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«Platonic»: So will man nicht enden

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In der neuen Serie von AppleTV+ mit Seth Rogen in der Hauptrolle geht es um zwei erwachsene Freunde, die sich nach vielen Jahren wiedertreffen. Bleibt auch alles platonisch?

Wenn man sich der Midlife-Crisis nähert, spielen Freundschaften oftmals keine große Rolle mehr im Leben und man ist oft voll und ganz auf den Partner und die Kinder fokussiert – ganz anders als in jungen Jahren, wo Freundschaften das Epizentrum der eigenen Existenz sind, der Partner einer von vielen und Kinder noch weit weg. Diese traurige Realität versucht die AppleTV-Plus-Serie «Platonic» mit Seth Rogen und Rosa Byrne in den Hauptrollen einzufangen. Leider verfehlt die Serie jedoch das Ziel, die Komplexität der Freundschaften im Erwachsenenalter authentisch darzustellen und versinkt stattdessen in einem Meer von Klischees und vorhersehbaren Handlungssträngen.

«Platonic» versucht dabei, die Zuschauer in die Welt von zwei (ehemals) besten Freunden einzuführen, die sich in ihren Vierzigern befinden und mit den Herausforderungen des Erwachsenseins konfrontiert sind. Eigentlich hatten sie sich viele Jahre nicht gesehen, weil sie mit seiner Ehefrau nichts anfangen konnte. Die ist jedoch inzwischen von dannen gezogen. Ein guter Grund, um sich wieder näher zu kommen?

Leider bleiben die Charaktere durchwegs flach und stereotyp und Seth Rogen spielt einmal mehr die typische Rolle des schusseligen, kindischen Mannes, der sich nicht wirklich weiterentwickelt hat, einfach eine weitere Variation seiner früheren Rollen, ohne jeglichen neuen Ansatz. Rosa Byrne bleibt an seiner Seite derweil seltsam farblos und unmotiviert, was es schwer macht, eine emotionale Verbindung zu ihrer Figur aufzubauen. Noch dazu erzählt die Serie den Alltag und die Beziehungsprobleme der Protagonisten ohne tiefgründige oder interessante Geschichten, sondern bleibt immer wieder bei der Beschreibung des ach so schweren Lebens im mittleren Alter stecken. So werden die Zuschauer permanent mit oberflächlichen Konflikten konfrontiert, die so schon in unzähligen anderen Serien zu sehen gewesen sind, von Eheproblemen über schwierige Kinder bis hin zu einem komplizierten Berufsleben, das sich ganz anders entwickelt hat, als man es sich erträumte – doch nichts davon wird auf eine neue oder interessante Weise präsentiert.

Dabei geraten die Dialoge in «Platonic» ebenso enttäuschend: Statt cleverer, witziger und tiefgründiger Gespräche zwischen den Charakteren werden wir einmal mehr mit flachen Witzen und banalen Unterhaltungen bombardiert. Auch hier scheinen die Autoren versucht zu haben, den bekannten humoristischen Stil von Seth Rogen einzufangen, ohne ihn konsequent weiterzuentwickeln oder an den eigentlichen Rahmen dieses Serienkonzepts anzupassen. Die Witze wirken erzwungen und stumpf, und die Versuche, ernste Themen anzusprechen, bleiben oberflächlich und uninspiriert. So steht am Ende eine enttäuschende Serie, die nicht annähernd das Potenzial ausschöpft, das in der Thematik der Freundschaften im Erwachsenenalter steckt, und Seth Rogen liefert eine weitere stereotype Performance ab, ohne dass sich diese Serie von anderen Standardkomödien abheben könnte. Immerhin eines ist ihr gelungen: ein abschreckendes Beispiel für jüngere Zuschauer, wie man jenseits der 40 keinesfalls enden möchte.

Die Serie «Platonic» ist bei AppleTV+ zu sehen.

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