Die Kritiker

«Keine Scheidung ohne Leiche»

von

Tom Beck und Désirée Nick taumeln am Donnerstag durch einen Slapstick-Versuch im ZDF.

Stab

Darsteller: Tom Beck, Henrike Fehrs, Désirée Nick, Friedrich Liechtenstein, Nina Vorbrodt, Julia Liebetrau
Schnitt: Jochen Retter
Musik: Paul Eisenach
Kamera: Bjørn Haneld
Buch: Heike Sperling, Valentin Holch
Regie: Friederike Heß
Von Anfang an ist klar: Hier will jemand frech sein. Bissig. Eine dieser deutschen TV-Komödien, die sich selbst als "abgründig" und "witzig" verkaufen – wie ein Pauschalurlaub mit Totenbeschau. «Keine Scheidung ohne Leiche» ist ein Film, der so krampfhaft auf Kult macht, dass man am Ende eher die Fernbedienung beerdigen will als irgendeinen Paartherapeuten.

Was als schwarzhumorige Ehekrise mit Leichenkomplikation beginnt, wird schnell zur bleiernen Mischung aus bemühtem Slapstick, dramaturgischer Fahrigkeit und Dialogen, bei denen man sich fragt, ob ChatGPT vielleicht das Drehbuch geschrieben hat – mit einem leichten Datenleck zu Rosamunde Pilcher. Tom Beck spielt Tom – ja, wirklich – als abgehalfterten Wedding Planner mit Charisma-Restbestand, während Henrike Fehrs als Nina immerhin so aussieht, als wolle sie lieber woanders sein. Vielleicht in einem anderen Drehbuch. Vielleicht auf einem anderen Sender.

Und mittendrin: eine Leiche, die angeblich alles zusammenhält, aber dramaturgisch eigentlich nur im Weg liegt. Der tote Paartherapeut als Katalysator einer Beziehung, die nicht stirbt, sondern in einem ZDF-Sandwich aus überzeichneter Situationskomik und Dialog-Delirium vegetiert. Das könnte funktionieren – wenn der Ton stimmen würde. Tut er aber nicht. Der Film pendelt unentschlossen zwischen «Tatortreiniger» und «Lindenstraße-Spezial», will gleichzeitig schräg und bürgerlich sein, anarchisch und herzlich. Er will alles – und bleibt dadurch nichts.

Nina Vorbrodt gibt die Politesse Anastasia mit einem Nachnamen wie aus einem Loriot-Fiebertraum – und so spielt sie auch. Viel Gesicht, viel Stimme, wenig Wahrheit. Man merkt ihr an, dass sie Spaß hat – und man merkt dem Zuschauer an, dass er das nicht hat. Die Figur wirkt wie ein Sketch, der vergessen hat, wann er enden sollte. Und Désirée Nick? Natürlich spielt sie Désirée Nick. Man kann das charmant finden – muss man aber nicht.

Die Regie wechselt derweil zwischen Chaos und Choreografie wie ein Navi mit Wackelkontakt. Musik? Dauerironisch. Ausstattung? Sat.1-kompatibel. Und das Timing – es gibt Pointen, die mit einem Schulterzucken sterben, bevor der Schnitt sie retten kann. So, als wäre auch der Cutter nicht mehr ganz überzeugt von dem Projekt.

«Keine Scheidung ohne Leiche» ist wie ein schlechter Ehevertrag – viel zu viele Klauseln, keiner will ihn wirklich, aber alle müssen irgendwie durch. Man hätte das witzig machen können. Vielleicht sogar böse. Stattdessen wurde es: laut, nervös und unfreiwillig unfassbar deutsch. Am Ende bleibt nur ein Gedanke: Wenn das hier die Ehe rettet, dann bitte Scheidung – sofort.

Der Film «Keine Scheidung ohne Leiche» wird am Donnerstag, den 29. Mai um 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt.

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