Interview

Wanja Mues über U-Haft, Flucht und Freundschaft: ‚Leo muss sich diesmal selbst retten‘

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In der neuen Folge von «Ein Fall für Zwei» wird Privatdetektiv Leo Oswald (Wanja Mues) selbst zum Verdächtigen – und landet hinter Gittern. Im Interview spricht Mues über Extremsituationen, die besondere Chemie mit Antoine Monot, gesellschaftlich relevante Themen und warum Frankfurt für die Serie unverzichtbar ist.

Herr Mues, in der neuen «Ein Fall für Zwei»-Folge „Falsches Spiel“ wird Leo selbst verhaftet und sogar in U-Haft genommen. Wie war es für Sie, Ihre Figur in dieser Extremsituation zu spielen?
Es ist ein sehr ungutes Gefühl, wenn man zunehmend hoffnungs- und wehrlos im Gefängnis sitzt und sich die Schlinge der Feinde zuzieht. Aber Extremsituationen auszuloten macht den Beruf als Schauspieler für mich spannend.

Leo wird durch gefälschte Beweise in die Ecke gedrängt. Wie haben Sie die emotionale Seite dieser Ausweglosigkeit dargestellt?
Ich habe mir die Frage gestellt, was macht das mit einem. Die Ohnmacht, gegen scheinbar offensichtliche Beweise Gerechtigkeit erkämpfen zu müssen. Das löst ja verschiedene Handlungsimpulse aus. Man kann in Selbstmitleid zerfließen, in den „flight and fight“-Modus schalten, in eine Starre verfallen etc. etc. Ich hab‘ im Spiel dann geschaut, was für die jeweilige Szene am besten funktioniert und das umgesetzt.

Besonders spannend: Leo flieht während eines Gerichtstermins. Was hat Sie an dieser Entwicklung besonders gereizt – und wie haben Sie die Flucht-Szenen am Set erlebt?
Am Set haben wir diskutiert, wie eine solche Flucht in Szene gesetzt werden muss, damit es für den Zuschauer glaubwürdig ist und haben gleichzeitig versucht darauf zu achten, dass Leo als Figur nicht beschädigt wird, indem er beispielsweise bei seinem Fluchtversuch einen unschuldigen verletzt, wie in diesem Fall beispielsweise den Justizvollzugsbeamten, der da auch nur seine Arbeit macht. Ich glaube das ist uns ganz gut gelungen.

Besonders gereizt hat mich hier wieder die Frage, was würde ich den in dieser ausweglosen Situation an Leos Stelle machen? Jetzt hat Leo natürlich den Vorteil, dass er das Selbstbewusstsein hat zu sagen „Wenn mir sonst keiner helfen kann, dann muss ich mich halt selbst retten, dafür muss ich in Freiheit sein, deshalb muss ich jetzt hier leider raus. Sorry Jungs.“. Da Wanja nun einmal im Gegensatz zu Leo nicht der beste Privatdetektiv der Welt ist, würde Wanja wahrscheinlich bis zum bitteren Ende der Justiz vertrauen um seine vielleicht doch noch Gerechtigkeit zu erfahren. In Trumpistan würde Wanja dann vermutlich unschuldig in ein Foltergefängnis in El Salvador deportiert werden. Aber zum Glück leben wir ja nicht in Trumps Amerika.

Mit Hendrik Leibold steht Leo einem alten Gegenspieler gegenüber, der todkrank ist und dennoch auf Rache sinnt. Wie haben Sie das Aufeinandertreffen dieser beiden Figuren empfunden?
Ich finde es immer besonders spannend, wenn die Geschichten beim Fall etwas mit dem persönlichen Umfeld und der Vergangenheit unserer beiden Helden zu tun hat. So wie in dieser Folge. Es geht um Rache und um Leben und Tod unserer beiden Helden.

«Ein Fall für zwei» lebt stark von der Partnerschaft zwischen Leo und Benni. Wie haben Sie diesmal das Zusammenspiel mit Antoine Monot erlebt – gerade, weil Benni seinen Freund zunächst nicht aus der U-Haft befreien kann?
Das Zusammenspiel und die Zusammenarbeit mit Antoine ist jedes Jahr aufs Neue eine große Freude. Und gemeinsam sind Leo und Benni unschlagbar! Dass Benni seinen Freund Leo nicht aus der U Haft befreien kann hat ja Hauptsächlich mit der Gerissenheit des Gegners zu tun, der um Leo herum eine (fast) unlösbare Kette von Indizien gelegt hat, die Leo zweifellos als Täter erscheinen lassen. Und wie die beiden Freunde das Problem gemeinsam lösen macht diesen Fall besonders spannend.

In dieser Folge geht es auch um Zwangsprostitution und das Rotlichtmilieu. Wie wichtig ist es Ihnen, dass die Reihe gesellschaftlich relevante Themen aufgreift?
In der heutigen Zeit ist es besonders wichtig gesellschaftliche Themen aufzugreifen und zu behandeln. Im besten Fall auf eine Art und Weise, die unterhält. Entweder, indem das Thema, wie bei uns, spannend erzählt wird, oder -wie bei einem meiner Lieblingsfilmemacher Adam McKay - mit Humor und oft einer großen Portion Absurdität. Beispielsweise in seinen Filmen, «The Big Short», «Vice», oder «Don‘t Look Up». Den Zuschauer zu langweilen ist verboten. Solange er sich unterhalten fühlt, beschäftigt er sich auch mit dem Inhalt und macht sich im besten Fall Gedanken zu den behandelten gesellschaftlich relevanten Themen.

Für Leo bedeutet dieser Fall, dass er plötzlich selbst in der Rolle des Verdächtigen steckt. Sehen Sie darin eine neue Facette, die Ihre Figur weiterentwickelt?
Leos Ansatz ist immer, den zu Unrecht Verdächtigten mit all den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu helfen. Und in diesem Fall kann er sich eben nur selbst helfen und dadurch den wahren Bösewicht zur Strecke bringen.

Nach vielen Jahren im Format: Was macht für Sie den besonderen Reiz von «Ein Fall für zwei» aus, und warum schauen die Zuschauer immer noch so gerne zu?
Ich glaube wir sind für die Zuschauer die perfekte Mischung. Ein Anwalt, der mit Hilfe des Rechts den Mandanten hilft und dabei seinen besten Freund Leo an seiner Seite hat, der immer wieder das Recht brechen muss um für Gerechtigkeit zu sorgen. Das gibt großes Reibungspotential zwischen unseren Figuren und das finden die Zuschauer spannend. Außerdem höre ich immer wieder, dass wir beide als „odd couple“ sehr gut ankommen und den vielen Fans neben den spannenden Fällen auch der Humor unsere Serie und unserer beiden Helden sehr gut gefällt. Sie fühlen sich am Ende einer anstrengenden Arbeitswoche von uns spannend und humorvoll unterhalten und können so perfekt in ihr Wochenende gehen.

Frankfurt ist als Schauplatz fast eine eigene Figur. Wie prägt die Stadt Ihre Arbeit – und wie stark spüren Sie vor Ort die Resonanz der Fans?
Frankfurt am Main als weiterer Hauptdarsteller ist nicht zu unterschätzen. Mit all den Schauwerten, die die Stadt alleine optisch mitbringt bietet sie den perfekten Rahmen für unsere Geschichten. In Frankfurt findet man in den vielen unterschiedlichen Milieus eine schier endlose Anzahl toller Kriminalgeschichten. Deshalb braucht „Ein Fall für zwei“ Frankfurt am Main als Schauplatz, genauso wie Frankfurt unsere zwei Helden braucht!

Zum Abschluss: Wenn Sie in die Zukunft blicken – welche Herausforderungen oder Wendungen würden Sie sich für Leo Oswald noch wünschen?
Ich liebe es sehr, dass Leo manchmal schneller handelt als denkt. Das bringt ihn oft in brenzlige Situationen, aus denen er sich manchmal nur mit Hilfe seiner Fäuste befreien kann. Ich wünsche mir, dass diese physische und actionreiche Seite von Leo noch weiter ausgebaut wird. Zudem darf Leo ja immer wieder Undercover in unterschiedliche Milieus eintauchen. Sich so zu verkleiden und verstellen macht mir (und den Fans) besonderen Spaß. Da hoffe ich, dass den Autoren die Ideen für solche Geschichten nie ausgehen mögen!

Vielen Dank für Ihre Zeit!

«Ein Fall für Zwei» ist ab Freitag, den 26. September, um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen. Die neuen Folgen sind schon in der ZDFmediathek zu sehen.

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