweise. Er ist kein Theoretiker im Elfenbeinturm, sondern ein Geschichtenerzähler. Für ihn ist Geld eine Bühne, auf der die Menschheit ihr Drama aufführt – mit Helden, Schurken, Aufsteigern und Pleitiers. Er zeigt, dass Geld nie neutral war. Es ist Macht, Vertrauen, Symbol, aber auch Mythos. Es hat Reiche geschaffen und Revolutionen ausgelöst, Religionen beeinflusst und ganze Gesellschaften geprägt. Von den Händlern der Antike über die Bankiers der Renaissance bis zu den Tech-Milliardären des 21. Jahrhunderts – McWilliams macht deutlich, dass jede Epoche ihr eigenes Verhältnis zum Geld definierte.

Dabei gelingt ihm das Kunststück, komplexe Ideen mit Humor zu erzählen. Er beschreibt etwa, wie die Erfindung des Papiergeldes in China Jahrhunderte vor Europa die Wirtschaft beflügelte, aber auch Spekulation und Inflation hervorbrachte – ein Muster, das sich in jeder Generation wiederholt. Seine Kapitel über den Aufstieg des US-Dollars nach dem Zweiten Weltkrieg oder die Faszination moderner Kryptowährungen lesen sich wie Essays über menschliche Psychologie: über Gier, Vertrauen und die Illusion von Sicherheit.

Ein besonderer Reiz des Buches liegt in McWilliams’ Fähigkeit, die Vergangenheit mit der Gegenwart zu verknüpfen. Er zeigt, dass die Diskussionen über Geld – wer es kontrolliert, wer davon profitiert, und was es „wert“ ist – seit Jahrtausenden dieselben sind. Die Kryptowährungen des 21. Jahrhunderts erscheinen in seiner Erzählung als moderne Varianten alter Sehnsüchte: der Wunsch nach Unabhängigkeit, nach Kontrolle über das eigene Schicksal, nach einem Wertsystem jenseits der Institutionen. Doch McWilliams warnt auch vor dem Glauben, dass Technologie die menschliche Natur ändern könne. Geld bleibe immer ein moralisches und soziales Phänomen, kein rein ökonomisches. Er schreibt: „Geld ist die mächtigste Fiktion, die die Menschheit je erfunden hat – und die einzige, an die fast jeder glaubt.“ Diese Einsicht zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch.

David McWilliams, geboren 1966 in Dublin, gilt als einer der profiliertesten Wirtschaftspublizisten Europas. Er wurde bekannt, weil er bereits in den frühen 2000er-Jahren die Finanzkrise und den irischen Immobiliencrash voraussah – und darüber in seinem Buch „The Pope’s Children“ (2005) schrieb. Seine besondere Stärke liegt darin, Wirtschaft nicht als abstrakte Wissenschaft, sondern als Kulturgeschichte zu begreifen. In „Money“ zeigt er sich als brillanter Beobachter menschlicher Muster: Wie sich Gesellschaften durch Geld strukturieren, wie Ungleichheit entsteht und wie Vertrauen zerstört wird. Sein Ton ist pointiert, oft ironisch, immer empathisch. Man spürt in jedem Kapitel, dass McWilliams das Thema nicht nur intellektuell, sondern auch moralisch interessiert.

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