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«Invisible Boys» – Queeres Aufbegehren in der australischen Provinz

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In der konservativen Kleinstadt Geraldton kämpfen vier queere Teenager um Sichtbarkeit, Liebe und Akzeptanz – Invisible Boys ist das kraftvolle Serien-Statement aus Australien, das tief trifft, laut wird und derzeit für Aufsehen sorgt. Nur leider (noch) nicht bei uns.

Die australische Dramaserie «Invisible Boys», die am 13. Februar 2025 auf dem Streamingdienst Stan Premiere feierte, zählt zu den eindrucksvollsten LGBTQIA+-Produktionen des Jahres. Basierend auf dem mehrfach ausgezeichneten Debütroman von Holden Sheppard und unter der Regie von Nicholas Verso, erzählt die zehnteilige Serie die Geschichte von vier schwulen Jugendlichen in der konservativen Küstenstadt Geraldton in Westaustralien. Vor dem Hintergrund des australischen Referendums zur Ehe für alle im Jahr 2017 thematisiert die Serie die Herausforderungen, denen sich diese Jugendlichen in einer oft feindseligen Umgebung stellen müssen.

Im Mittelpunkt steht Charlie Roth (Joseph Zada), ein 17-jähriger aufstrebender Rockmusiker, der nach einem heimlichen Treffen mit einem verheirateten Mann unfreiwillig geoutet wird. Die Enthüllung verbreitet sich rasch über soziale Medien und zwingt Charlie, sich mit seiner Identität auseinanderzusetzen. Unterstützt wird er von drei weiteren Jugendlichen: dem schüchternen Zeke Calogero (Aydan Calafiore), dem indigenen Football-Talent Kade "Hammer" Hammersmith (Zach Blampied) und dem introvertierten Farmarbeiter Matt Jones (Joe Klocek). Gemeinsam navigieren sie durch die Komplexität von Sexualität, Männlichkeit und Zugehörigkeit in einer Gesellschaft, die sie oft unsichtbar macht.

Die Serie behandelt Themen wie Homophobie, Rassismus, psychische Gesundheit und den Druck, gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen. Besonders hervorzuheben ist die Darstellung von Hammer, der nicht nur mit seiner sexuellen Identität, sondern auch mit rassistischen Vorurteilen konfrontiert ist, was die Intersektionalität von Diskriminierung eindrucksvoll verdeutlicht.

«Invisible Boys» wurde von Nicholas Verso entwickelt, der sowohl als Regisseur als auch als Drehbuchautor fungierte. Die Serie wurde in Geraldton und Perth gedreht und legt großen Wert auf Authentizität, indem sie lokale Schauplätze und eine vielfältige Besetzung nutzt. Neben Joseph Zada als Charlie sind Aydan Calafiore, Zach Blampied und Joe Klocek in den Hauptrollen zu sehen. Weitere Darsteller sind Pia Miranda, David Lyons und Elaine Crombie. Die Serie wurde von Asphodel Films und Feisty Dame Productions produziert, mit Unterstützung von Screen Australia und Screenwest. Die Entscheidung, die Handlung im Jahr 2017 anzusiedeln, verleiht der Serie zusätzliche Relevanz, da sie die gesellschaftlichen Spannungen und Debatten rund um die Ehegleichstellung in Australien authentisch einfängt.



Für seine ehrliche und sensible Darstellung wurde «Invisible Boys» von der Kritik gelobt. Der „Guardian Australia“ bezeichnete die Serie als "herzzerreißendes Queer-Drama", das allerdings gelegentlich Gefahr laufe, in "Trauma-Pornografie" abzudriften. Trotz dieser Kritik wird die Serie für ihre starken schauspielerischen Leistungen und den Mut, schwierige Themen anzusprechen, gelobt. Insbesondere Joseph Zadas Darstellung des Charlie wurde als nuanciert und authentisch hervorgehoben.

Mehr als nur eine Coming-of-Age-Geschichte ist «Invisible Boys» ein wichtiger Beitrag zur Sichtbarkeit queerer Geschichten in der australischen Medienlandschaft. Die Serie bietet eine Plattform für Stimmen, die oft übersehen werden, und regt zur Auseinandersetzung mit Themen wie Identität, Akzeptanz und Gemeinschaft an. Obwohl die Serie derzeit nur über den australischen Streaming-Dienst Stan verfügbar ist, wäre eine internationale Veröffentlichung wünschenswert, um einem breiteren Publikum Zugang zu dieser wichtigen Geschichte zu ermöglichen.

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