Interview

Mirjam Meinhardt: ‚Schon als Kind habe ich selbstgesprochene Radiosendungen aufgenommen‘

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Die 41-Jährige startete beim SWR und bei „taz“ durch. Inzwischen ist sie das Gesicht des ZDF-«Mittagsmagazins».

Hallo Frau Meinhardt! Sie sind jetzt seit zwei Jahren beim ZDF. Haben Sie sich gut eingefunden?
Es ist schon noch einiges “neu” für mich und es gibt definitiv immer etwas, was ich noch besser machen könnte. Aber das ganze Team von der Redaktion bis zur Studio-Crew ist wunderbar. Da kann ich mich nur wohlfühlen.

Die meisten Produktionen kommen aus Mainz, sie sitzen mit Ihren Kollegen im Hauptstadtstudio. Herrscht dort ein eigener Mikrokosmos?
Mit dem Hauptstandort in Mainz kann ich Berlin schwer vergleichen. Natürlich war ich schon dort, aber so richtig kenne ich nur unsere Redaktion hier in Berlin. Ich kam quasi mit “Corona" – da ist der Austausch einfach seit zwei Jahren sehr begrenzt, auch hier am Standort Berlin. Viele meiner Kolleginnen und Kollegen, wie Mitri Sirin zum Beispiel, arbeiten in Mainz und in Berlin. Und da höre ich nur Gutes.

Weil Jana Pareigis zu «heute» wechselte, stiegen Sie zur Hauptmoderatorin des «Mittagsmagazins» auf. Was hat sich um 13.00 Uhr mit Ihnen verändert?
Mir hat das Mittagsmagazin auch mit Jana sehr gut gefallen. Deshalb hoffe ich, dass sich mit mir nicht allzu viel verändert hat. Insgesamt kann ich sagen, dass es mir wichtig ist, guten und unabhängigen Journalismus zu machen. Nur informierte Menschen können eine für sich fundierte und gute Entscheidung treffen. Was passiert, wenn es keinen unabhängigen Journalismus gibt, das können wir gerade in Russland sehen. Information, Bildung und Unterhaltung sind unser Grundauftrag als öffentlich-rechtlicher Sender. Und das alles findet sich auch im Mittagsmagazin wieder.

Worin unterscheiden sich eigentlich die Frühstückssendung und das «Mittagsmagazin»? Haben Sie mehr Gesprächspartner? Sind die Beiträge ausführlicher?
Inhaltlich sind die Themen im “Großen und Ganzen" sehr ähnlich zwischen Morgen- und Mittagsmagazin – beides sind aktuelle Tagesmagazine. Was mir im Mittagsmagazin ganz besonders gut gefällt: Dass wir dort neben dem politischen Interview auch immer ein Gespräch mit einem Kultur-Gast haben. Das ist für mich eine neue “Farbe”, weil ich ursprünglich aus dem klassischen Politik- und Wirtschaftsjournalismus komme.

In Ihrem Newsroom haben Sie die Möglichkeit mit zahlreichen Politikern zu sprechen. Was war Ihr interessantes Gespräch?
Das ist eine schwierige Frage. Es gab so viele spannende und interessante Gespräche, da möchte ich keines hervorheben. Aber vielleicht so viel: Es sind nicht immer die größten Namen, die die interessantesten Interviews geben. Und spannend ist auch zu sehen, wie sich Politikerinnen und Politiker im Laufe der Jahre verändern – auch in ihrer Art Interviews zu geben.

Sie arbeiteten zwei Jahre bei der „taz“. Warum sind Sie nicht geblieben?
Zur “taz” bin ich noch im Studium durch ein Praktikum gekommen. In der Folge konnte ich dort einige Artikel schreiben. Einer hat sogar mal einen Journalisten-Preis gewonnen. Aber schon als Kind habe ich selbstgesprochene Radiosendungen auf dem Kassettenrecorder aufgenommen. Außerdem hatte ich auch schon zum Beispiel beim Südwestrundfunk gearbeitet. Ich wollte mich gerne in allen “Mediengattungen” ausbilden lassen. Deshalb habe ich mich nach dem Studium erst einmal für ein multimediales Volontariat beworben.

Bei der katholischen Friedensbewegung Pax Christi sind Sie Mitglied. Warum hält sich die Kirche bei Themen wie der Corona-Pandemie oder Kriegen heraus?
In meiner Wahrnehmung äußert sich etwa der Papst auch zu politischen Themen, wie jetzt gerade zum Ukraine-Krieg. Ich höre seine Botschaft da recht klar. Aber sicher hätte er sich in der einen oder anderen Situation auch deutlicher positionieren können.

Die Kirchen verlieren seit Jahren an Mitgliedern. Liegt das an den vielen Verfehlungen, der Zurückhaltung der Kirche in öffentlichen Debatten oder doch der hohen Kirchensteuern?
Dazu kann ich aus dem Stegreif keine Untersuchung zitieren. Aber ich denke, es liegt vor allem daran, dass die Kirche die Aufarbeitung der Missbrauchstaten bis heute nur sehr langsam und schleppend angeht. Hinzu kommt in der katholischen Kirche das Thema Sexualmoral oder die Rolle von Frauen.

Sie leben seit Jahren in Berlin. Was fasziniert Sie an dieser Stadt?
Ich lebe sogar schon zum zweiten Mal in Berlin. Mir gefällt, dass die Stadt so vielfältig ist. Es gibt das “Regierungsviertel”, das Zentrum der politischen Macht, und all die historischen Gebäude. Auf der anderen Seite gibt es die bunteren Bezirke Kreuzberg und Neukölln ebenso wie das gediegenere Willmersdorf oder Grunewald. Berlin ist mehrere Städte in einer und es wird nie langweilig.

In den vergangenen Jahren wechselten einige namhafte Gesichter zum Privatfernsehen. Würde Sie dieser Schritt reizen?
Nein. Ganz klar: Ich bin ein Fan vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Da sehe ich mich auch in Zukunft.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

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