Interview

Digital Mature: Helgi Schmid

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Der Schauspieler aus «Feste feiern» würde gerne mit Jan Bonny drehen. Auch Uno kann man mit Helgi Schmid spielen.

Was begeistert Sie heute noch an Ihrer Arbeit?
Viele finden den englischen Begriff Actor treffender, weil wir Figuren „handeln“ lassen. Für mich passt hier aber Schauspieler besser, denn darin steckt das „Spielen“ – und genau das ist für mich das Schönste an diesem Beruf.

Wenn ich spiele, bin ich ganz im Moment. Ich gebe mich der Figur und der Situation hin, spüre meinen Körper, lasse Emotionen entstehen und begegne meinem Gegenüber mit neugieriger Offenheit. Sich in der künstlichen Umgebung eines Filmsets oder Theaters ganz lebendig zu fühlen: Wenn das gelingt, ist das magisch. Und wie beim Spielen als Kind, gibt es in diesem Moment nichts anderes, an das ich denke. Ich kann Verantwortung abgeben und mich ganz hingeben. Darin steckt auch etwas Anarchisches, Unberechenbares.

Ohne welche Alltagsgegenstände oder Routinen kommst Du nicht aus?
Morgens brauche ich frische Luft und ein Glas Wasser zum Wachwerden, danach eine Tasse Kaffee. Später mache ich oft einen „Braindump“: Ich schreibe alle To-Dos und Gedanken auf, egal wie wichtig oder nebensächlich. Danach wähle ich die drei zeitlich wichtigsten Aufgaben aus und erledige sie. Ein sehr hilfreiches Tool, besonders wenn zu viel gleichzeitig ansteht.

Wie hältst Du dich über das Weltgeschehen und Branchenthemen auf dem Laufenden?
Über die «Tagesschau»-App, ntv.de, Zeit Online – und über Instagram. Vor allem Instagram ist meine wichtigste Quelle für Branchennews.

Mit welchen Kollegen würdest Du gerne arbeiten?
Sehr gerne mit Regisseur Jan Bonny – wegen seiner Radikalität und dem Flow, der beim Spielen entsteht. Mit Christian Schwochow, weil er eine besondere Genauigkeit und Feinheit in der Schauspielführung hat.
Einmal Benedict Cumberbatch als Kollege gegenüberzustehen und zu sehen, wie er arbeitet, wäre unglaublich spannend. Oder zwanzig Jahre zurückreisen und Jim Carrey am Set beobachten – das bleibt leider ein Traum. Ich würde gerne mehr Genreprojekte machen, mal einen Science-Fiction Film drehen. Die Konventionen von Genres lassen einen direkt woanders starten, größer denken. Das macht Spaß.

Gab es eine Lebenserfahrung oder einen Ratschlag, der Sie beruflich besonders geprägt hat?
Prägende Erfahrungen waren für mich:
• Die erste Bühnenprobe am Theater Freiburg 2008, in der mir der Unterschied zwischen Kameraarbeit und einem 900 Plätze Theatersaal bewusst wurde.
• Die erste Serienarbeit fürs Fernsehen («Professor T») mit der Erkenntnis: Wenn du nur eine Stunde Zeit hast für die Szene, hast Du nur eine Stunde Zeit. Punkt.
• Der erste Filmkollege, mit dem ich längere Zeit gedreht habe und der mich prägte, was Demut für den Beruf, Hingabe und Kollegialität betrifft: Matthias Matschke. Seine Weisheit „Drehzeit ist Lebenszeit!“ begleitet mich stets.

Wie findest Du Ausgleich zum Beruf – analog oder digital?
Wichtigster Ausgleich ist meine Familie, die neben meinem Beruf meine volle Aufmerksamkeit bekommt und einnimmt. Ein Umfeld zu schaffen, in dem sich meine Familie wohl fühlt und es allen gut geht, hat immer oberste Priorität. Ebenso wichtig ist es für mich, Freundschaften zu pflegen unabhängig vom Beruf.

Was tust Du, um körperlich und geistig in Balance zu bleiben?
Ich gehe regelmäßig ins Fitnessstudio, liebe Sauna und Eisbaden. Sich extremer Hitze oder Kälte auszusetzen, ist wie ein Reset für den Geist. Und wenn es die Zeit erlaubt, spiele ich Basketball.

Welche digitalen Plattformen oder Netzwerke nutzt Du regelmäßig – beruflich oder privat?
Am meisten Instagram. Aber ich merke: Man braucht eine stabile mentale Verfassung dafür. Die mediale Dauerbeschallung, wer gerade wo was dreht, kann unglücklich machen. Man setzt sich einem permanenten Vergleich aus, der überhaupt keinen Sinn macht.

Welches Brett- oder Kartenspiel hast Du zuletzt gespielt?
„Uno“ mit meiner Tochter. Und „Skibbo“ und „Phase 10“. Und eine Runde Quartett „Die gefährlichsten Tiere der Welt“ darf auch nicht fehlen.

Wofür gibst Du monatlich bewusst Geld aus – sei es Streaming, Print, Sportklubs oder Kultur?
Bewusst – na ja. Im Abo habe ich auf jeden Fall: Zeit Online, Musikstreaming, Filmdatenbanken, Netflix, Amazon…

«Feste feiern» ist am Montag, den 8. September 2025, im ZDF zu sehen.

Kurz-URL: qmde.de/164332
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