«Das Traumschiff – Auckland»
STABBUCH: Claudia Matschulla, Arnd Mayer; REGIE: Esther Wenger; KAMERA: Florian Licht; TITELMUSIK: James Last; MUSIK: Hans Günter Wagener; SZENENBILD: Nobuyuki Takayama, Lars Brockmann; KOSTÜMBILD: Petra Neumeister; SCHNITT: Tobias Peper; TON: Uwe Keilmann; AUSFÜHRENDE PRODUKTION: Manuel Schröder; PRODUKTIONSLEITUNG: Christian Stocklöv; PRODUKTION: Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft mbH, Berlin; PRODUZENTIN: Beatrice Kramm; REDAKTION: Elisabeth Müller. BESETZUNG: Florian Silbereisen (Kapitän Max Parger); Barbara Wussow (Hanna Liebhold); Daniel Morgenroth (Staff-Kapitän Martin Grimm); Collien Ulmen-Fernandes (Dr. Jessica Delgado); Harald Schmidt (Oskar Schifferle); Susanna Simon (Esther Sarchow); Sila Sahin (Britta Weigert); Luna Baptiste (Victoria Schneider); Matthias Komm (Erik Milewski); Frédéric Brossier (Marco Zurheide); Marek Erhardt (Tom Walker); Lilia Lehner (Lisa Fletcher); Max Crean (Hemi Fletcher); Sophia Thiel (Nina Ahrens)
Typische Konstellationen?
– ein Ehepaar in der Sinn- und Ehekrise,
– ein einsamer Passagier, der unverhofft eine Herzensdame trifft (die selbstverständlich schon unglücklich vergeben ist),
– und ein humorvolles Duo, das als milde Gewürzmischung fürs Schmunzeln sorgt.
Diese Figuren begegnen sich zwar im Speisesaal, beim Landgang oder zufällig an der Reling, doch ihre Geschichten bleiben eigene kleine Erzählkreise. Manchmal kreuzen sich die Wege kurz, ein Ratschlag hier, ein Stirnrunzeln dort, eine gemeinsame Jeepfahrt ins Landesinnere, doch es entsteht kein Ensemble, das als Gruppe auftritt oder sich gemeinsam entwickelt. Die Crew bildet dabei die stille Klammer. Sie wandert zwischen den Geschichten hin und her, vermittelt, tröstet, lächelt mitfühlend in die Kamera, ohne die Passagiere zu einer Einheit zu formen.
In dieser Episode jedoch verschiebt sich der Fokus ein wenig.
Diesmal dreht sich alles um Winzerin Esther Sarchow und das Team ihres Weinguts, das sie zu einer Weinmesse nach Neuseeland eingeladen hat. Eine bedeutende Preisverleihung steht bevor und Esthers Riesling gilt als Favorit. Doch die Stimmung innerhalb der Gruppe ist weniger Weinseligkeit als Korkgeschmack.
Verantwortung
Esther tut sich schwer damit, Verantwortung zu delegieren und wirkt auf ihr Team kühl und unzugänglich. Britta Weigert, ihre Assistentin, bekommt diese Distanz besonders zu spüren. Als alleinerziehende Mutter kann sie nicht jede Extra-Schicht mitlächeln, und das belastet, denn Esther verlangt Einsatz. Marketingleiterin Victoria Schneider trägt derweil eine andere Sorge mit sich herum: Ihr Interesse an Marco Zurheide, dem talentierten Nachwuchswinzer, ist keineswegs rein beruflich, denn, wie es sich fürs Traumschiff gehört, ist dieser Marco schon ein Hingucker (wie auch Victoria durchaus eine Szenerie für sich einnehmen kann). Doch Marco ist mit sich selbst genug beschäftigt. Er ringt um die Anerkennung seines Vaters, eines angesehenen Chirurgen. Seit Marco sein Medizinstudium zugunsten der Arbeit im Weingut abgebrochen hat, herrscht zwischen beiden eher Eiswein-Stimmung. Ein Sieg in Auckland könnte die Dinge ändern. So hofft er.Und dann wäre da noch Esthers Mitarbeiter Erik Milewski, so eine Art Mädchen für alles, der seine ganz eigene Schwere mit an Bord bringt. Ein Alkoholproblem hat dazu geführt, dass sein Sohn den Kontakt zu ihm abgebrochen hat. Ausgerechnet Erik aber ist der, der versteht, warum Esther oft unnahbar wirkt: Sie hat das Weingut aufgebaut, sie weiß aber auch, dass es Zeit wird, die Verantwortung zu teilen. Was ihr schwer fällt, weil sie Angst hat, die Kontrolle über ihr Lebenswerk zu verlieren. So gelingt dieser Episode etwas – Überraschendes. Sie erschafft wirklich eine kleine Geschichte, die berührt. Denn Esther und Erik sind in ihrem Auftreten und ihrer Außenwirkung zwei Gegenpole, die wenig gemeinsam haben mögen. Aber da ist ihre Verletzlichkeit. Esther versteckt diese hinter Professionalität und Kontrolle, Erik hinter Humor, Handwerk und gelegentlicher Flucht ins Vergessen. Sie mögen mit diesen Auftritten andere Menschen täuschen können, sie selbst aber erkennen, wer sie in Wahrheit sind. Die Episode nimmt sich die Zeit, das auszuspielen, ohne Pathoskeule. Es entsteht eine stille, fast zarte Annäherung, die über das Geschehen an Bord hinauswirkt. Wann, ganz ehrlich, hat man das zuletzt über eine Episode vom «Traumschiff» sagen können? Die anderen Figuren bewegen sich derweil in eher erwartbaren Wellen auf das unvermeindliche Happy End zu, vor dem einige Irrungen/Wirrungen zu überwinden sind. Aufgrund der geschlossenen Gruppe entwickelt sich jedoch eine Dynamik, die durchaus mitreißt und in einer rumdum gelungen Episode münden könnte. Könnte… Denn irgendwann erinnert sich die Dramaturgie daran, dass die eigentlichen Hauptdarsteller der Spielfilmreihe ja nicht die Gäste, sondern die Crew sind. Und die wollen, oder besser: müssen, beschäftigt werden, damit niemand ihre Honorarschecks kritisch hinterfragt. Nur haben sie in dieser Episode schlicht nicht viel mit den Passagieren zu tun. Hier ein gut gemeinter Ratschlag, dort ein verständnisvoller Blick der Bordärztin, das war es aber weitgehend schon. Also folgt der Griff in die vertraute Kiste der Wir-brauchen-auch-noch-einen-Handlungsstrang-Lösungen: Ein Teambuilding-Landgang. Natürlich.
Doch bevor die Gruppe überhaupt zur ersten Übung antreten kann, überkommt Oskar Schifferle ein dramatischer Schwindelanfall, der ihn an Bord festhält. Während Dr. Jessica Delgado und Kapitän Max Parger sich erstaunlich gut in das Programm fügen (es hat natürlich auch mit Wein zu tun) und sogar sichtbaren Spaß entwickeln (man möchte fast gratulieren), herrscht zwischen Hanna Liebhold und Staff-Kapitän Martin Grimm eine Spannung, die so greifbar ist, dass selbst die Kiwis im Hintergrund kurz innehalten. Och nö, möchte man ausrufen, denn es wirkt, als habe jemand im Drehbuch einfach den Schieberegler „Emotionale Reibung im Team“ wieder ein kleines bisschen nach oben geschoben, nur damit irgendwas passiert. Es entsteht nämlich kein echtes Drama, es knistert nicht wirklich, es ist dieses… leicht schulische „Wir brauchen jetzt irgendeinen Konflikt“-Knirschen, das niemand vermisst hat und das darüber hinaus von der emotionalen Geschichte der Passagier unnötig ablenkt.
Am Ende entsteht so eine Episode mit zwei deutlich voneinander getrennten Qualitäten: Während die Geschichte um Esther Sarchow und ihr Team eine erstaunlich fein gezeichnete emotionale Entwicklung durchläuft, bleibt der Crew-Handlungsstrang konventionell und spürbar konstruiert. Eine Hälfte überzeugt durch leise, glaubwürdige Töne, die andere verharrt in Routine.
ZDF, Sonntag, 23. November 2025, 20.15 Uhr. Bereits vorab in der ZDFmediathek.







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