Serientäter

«Doppelhaushälfte» verfehlt das Thema

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Die zweite Staffel der sonst genialen Sitcom ist alles andere als gut gewesen.

Im März 2022 beglückte das ZDF seine Zuschauer mit der Serie «Doppelhaushälfte». Dennis Schanz und Christoph Mushayija Rath haben acht Episoden geschaffen, in der die völlig unterschiedlichen Familien Knuppe und Sawadi-Kröger die Hälfte eines Hauses beziehen. Wie Theo bei Tracy beim Kiffen näher kam oder Theo eine Gartenparty zu einem Fußballturnier machte, schweißte die Hausgemeinschaft zusammen.

Am 9. Mai startete die Ausstrahlung der neuen Staffel, in der Mari wieder arbeiten geht und Theo sich um die kleine Frida kümmern muss. Während aber Theo völlig überfordert ist, kann der Frührentner Andi das Neugeborene zum Schlafen bringen. Unterdessen darf der 15-jährige Theo in einer Firma wie Tesla ein Praktikum absolvieren. Gastdarsteller Aleksander Jovanovic als Jonas ist wirklich hervorragend und lockert das Format auf. Er möchte den Sohn der Knuppes, weil er asiatisch aussieht, gerne ein Praktikum ermöglichen. Allerdings nicht etwa, weil er von den Fähigkeiten von Maris Nachbarn überzeugt ist, sondern weil sich damit schöne Diversitäts-Beiträge in den sozialen Medien posten lassen.

Auch der Kauf eines Hamsters ist Thema der Folge: Rocco soll lernen, wie man mit Verantwortung umgehen soll. Doch leider verhält sich Rocco mit dem Tierchen ein wenig ungeschickt, sodass dieser (und seine vielen Artgenossen) auf brutale Weise erschlagen werden. Ständig müssen neue Tiere eingekauft werden, um den Schein zu wahren. Doch auch der Sohn der Knuppes ist ja auch nicht bescheuert.

Das war’s dann auch schon mit den Bestleistungen in Sachen «Doppelhaushälfte». Schon die Folge „Golfkrieg“ bewegt sich weit weg von der eigentlichen Nachbarschaftssituation mit den zahlreichen Streitigkeiten. Andi hat im Golfclub Hausverbot, doch er möchte seinen Sohn unter falschen Namen anmelden. Die Verkleidungen sind so dermaßen Hanebüchen, dass die Verwechslungsgefahr mehr dumm statt originell wird. Lustig ist es auch nicht, wenn Theo seine heimliche Leidenschaft offenbart und sein Golf-Talent offenbart und somit Rocco zum Sieg führt.

„Verpasste Chancen“ erzählt die Geschichte von Andis Versicherungspolice, die inzwischen Millionen wert sein könnte – aber nicht mehr zu finden ist. Weil Andi aber so großen Lärm macht und Theo nicht schlafen kann, hilft er ihm bei der Suche. Devid Striesow versucht unterdessen als Manni Theos Tracy um den Finger zu wickeln, obwohl sich dies weder lustig anfühlt, noch elegant umgesetzt wurde. Marie und Rocco kommen sich näher, weil der Sohn der Knuppes sich als guter Zuhörer erweist.

Zufälle gibt’s: Theo und Marie wollen in einem Hotel speisen und dort treffen sich zufällig auf die Knuppes. Das müssen sie hinnehmen, schließlich ist ihr Tisch nicht mehr frei. Sie kamen 15 Minuten zu spät und Oberkellner Adbellatif (Mehdi Nebbou) verhält sich wie ein arroganter Gastgeber. Die gesamte Szenerie wird zur Farce, das ist zum Teil unterhaltsam, aber hat keinen Schenkelklopfer. Erst mit „Invasion“ wird’s wieder ein wenig lustiger, weil beide Familien abwechselnd von Kakerlaken malträtiert werden.



Doch mit Folge „Meta“, die tatsächlich im Facebook-Metaverse spielt, haut man den qualitativen Boden weg. Das Eintauchen in diese Welt mag kurzweilig nett sein, wird aber schon nach wenigen Minuten einfach nur noch nervig. Man muss es einfach so sagen: Das sieht nicht gut aus und lustig ist das auch nicht. Schon in Staffel eins hat man sich an einer technischen Spielerei verursacht, dort ging der Soundeffekt über Kopfhörer aber gut aus. Immerhin war das ein netter Nebeneffekt und nicht ein Teil der Handlung.

Mit der Doppelfolge „Werwolf-Mafia“ und „Nacht in Finsterfelde“ soll ein Werwolf-Spieleabend stattfinden. In der ersten Episode wird Theo mehrfach veräppelt, die Polizei kommt vorbei wegen Ruhestörung und es kommt auch weiterhin in Streitigkeiten. Teil zwei führt die Serie ad absurdum: Das Staffelfinale ist ein Werwolf-Spiel und hat nichts mehr mit Comedy zu tun. Es ist zwar nett, wie das Spiel schließlich gelöst wird und der Zuschauer kann durchaus mitraten, aber lustig ist das nicht.

Das ZDF gab grünes Licht für eine dritte «Doppelhaushälfte». Es bleibt zu hoffen, dass die Autoren die negativen Kritiken zu Herzen nahmen und eine durchaus bessere Staffel verfassten. Es bleibt zu hoffen, dass die Handlung wieder auf die Häuser und Gärten reduziert werden, sodass man hier auch wieder von einer «Doppelhaushälfte» reden kann.

«Doppelhaushälfte» kann in der ZDFmediathek gestreamt werden.

Mehr zum Thema... Doppelhaushälfte TV-Sender ZDF
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