Filme des Grauens

«Die Braut des Satans»

von

Hammer Films letzter Aufschrei, da half auch die 14-jährige Nastassja Kinski nicht.

Als Hammer Films im Jahr 1976 «Die Braut des Satans» («To the Devil a Daughter») veröffentlichte, wollte das traditionsreiche Studio an alte Glanzzeiten anknüpfen. Die Rechnung ging nicht auf: Statt eines neuen Horrorklassikers entstand ein konfuses, schwerfälliges Werk, das heute vor allem als Kuriosität erinnert wird. Das Drehbuch von Chris Wicking geriet zum Stolperstein: unlogische Wendungen, halbgare Exposition, ein Finale ohne Clou. Selbst Wicking urteilte später, der Film sei ein „schreckliches Durcheinander“.

Die Story basiert lose auf einem Roman von Dennis Wheatley. Im Zentrum steht die junge Catherine (gespielt von der erst 14-jährigen Nastassja Kinski), die von einem exkommunizierten Priester (Christopher Lee) als „Braut Satans“ für ein Ritual auserkoren ist. Ein amerikanischer Schriftsteller (Richard Widmark) versucht, sie zu retten, während die Sekte unter Rayners Führung alles daransetzt, die Zeremonie durchzuführen. Höhepunkt ist eine bizarr inszenierte Szene, in der ein dämonischer Zwerg über Catherines Körper kriecht – ein Moment, der damals wie heute zwischen Schock und unfreiwilliger Komik schwankt.

Hammer hatte einst mit Dracula und Frankenstein das Horrorkino revolutioniert. Mitte der 70er versuchte das Studio, mit expliziteren Themen mitzuhalten: Okkultismus, nackte Haut, Schockeffekte. «Die Braut des Satans» wirkte jedoch wie ein verzweifelter Versuch, das Publikum mit Tabubrüchen zu locken, ohne erzählerisch zu überzeugen. Kritiker sprachen von „primitivem Horror-Schund“, „Halliwell’s Film Guide“ nannte ihn „konfus erzählt“. An den Kinokassen blieb der Film deutlich hinter den Erwartungen zurück und markierte faktisch das Ende von Hammer als große Marke des britischen Horrors.

Besonders diskutiert wurde Kinskis Auftritt. Mit nur 14 Jahren drehte sie bereits eine Nacktszene – ein Umstand, der heute undenkbar wäre und schon damals Kopfschütteln auslöste. Für Kinski war es jedoch der Beginn einer internationalen Karriere: Wenige Jahre später spielte sie in «Tess» (1979, Roman Polanski), «Cat People» (1982) und drehte mit Regiegrößen wie Wim Wenders und Francis Ford Coppola. Christopher Lee war bereits eine Horror-Ikone. Mit «Die Braut des Satans» verabschiedete er sich für Jahrzehnte von Hammer. Später kehrte er in Hollywood zurück, u. a. als Saruman in «Der Herr der Ringe» und als Count Dooku in «Star Wars». Richard Widmark, der US-Star des Film noir, wirkte sichtlich unwohl in dieser britisch-deutschen Produktion. Er beendete in den 80ern langsam seine Karriere und verstarb 2008. Honor Blackman, einst als Pussy Galore im Bond-Klassiker «Goldfinger» weltbekannt, blieb dem Fernsehen treu und arbeitete bis ins hohe Alter. Denholm Elliott, Catherines Vater im Film, wurde später als Marcus Brody in den «Indiana Jones»-Filmen bekannt. Er starb 1992 an AIDS. Michael Goodliffe, ein profilierter britischer Charakterdarsteller, nahm sich kurz nach der Premiere das Leben.

Die Regie führte Peter Sykes, der kurz zuvor den Film «Demons of the Mind» für Hammer gedreht hatte. Mit «Die Braut des Satans» stieß er an seine Grenzen: visuell ambitioniert, aber von Produzenteneingriffen und Budgetproblemen geplagt, konnte er den Stoff nicht retten. Danach zog er sich mehr und mehr ins Fernsehen zurück. Produzent Roy Skeggs übernahm in den späten 70ern die Leitung von Hammer, konnte das Studio aber nicht mehr an die Spitze zurückführen. Die großen Tage der Firma waren vorbei. Komponist Paul Glass schrieb einen atmosphärischen Score, der oft als einer der wenigen gelungenen Aspekte des Films hervorgehoben wird, arbeitete danach aber überwiegend für kleinere Film- und Fernsehproduktionen. Kameramann David Watkin hingegen hatte eine beachtliche Karriere: Er gewann 1986 den Oscar für seine Arbeit an «Out of Africa».

Heute gilt «Die Braut des Satans» als Beispiel für das Straucheln eines Studios, das einst das Horrorgenre geprägt hatte. Die Mischung aus okkulter Symbolik, grotesken Effekten und fragwürdiger Darstellung jugendlicher Sexualität macht den Film schwer erträglich – und doch faszinierend als Dokument seiner Zeit. Filmhistoriker verweisen gelegentlich auf die düsteren, expressionistisch angehauchten Bilder und auf den Versuch, Horror mit modernen Tabuthemen zu verbinden.

Für die Reihe „Filme des Grauens“ passt «Die Braut des Satans perfekt»: ein missratener Abgesang auf eine große Ära, mit prominenter Besetzung, skandalträchtiger Produktion und dem Nachgeschmack einer verpassten Chance. Ein Werk, das man heute vor allem als Warnung betrachtet: Selbst Legenden wie Hammer und Stars wie Christopher Lee können durch schwache Drehbücher und Fehlentscheidungen ins Reich des filmischen Grauens abrutschen.

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