
Doch eine Entscheidung dieser TV-Saison steht noch aus. Wer wird « Germany’s Next Topmodel»? Heidi Klum wählt am 19. Juni ihre Favoritin und ihren Favoriten, denn wie erstmals im vergangenen Jahr werden ein weiblicher und ein männlicher Kandidat zum Sieger erklärt. Obwohl die aktuelle Staffel erst in knapp drei Wochen zu Ende geht, hat ProSieben schon jetzt mehr Folgen ausgestrahlt als je zuvor. Das liegt vor allem daran, da in den ersten sechs Wochen «GNTM» zweimal pro Woche on air ging – mittwochs und donnerstags.
Die Topmodel-Flut tat dem Format aber nicht gut. Das Flaggschiff am Donnerstag geriet in diesem Jahr noch mehr in Schieflage, als man es ohnehin aus den vergangenen Jahren gewohnt war. Die 2022-Staffel verzeichnete im Durchschnitt 2,06 Millionen Zuschauer. Durch die Nachgewichtung kamen weitere 200.000 Zuschauer hinzu. Zum Jahr verabschiedeten sich 400.000 Zuschauer. Dank des Kniffs mit den männlichen und weiblichen Models konnte ProSieben das Interesse im vergangenen Jahr konstant halten, was in einem strauchelnden linearen TV-Markt sogar für eine Verbesserung der Quoten sorgte. Von einem relativen Kuchen wird man aber nur bedingt satt.

Nur zwei Wochen später musste man sich am Donnerstag mit 1,30 Millionen Zuschauern begnügen. Zwar gab es am 10. April noch ein Aufbäumen auf 1,54 Millionen, dabei handelte es sich jedoch nur um ein Strohfeuer. Sieben Tage später sackte das Ergebnis auf 1,17 Millionen ab. In der vergangenen Woche kam es zu einem Meilenstein – im negativen Sinne. Heidi Klum sendete am Feiertag vor weniger als einer Million Zuschauern. Nie hatte eine reguläre Donnerstags-Folge weniger Zuschauer. Trotz eines überschaubaren Konkurrenz-Programms reichte es für die Castingshow nur für 12,3 Prozent. Nur die erste Mittwochs-Folge in diesem Jahr hatte diesen Wert unterboten.
Derzeit bewegt sich die 20. Staffel bei einer durchschnittlichen Reichweite von 1,26 Millionen Zuschauern, wobei klar festzustellen ist, dass die Ausgaben vom Mittwoch den Schnitt deutlich in den Keller ziehen. Um «GNTM» mit den Vorjahren zu vergleichen werden an dieser Stelle nur die Donnerstag-Sendungen betrachtet. Doch auch hier ergibt sich ein eindeutiges Bild: Das Format hat erneut enorm an Reichweite eingebüßt. Standen im vergangenen Jahr 1,60 Millionen (Nachgewichtung: 1,86 Mio.) zu Buche, fiel man in diesem Jahr auf 1,33 Millionen (Nachgewichtung: 1,60 Mio.) zurück. Auf dem Quotenmarkt verlor man mehr als zwei Prozentpunkte und landete bei 15,1 Prozent. Zur Erinnerung: 2021 und 2022 kratzte «GNTM» an der 20-Prozent-Marke (vorläufig gewichtet). Die gesamte Staffel inklusive Mittwoch bringt es sogar nur auf 14,7 Prozent.

Wie viele Abrufe «Germany’s Next Topmodel» auf der Streamingplattform Joyn generiert, ist nicht bekannt. Anfang März sprach ProSieben davon, dass der „«Germany's Next Topmodel»-Kosmos auf dem Superstreamer alle Rekorde“ breche. Die Watchtime sei im Vergleich zum Vorjahr um 44 Prozent gestiegen. Ob man hier relative Zahlen pro Folge vergleicht oder eben eine Donnerstags-Folge (2024) gegen je eine Mittwochs- und Donnerstags-Sendung (2025) gegenüberstellt, ist nicht bekannt. Dem Unterföhringer Unternehmen wäre diese Milchmädchenrechnung allemal zuzutrauen. Der Sender verweist nahezu ausschließlich auf Nettoreichweiten, die auch zappendes Publikum aufnehmen. Freilich lässt sich damit der Werbewirtschaft reichlich Honig ums Maul schmieren, auch für Joyn ist das Wachstum sicher keine schlechte Nachricht. Es ist aber durchaus problematisch, wenn ein werbefinanzierte Privatsender innerhalb von vier Jahren die Reichweite seines Schlachtschiffes halbiert.
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