Die Challenge, in ein fremdes Land zu gehen und eine fremde Sprache zu lernen. Und dass er ein sehr komplexer Charakter ist, wie er mit seiner Vergangenheit umgeht.
Die Serie bewegt sich zwischen den Nachwirkungen des Holocaust und dem aufgeladenen Israel der 1970er Jahre. Wie haben Sie sich auf diese vielschichtige historische Kulisse vorbereitet?
Gar nicht. Die Vielschichtigkeit bringt unsere Geschichte mit sich, die bringe ich als Deutscher ja mit. Und in Israel habe ich mich vorbereitet, indem ich Land und Leute kennengelernt habe. Zudem habe ich die Story mitentwickelt.
Für die Rolle haben Sie sogar Hebräisch gelernt. Wie herausfordernd war es, in einer für Sie neuen Sprache zu spielen – emotional wie technisch?
Sehr herausfordernd! Sowohl emotional aber vor allem ist es ein technisches Problem. Man muss jedes Wort verstehen, sonst kann man es emotional nicht füllen.
Uri ist Holocaust-Überlebender, Ehemann, Vater – und wird vom Mossad reaktiviert. Wie haben Sie die innere Zerrissenheit dieser Figur für sich greifbar gemacht?
Indem ich versuche, mich in ihn reinzuversetzen, so wie bei jeder Figur, die ich spiele. Er wird nicht reaktiviert, sondern von seinem Freund, dem Chef des Mossad, erpresst, als Agent eine Gruppe um Mengele herum zu infiltrieren. Vom Holokaust traumatisiert und muss er in den 70er Jahren zurück nach Deutschland, um seinen Sohn zu schützen. Zudem haben alle Figuren mit Geheimnissen und der Aufarbeitung ihrer Vergangenheit zu kämpfen, die sie langsam einholt. seine Familie zu retten
Die Serie wurde von den Machern von «Fauda» und «Teheran» entwickelt. Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit diesem israelischen Kreativteam erlebt?
Sehr produktiv, ich habe als Producer mitentwickelt, am Drehbuch mitgeschrieben und das war sehr fruchtbar! Wir möchten weiter zusammenarbeiten.
«The German» ist ein Spionagedrama, aber auch ein sehr persönliches Beziehungsdrama. Wie gelingt dieser Spagat in der Erzählweise?
Die Erzählung bewegt sich fast immer mit Uri. Der Holcaust wird aus einer völlig anderen Perspektive erzählt. Aus den 70er Jahren. Das vermeintlich friedliche Leben im Kibbuz auf der einen Seite. Seine Frau Anna, die Familie und Freunde. Die Aufarbeitung und Archivierung des Holocaust durch Yad Vashem, die Interviews des Erlebten, die ein amerikanischer Professor und Uris Tochter mit Überlebenden führen. Dann führt uns Uri über den Mossad und seinen Freund Amos, dessen Leben er im Unabhängigkeitskrieg gerettet hat und der ihn, getrieben von Rache an den Nazis, zu einer gefährlichen Mission erpresst, zu einem Kreis um den KZ-Arzt Mengele, den er infiltriert und der sich zwischen Deutschland und Brasilien bewegt.
Wir fliegen mit Uri vor und zurück und alles, was er tut, hat Auswirkung auf das Leben zuhause, das zunehmend schwieriger wird. Die dunklen Geheimnisse, die die Figuren voreinander haben kommen ans Licht. Das was sie taten, um zu Überleben, holt sie langsam ein.
Gleichzeitig nimmt die Spionagegeschichte ihren spannenden Lauf und Uri gerät in große Schwierigkeiten.
Ihre Spielpartnerin Ania Bukstein bringt enorme Intensität in die Rolle der Anna. Wie war die Chemie zwischen Ihnen am Set?
Ania ist eine kleine aber sehr starke Persönlichkeit, die mir durch ihr Spiel und ihre Kraft sehr geholfen hat. Wenn viel kommt von einer Partnerin kann man auch viel zurückgeben. Dadurch ist es eine sehr intensive Beziehung geworden. Wir haben beide sehr gern miteinander gespielt.
Was kann eine Serie wie «The German» zur Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte beitragen – gerade aus einer internationalen Perspektive?
Das müssen Sie mir eigentlich sagen, als Zuschauer. Als Macher bringt uns der kulturelle Austausch zusammen. Das Erarbeiten einer spannenden Geschichte, die sich mit unserer gemeinsamen Geschichte befasst. Das Trauma des Holocaust hat sich in Generationen weitervererbt. Sowohl auf der jüdischen und israelischen Seite, als auch auf der deutschen Seite. Gemeinsam während eines Krieges unter täglichem Raketenbeschuss im Bunker zu sitzen und trotzdem eine solche Geschichte zu verfilmen schweißt erst mal zusammen. Das betrifft vor allem die Menschen, die das Projekt miteinander verwirklichen. Wir haben, abseits der politischen Situation im Nahen Osten, während der Dreharbeiten Dinge erlebt, die man ein Leben lang nicht vergisst. Die Demonstrationen gegen die Regierung, die Terrorattentate, Hyperschallraketen und Drohnenangriffe einerseits und das ganze intensive Leben auf der anderen Seite. Wie es diesen Ereignissen trotzt und pulsiert.
Inwiefern sich das auf die Zuschauer überträgt, wird man sehen.
Sie waren zuletzt international in großen Produktionen zu sehen – wie unterscheidet sich eine Serie wie diese in Tempo, Ton und Anspruch von gängigen Streamingproduktionen?
Der Anspruch ist auf internationalem Parkett mitzuhalten und Zeichen zu setzen. Es ist ein Period Piece, also eine historische Erzählung, was sie aufgrund dieses Kontextes immer teurer macht. Ausstattung, Kostüme, das kommunenhafte Leben im Kibbuz, die Rückkehr nach Deutschland und das ganze Set Up müssen den 70er Jahren entsprechen.
Das ist sehr gelungen.
Die Tonalität des Ganzen setzt auf die Figuren, die in Extremen aufeinandertreffen im Rahmen eines Agenten Thrillers, der die Spannung vorgibt.
Was nehmen Sie persönlich aus dieser Arbeit mit – künstlerisch, historisch oder menschlich?
Ich bin weiterhin in regem Austausch über neue Projekte. Das Storytelling der israelischen Künstler ist hochspannend. Die Konflikte sind drastischer, gegensätzlicher als bei uns und dadurch dramatischer. Moshe Zonder, der Teheran und Fauda entwickelt hat und Ronit Weiß- Berkowitz («The girl from Oslo») und der Regisseur Gabriel Bibliowicz sind meine Freunde geworden. Alon Aboutboul ist gestern gestorben, als er aus dem Meer stieg. Ich kann es immer noch nicht fassen.
Ich habe Israel anders, als aus den Medien heraus erleben können. Die Vielschichtigkeit und Gespaltenheit aber auch wiederum die tiefe Verbundenheit der Menschen miteinander erlebt. Das Überlebenwollen und das feiern des Lebens im Augenblick der größten Katastrophe eines Krieges über den keiner glücklich ist.
Vielen Dank für Ihre Zeit und diesen Fernsehtipp!
«The German» ist jederzeit bei Magenta TV abrufbar.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel