Stab
Darsteller: Levy Rico Arcos, Petra Schmidt-Schaller, Alexander Hörbe, Luise Helm, Antonia Breidenbach, Jamilah BagdachMusik: Dürbeck & Dohmen
Kamera: Falko Lachmund
Drehbuch: Laila Stieler
Regie: Buket Alakus
Die Ausgangslage ist unspektakulär und erschütternd gleichermaßen: Ein gelber Brief, eine Anklageschrift, eine Erinnerungslücke. In dieser Spannung zwischen bürokratischer Nüchternheit und psychischer Verunsicherung entfaltet der Film einen Sog, der sich nicht aus dramaturgischen Tricks speist, sondern aus dem genauen Beobachten der Reaktionen eines Heranwachsenden, der sich plötzlich unter einem juristischen Damoklesschwert wiederfindet. Die vermeintliche Tat – schwerer Landfriedensbruch und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte – liegt zwei Jahre zurück. Die Wucht der Vorwürfe trifft auf ein fast völliges Nichtwissen. Dass die Geschichte hier nicht zu einem kriminalistischen Rätselspiel wird, sondern zu einer leisen, aber eindringlichen Rekonstruktion eines traumatischen Ereignisses, macht den besonderen Reiz des Films aus.
Alakuş inszeniert Antons Suche nach den verlorenen Stunden des 1. Mai mit einem Gespür für Zwischentöne, das heute selten geworden ist. Sie verzichtet konsequent auf Spektakel. Stattdessen lässt sie Orte, Gespräche und atmosphärische Details wirken. Der Film folgt Anton, wie er sich durch Reste seines alten Lebens tastet: frühere Freunde, politische Gruppen, die zwar Solidarität versprechen, aber ihre eigene Agenda verfolgen, Menschen, die sich kaum noch erinnern wollen – oder vielleicht lieber schweigen. Dieses vorsichtige Abtasten, das an bestimmten Stellen fast dokumentarisch anmutet, verschafft dem Film eine Glaubwürdigkeit, die lange nachhallt.
Besonders hervorzuheben ist zudem die Arbeit von Falko Lachmund, dessen Kamera Antons Weg mit einer Ruhe begleitet, die man eher aus skandinavischen Filmen kennt. Viele Szenen spiegeln treffend die emotionale Unsicherheit des Protagonisten wider, ohne sie auszustellen. Die Kamera beobachtet in respektvoller Distanz, vermeidet Überzeichnung und findet gerade dadurch zu einer Intensität, die nie aufdringlich wirkt. Wenn Anton sich schließlich erinnert, wenn die Bilder seiner Festnahme zurückkehren, schlägt der Film gleichsam keine lauten Töne an. Gerade diese Zurückhaltung macht die Erkenntnis umso drastischer: Die Gewalt ging nicht von ihm aus. Sie traf ihn. Und sie wird nun gegen ihn verwendet. «Polizei» zeigt diesen Moment nicht als kathartischen Wendepunkt, sondern als traurige Bestätigung eines Systems, in dem Machtverhältnisse selten zugunsten des Schwächeren kippen.«Polizei» ist kein Film, der schreit. Er spricht leise – aber klar. Und gerade darin liegt seine Stärke. Er ist politisch ohne Parole, gesellschaftlich relevant ohne Pathos, emotional ohne Sentimentalität. Ein Werk, das die Komplexität seiner Themen ernst nimmt und seinem Publikum zutraut, die leisen Signale zu hören. Ein Film, den man nicht nur sieht, sondern spürt. Und einer, der im deutschen Fernsehen ohne Zweifel seinen Platz verdient.
Der Film «Polizei» wird am Mittwoch, den 26. November um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.







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