Serientäter

«Justified: City Primeval» Kritik – «Justified» nur dem Namen nach

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Rund acht Jahre nach dem Ende des überragenden «Justified», geht ein Ableger auf Sendung, der mit dem großen Namen «Justified» bis auf den einstigen Protagonisten leider nicht viel gemein hat.

Als «Justified: City Primeval» vor rund zwei Jahren angekündigt wurde, dürften Fanherzen aus unterschiedlichen Gründen höhergeschlagen haben. Zum einen verabschiedete sich «Justified» 2015 mit einem fantastischen Serienfinale, das für einen passenden Abschluss für die Protagonisten der Serie sorgte, woran nun anzuknüpfen schier unmöglich schien. Zum anderen kann doch mehr Raylan Givens niemals schaden, oder?

Dass Darsteller Timothy Olyphant den Elmore Leonard Roman «City Primeval» seit Jahren verfilmen wollte, gilt als offenes Geheimnis. Doch letztlich kam es nie zu einer Umsetzung, erst mit der Idee die bekannte Figur Raylan Givens in die Handlung zu schreiben und damit den eigentlichen Protagonisten der Handlung Raymond Cruz zu ersetzen, gab es grünes Licht. Denn was ist besser als mit einer solch prestigeträchtigen Figur für eine neue Serie zu werben? Was braucht es schon, um den Marshall zurück auf die große Bühne zu bringen als einen Bösewicht, den er jagen kann?

Doch wer es sich so einfach macht, hat das, was «Justified» einst aus machte schlicht nicht verstanden. Die Serie existierte in ihrem eigenen Mikrokosmos Harlan County in Kentucky. Ein Setting, das maßgeblich für den Charme der gesamten Erzählung zuträglich war und nicht einfach durch die düstere Großstadt Detroit zu ersetzen ist. Mit Walton Goggins als Boyd Crowder hatte die Serie einen praktisch perfekten Gegenspieler und war über die Jahre hinweg stets bis in kleinste Rollen mit fantastischen Schauspielern besetzt. Letztlich war es nie die Figur Raylan Givens allein, die den Erfolg von «Justified» ausmachte, sondern die Kumulation aus spritzigen Drehbüchern, gespickt mit Humor und Wortwitz, einem durch die Bank weg hochkarätigen Cast und dem ganz eigenen, durch das Setting in Harlan erzeugten Charme.

Doch bis auf die Figur Raylan Givens, bleibt bei «City Primeval» nichts mehr übrig vom einstigen «Justified» und selbst diese erinnert hauptsächlich wegen des Hutes und des bekannten Gesichts an den ikonischen Marshall, weniger aufgrund der eigentlichen Darstellung. Boyd Holbrook kann als Gegenspieler Clement Mansell zwar noch einige Akzente setzen, doch ungeachtet der überzeugenden Schauspielleistung von Holbrook, bleibt selbst diese Figur stets zu oberflächlich, ihre Motivation unklar und das Interesse an ihr schwindet trotz der psychopatischen Einlagen von Folge zu Folge. Der restliche Cast tritt weitestgehend unauffällig, ja geradezu durchschnittlich in Erscheinung, während Olyphants Tochter Vivian, die auch in der Serie seine Tochter verkörpert, den traurigen schauspielerischen Tiefpunkt verkörpert. Sie ohne schauspielerische Erfahrung aus reinem Nepotismus für die Rolle zu casten, war offensichtlich ein Fehler, den auch die Showrunner recht schnell bemerkten.

Auf sich allein gestellt mag «City Primeval» eine noch recht ordentliche Krimiserie sein, die dem großen Namen «Justified» allerdings nirgends auch nur ansatzweise das Wasser reichen kann. Die Figur Raylan Givens wirkt stets wie eine Art Antithese in der Handlung und passt so sehr nach Detroit, wie mit einem Raumanzug auf den Mond. So sind es auch erst die letzten 10 Minuten der Serie, die tatsächlich einen Anflug von echter Begeisterung aufkommen lassen und ein Großteil dessen anteasern, was bei diesem Revival schmerzlich gefehlt hat.

«Justified: City Primeval» kann in Deutschland ab dem 06.09.2023 bei Disney+ gestreamt werden.

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