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«Town to City»

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In der Simulation verwandelt sich ein kleines Fischerdorf zur mediterranen Traumstadt – ein friedlicher Städtebau voller Sonne, Stil und Entschleunigung.

Mit «Town to City» hat das niederländische Studio Galaxy Grove, bekannt durch «Station to Station», im September 2025 eine der schönsten und entspanntesten Städtebau-Simulationen des Jahres veröffentlicht. Diesmal führt die Reise an die mediterrane Küste des 19. Jahrhunderts – eine Zeit zwischen Aufbruch, Romantik und beginnender Industrialisierung. Auf Steam hat das Spiel schnell die Herzen der Community erobert: Über 800 Rezensionen bewerten es als „äußerst positiv“, und auch in der deutschen Community fällt das Echo mit „sehr positiv“ aus.

Der Titel hält, was er verspricht: Es geht darum, eine kleine, sonnengetränkte Siedlung nach und nach in eine blühende Stadt zu verwandeln. Der Spieler beginnt mit einem winzigen Hafen, einigen Steinhäusern und Feldern am Rande des Meeres. Mit jedem Gebäude, jeder Entscheidung und jeder neuen Handelsroute wächst das Dorf zu einer Stadt heran, die vom Leben, vom Lärm der Märkte und vom Wind der Geschichte erfüllt ist. Der mediterrane Schauplatz ist kein Zufall. Galaxy Grove wollte ein Setting schaffen, das sich von den üblichen, industriell geprägten Aufbauwelten abhebt. Statt grauer Hochöfen und rauchender Schornsteine dominieren hier weiße Dächer, Olivenhaine und schimmerndes Wasser. Die Atmosphäre ist friedlich, fast poetisch.

Wie schon im Vorgänger «Station to Station» legt «Town to City» großen Wert auf Ästhetik und organisches Wachstum. Es gibt kein strenges Raster, keine starren Bauvorgaben. Häuser, Wege, Felder und Dekorationen lassen sich frei platzieren, wodurch jede Stadt eine ganz eigene Handschrift trägt. Trotz der entspannten Oberfläche steckt ein solides Wirtschaftssystem dahinter. Ressourcen wie Holz, Stein, Getreide oder Fisch bilden die Grundlage für neue Gebäude. Handel mit benachbarten Städten sorgt für Wohlstand, während Bevölkerungszufriedenheit und Versorgung die Entwicklung bestimmen. Jede Entscheidung hat Auswirkungen: Übermäßige Expansion kann zu Versorgungsengpässen führen, Vernachlässigung der Infrastruktur zu Unmut unter den Bürgern.

Doch «Town to City» verzichtet bewusst auf übermäßigen Druck. Es gibt keine Kriege, keine Katastrophen, keine ständigen Bedrohungen. Stattdessen steht der kreative, entschleunigte Aufbau im Mittelpunkt. Das Spiel ist ein meditatives Erlebnis – eine Einladung, Schönheit zu gestalten und Wachstum als Prozess zu begreifen.

Das visuelle Design ist eine Hommage an mediterrane Farben und Formen. Terrakotta-Dächer leuchten im Abendlicht, Zypressen und Palmen säumen die Straßen, das Meer glitzert am Horizont. Die Grafik setzt auf weiche Texturen, einen leicht aquarellartigen Stil und dezente Details, die der Welt Leben verleihen. Der Tag-Nacht-Zyklus trägt viel zur Atmosphäre bei. Morgens ziehen Fischerboote hinaus, mittags brummt der Marktplatz, abends glühen die Straßenlaternen. Diese kleinen Inszenierungen verleihen der Stadt eine Seele, die über reine Zahlen und Statistiken hinausgeht. Auch der Soundtrack verdient Lob: Sanfte Gitarrenklänge, leises Meeresrauschen und gelegentliche Akkordeonmelodien schaffen ein Gefühl von Gelassenheit. Town to City ist kein Spiel, das Stress erzeugt – es ist eines, das ihn vertreibt.

Im Kern bleibt es eine klassische Aufbau-Simulation. Produktionsketten müssen sinnvoll kombiniert werden: Getreidefelder liefern Nahrung, Mühlen verarbeiten sie zu Mehl, Bäckereien versorgen die Bevölkerung. Gleichzeitig wächst der Bedarf an Luxusgütern – Wein, Kleidung, Möbel – mit dem Wohlstand der Bewohner. Das Spiel belohnt nicht das bloße Wachsen, sondern das Planen. Wer seine Stadt ausgewogen aufbaut, erhält eine lebendige, effiziente Metropole. Neue Technologien, wie Dampfschiffe oder elektrische Straßenlaternen, halten im späteren Verlauf Einzug und verändern das Stadtbild subtil. Damit entsteht ein sanfter Übergang von ländlicher Idylle zur urbanen Moderne.

Die Community lobt vor allem den Entspannungsfaktor und die künstlerische Gestaltung. Viele Spieler vergleichen das Spiel mit einem „digitalen Urlaub“, bei dem man statt am Strand zu liegen, einfach seine eigene Stadt am Meer baut. Die Steuerung gilt als intuitiv, das Tutorial als gelungen. Kritische Stimmen merken an, dass es auf lange Sicht an Herausforderung fehlt. Wer harte Management-Simulationen erwartet, könnte den Mangel an Krisen oder Zufallsereignissen als zu seicht empfinden. Doch Galaxy Grove positioniert «Town to City» bewusst als Gegenentwurf zu Stress-Simulationen – ein Spiel, das Kreativität, Schönheit und Balance feiert.

«Town to City» ist ein Spiel zum Durchatmen. Es ist kein hektischer Wettlauf um Effizienz, sondern eine Einladung zum Gestalten und Genießen. Zwischen leuchtenden Dächern, blühenden Olivenfeldern und dem Rauschen des Mittelmeers entfaltet sich ein Städtebau-Erlebnis, das weniger auf Komplexität als auf Atmosphäre setzt – und gerade dadurch fasziniert.

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