Stab
Darsteller: Jürgen Vogel, Aybi Era, Elisabeth Baulitz, Lea Zoë Voss, Luna Jordan, Bella BadingSchnitt: Jannis Greff
Musik: Jens Langbein und Robert Schulte Hemming
Kamera: Constantin Campean
Drehbuch: Patrick Lorenz
Regie: Christoph Ischinger
Regisseur Christoph Ischinger und Drehbuchautor Patrick Lorenz setzen diesmal auf ein klassisches Whodunit mit sozialem Unterton: Ein toter Mann in einem Auto, Kohlenmonoxidvergiftung, die Frage nach Mord oder Selbstmord – das ist zunächst Routine im Krimi-Genre. Doch schon bald öffnet sich der Fall in ein Milieu, das im deutschen Fernsehen erstaunlich selten wirklich glaubwürdig erzählt wird: die Welt der Schwarzarbeit, der prekären Lebensverhältnisse, in der Menschen aus Osteuropa versuchen, zwischen vielleicht halbwegs legaler Beschäftigung, Ausbeutung und familiären Verpflichtungen zu überleben.
Dass „Im Land der toten Träume“ dieses Thema aufgreift, ist lobenswert – und nicht untypisch für «Jenseits der Spree», das sich immer wieder an der Schnittstelle zwischen klassischem Krimi und sozialem Realismus versucht. Lorenz’ Drehbuch zeigt dabei durchaus Gespür für Ambivalenzen. Die Verdächtigen sind nicht einfach Täter oder Opfer, sondern irgendwo dazwischen, gefangen in einem System aus Notwendigkeit und moralischer Grauzone. Der Kneipenwirt, der alle kennt, der Bauunternehmer mit seinen zweifelhaften Methoden, der illegal in Berlin lebende Schwager des Opfers – sie alle sind Figuren, die in anderen Serien schnell zu Schablonen verkommen würden. Hier bleibt immerhin ein Rest Menschlichkeit übrig, ein Funken Verständnis, der das Publikum innehalten lässt.
Und dennoch: So sehr die Serie bemüht ist, Tiefe zu erzeugen, so sehr bleibt sie im Ton oft zu kontrolliert. Der Inszenierung von Ischinger fehlt das Risiko. Die Kamera von Constantin Campean fängt Berlin-Köpenick in gewohnt naturgrauen, aber wenig aufregenden Bildern ein – alles wirkt ein wenig zu überstrapaziert, um wirklich authentisch zu sein. Ein bisschen mehr dokumentarischer Atem hätten der Folge sicherlich gutgetan.
Was allerdings zuverlässig trägt, ist das Zusammenspiel von Jürgen Vogel und Aybi Era. Vogel, als Robert Heffler längst die emotionale Seele der Reihe, darf diesmal wieder seine stille, verletzliche Seite zeigen. Besonders die Szenen, in denen er mit dem Auszug seiner Tochter Carlotta (Lea Zoë Voss) ringt, gehören zu den stärksten Momenten der Episode. Sie bringen eine Wärme und Verletzlichkeit ins Spiel, die den Kriminalfall selbst fast in den Hintergrund drängen. Aybi Era als Mavi Neumann bleibt hingegen die rationalere, kontrollierte Hälfte des Duos – eine Balance, die inzwischen bestens funktioniert, auch wenn man sich für die Zukunft etwas mehr Reibung zwischen den beiden wünschen würde.Am Ende bleibt «Im Land der toten Träume» eine durchaus sehenswerte, wenn auch etwas zu brav erzählte Auftaktfolge, die von ihren Darstellern, ihrem sozialen Anliegen und der emotionalen Bodenhaftung lebt – und weniger von ihrer Spannung oder inszenatorischen Finesse. Man freut sich über das Wiedersehen, wünscht sich aber zugleich, die Serie würde sich endlich trauen, über die vertrauten Ufer hinauszugehen.
Die Auftaktfolge «Jenseits der Spree – Im Land der toten Träume» wird am Freitag, den 24. Oktober um 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt.







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