Stab
Darsteller: Meret Becker, Luise Landau, Florian Lukas, Emma Bading, Banafshe Hourmazdi, Camill JammalSchnitt: Anna Kappelmann
Musik: Can Erdogan, Beat Solèr
Kamera: Bernhard Keller
Buch: Andrea Deppert
Regie: Nana Neul
Aber dann – Ding-Dong! – steht Tilda vor der Tür. Acht Jahre alt, voller frecher Sprüche, die den Erwachsenen mal zeigen, wo’s langgeht, das deutsche Drehbuch-Kind, Typ „Pippi Langstrumpf“ in der Sozialpädagogik-Ausbildung. Mutter im Gefängnis. Großmutter Anne maximal unwillig. Und zack, haben wir das Setup für eine Geschichte, die sich selbst als heilende Reise durch drei Generationen verkauft. Aber in Wahrheit ist es ein 90-minütiges Duell zwischen stoischem Brummen und kindlichem Trotz.
Das Ganze gestaltet sich dabei so ausrechenbar, so bewusst auf Rührung und kathartisches Schniefen geschrieben, dass jede noch so zarte Andeutung zur keuchenden Behauptung wird. Hier wird nicht gespielt, hier wird gearbeitet. Abgearbeitet. „Thema: Familie“ als To-do-Liste, Punkt für Punkt. Florian Lukas gibt derweil den Bürgermeister, der irgendwie auch mal dran darf. Er darf Gefühle haben. Er darf hoffen. Und man denkt nur: Warum tust du dir das an? Denn man kennt ihn ja aus wesentlich besseren Projekten.

Was bleibt? Ein Film, der nichts wagt, aber viel meint. Der Emotionen behauptet, statt sie zuzulassen. Der sagt: So ist das mit Familien, und dabei nicht merkt, dass er gerade Klischees von gestern mit Sensibilität von vorgestern verkauft. «Familie is nich» ist der gut gemeinte Poesiealbum-Eintrag unter den ZDF-Montagsfilmen. Und wie bei vielen Poesiealbum-Einträgen denkt man beim Lesen: Schön, dass du's versucht hast. Aber zu sagen hat es nichts.
Der Film «Familie is nich» wird am Montag, den 2. Juni im ZDF ausgestrahlt.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel