Serientäter

«Supersex» Kritik – romantisiertes Pornomärchen

von

Lose basierend auf dem Leben des italienischen Pornostars Rocco Siffredi, verfängt sich Francesca Manieris Geschichte schnell zwischen Unglaubwürdigkeit und unbeabsichtigter Oberflächlichkeit.

Beginnend in den 70er Jahren, wo ein junger Rocco zusammen mit seiner dysfunktionalen Familie in ärmlichen Verhältnissen in einer italienischen Kleinstadt aufwächst, wird bereits der Fokus auf die Faszination für das weibliche Geschlecht aufgegriffen. Sexuelles Verlangen ist das stetige Thema, der Dreh- und Angelpunkt in allen Lebenslagen der über Jahrzehnte erzählten Geschichte der Figur Rocco Siffredi.

Autorin Francesca Manieri versucht dabei stetig die verletzliche Seite, des für seine überaus harten, mit sexueller Gewalt gespickten Darstellungen bekannt gewordenen Siffredis aufzuzeigen. Doch ist es von Anfang an schwierig diese Romantisierung der Figur, die Verletzlichkeit und die Suche nach Liebe immer wieder in den Mittelpunkt stellt, glaubwürdig abzunehmen. Mit dem Kniff aus «Supersex» kein Biopic zu machen, sondern eine fiktionale Geschichte zu erzählen, die nur lose auf einigen Aspekten von Rocco Siffredis Leben basiert, wird stetig versucht der Geschichte immer wieder eine Art „märchenhaften“ Flair zu geben, doch exakt dieser Ansatz sorgt aufgrund der teils immensen Unglaubwürdigkeit der Handlung immer wieder für einen gewissen Trashfaktor.

Schnell wird deutlich, dass das Leben eines Pornodarstellers möglicherweise gar nicht so interessant verlaufen mag, wie es für eine serielle Erzählung nötig wäre. Die hineingewürfelten Szenen mit Unterweltcharakter, die für Spannung und Interesse sorgen sollen, erzeugen stattdessen wiederholt eine Antiklimax. Das Beste an «Supersex» sind noch die Darstellungen, denn sowohl Protagonist Alessandro Borghi als auch sein Supporting Cast geben sich konträr zur teils hanebüchenen Story sichtlich Mühe ihren Figuren Tiefgang zu verleihen und animieren am ehesten zum Dranbleiben.

Inszenatorisch ist der Serie der europäische Charakter nicht abzusprechen, Stil und Farbgebung sind häufig sehr „künstlerisch“ gehalten, wirken aus heutiger Sicht mit den zahlreichen Farbfiltern aber auch immer wieder altbacken, gerade die Kameraarbeit scheint irgendwo in den 90er Jahren festzuhängen. Interessant ist bei einer Serie über einen Pornostar natürlich auch der Blick auf die zu erwartenden Sexszenen, die zwar zahlreich, aber in vielen Aspekten geradezu unerotisch wirken, da jegliche Sinnlichkeit fehlt. Ob zugeknöpft oder explizit macht hier keinen Unterschied, Kamera und Darsteller leisten ganze Arbeit zum großen Teil die Abgestumpftheit der sexuellen Handlungen auf Film zu bringen. Hier steht die Verbundenheit des Fleisches, nicht aber des Geistes im Mittelpunkt.

«Supersex» ist letztlich eine Serie aus der Kategorie „unklares Zielpublikum“ geworden. Als mehr oder weniger biografisches Drama fehlt es an Glaubwürdigkeit und Tiefgang. Außerhalb der „Pornoblase“ ist die Figur Rocco Siffredi geradezu irrelevant, weshalb auch kein größeres Interesse an der Person selbst besteht. Selbst das Motto „Sex sells“ funktioniert überraschenderweise in einer Serie mit dem Titel «Supersex» so gar nicht.

«Supersex» ist seit dem 6. März 2024 bei Netflix abrufbar.

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