Interview

Anke Engelke: ‚Ich bin gerade ein ziemlicher Glückspilz‘

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Die Schauspielerin stand für das neue Amazon-Projekt «LOL: Last One Laughing» vor der Kamera, bei dem Michael Bully Herbig Regie führte.

Eine Spaßbremse darf man in ihrem Beruf nicht sein, und doch ist es Anke Engelke (55) gerade strengstens verboten zu lachen. Wie das? Sie gehört zur neuen Comedy-Show «LOL: Last One Laughing» (ab 1. April 2021 bei Amazon), für das Michael Bully Herbig (52) zehn Comedians eingeladen hat. Neben Engelke sind das Barbara Schöneberger (47), Carolin Kebekus (40), Max Giermann (45), Kurt Krömer (46), Wigald Boning (54), Torsten Sträter (54), Rick Kavanian (50), Mirco Nontschew (51) und Teddy Teclebrhan (37), die in sechs aufgezeichneten Folgen versuchen müssen, sich gegenseitig zum Lachen zu bringen. Wer zuerst lacht, fliegt aus der Show. Wer am Ende übrig bleibt ist der Gewinner. Wie sich Anke Engelke dabei hält, durfte sie natürlich nicht verraten. Aber als erfahrende Komikerin («Die Wochenshow»), Synchronsprecherin («Die Simpsons») und Schauspielerin von Komödien («Frau Müller muss weg») wird sie sich gewiss wacker schlagen.

«LOL: Last One Laughing» heißt das neue Format mit zehn Comedians, die sich gegenseitig zum Lachen bringen sollen, ohne selbst die Miene zu verziehen. Wie ist das abgelaufen?
Wir waren ja eine tiptop gemischte Tüte: auf der einen Seite Künstler wie Teddy Teclebrhan, der genial improvisiert und in seinen Kunstfiguren lebt, und auf der anderen Seite Stand-Up-Comedians wie Carolin Kebekus oder Thorsten Sträter, die die große Bühne kennen und einfach großartig Texte vortragen können. Die anderen bewegten sich irgendwo dazwischen. Barbara Schöneberger, Mirko Nontschew oder ich - wir sind ja keine klassischen Stand-Up-Comedians.

Wie lange mussten Sie es miteinander ‚aushalten‘?
Sechs Stunden für sechs Folgen. Und das war zwar immer wieder anstrengend wegen des Lachverbots, aber vor allem herausfordernd, spannend und aufregend.

Die Hauptarbeit fand also beim Schnitt statt?
Der Schnitt ist wichtig, klar, 40 Kameras liefern eine Menge Material! Da muss dann eine Dramaturgie herausgeklöppelt werden. Und die Zuschauerinnen und Zuschauer sollen ja auch die Chance haben, jemanden beim Grinsen zu ertappen! Deshalb müssen möglichst viele einzelne Reaktionen gezeigt werden, Gesichter, Nahaufnahmen.

Der Spaß besteht darin, wie alle anderen versuchen, sich das Lachen zu verkneifen…
Ja, das hat Bully daran geliebt. Er sagte, ihm wäre es ganz egal, ob jeder eine Nummer abliefert oder nicht. Ihm ging es darum zu sehen wie wir gegen das Lachen kämpfen - und gekämpft haben wir. Carolin hat das ja sehr gut beobachtet und treffend beschrieben: ‚Lachen zu unterdrücken ist zuweilen schmerzhaft. Wir werden alle krank.‘

Vielen Menschen ist angesichts Corona tatsächlich gar nicht mehr zum Lachen. Sollte man dann aber nicht umso mehr lachen?
Vielen Leuten, die von der Pandemie betroffen sind, sei es gesundheitlich oder beruflich, ist gerade bestimmt nicht zum Lachen zumute. Man kann (es) sich gar nicht vorstellen, was es bedeutet, zuerst seine Leute entlassen zu müssen und dann auch noch den Betrieb zu schließen. Wenn man durch Köln radelt, sieht man, dass etliche kleine Geschäfte schon nicht mehr da sind. Die Theater sind zu, Clubs und Kinos sind geschlossen, manche für immer. Es ist furchtbar. Das ist in jeder Stadt so. Natürlich will man aber auch mal abschalten. Ich würde mal annehmen, dass die meisten gerade viel vorm Fernseher oder vorm Laptop sitzen. Es hängt also von Fall zu Fall ab.

Wie gut kommen Sie durch die Krise?
Ich bin gerade ein ziemlicher Glückspilz. Einige von uns können drehen und vor der Kamera stehen, wenn auch unter verschärften Auflagen, die man aber gut in Kauf nehmen kann. Wir werden viel getestet, und Buchbesprechungen und Proben laufen ganz viel über Meeting-Portale wie Zoom. Das ist zwar nicht mit dem wahren Leben zu vergleichen, es bringt aber auch nichts, innezuhalten und zu warten, bis alles vorbei ist.

Könnte es auch sein, dass Pandemie auch den Humor verändert?
Leider bin ich weder Psychologin noch reine Humor-Expertin. Da müsste man Kolleginnen und Kollegen fragen die vor und während der Pandemie hauptberuflich auf der Bühne standen, weil sie ja in die Gesichter ihres Publikums schauen, Abend für Abend, und von einem Abend zum anderen oder von einer Stadt zur anderen erleben und vergleichen können, wie auf Pointen unterschiedlich reagiert wird.

Muss man als Frau eigentlich etwas anders als Männer machen, um Lacher zu kriegen?
Ich hoffe doch mal, dass die Zeiten vorbei sind, in denen unterschieden wurde zwischen typischem Frauen- oder Männerhumor. Damit wurden einfach mal 50 Prozent der Zuschauerinnen und Zuschauer ausgeschlossen – was für ein Quatsch! Gott sei Dank wollen die meisten Kolleginnen und Kollegen Witze machen, bei denen es nicht um Äußerlichkeiten, sondern um das Verhalten von Menschen geht.

Wie zufrieden sind Sie gerade mit Ihrem Beruf?
Mein Beruf ist spitze, Traumjob, keine Frage. Ob ich darin spitze bin - die Frage ist schon schwieriger zu beantworten. Ich bin ziemlich selbstkritisch, ‚Halt! Stopp! Jetzt nochmals ganz genau hinschauen, ob das alles okay ist.‘ Sich selber abzufeiern, das finde ich dagegen schwierig. Das kann ich, wenn ich Kuchen gebacken habe, aber nicht bei meiner Arbeit. Aber das sind ja alles Prozesse, die ich dankbar aufnehme, weil ich denke, das gehört zum Lernen dazu.

Wie erging es Ihnen mit «LOL: Last One Laughing»?
Ich habe mir alle Folgenangeguckt und musste wirklich sehr, sehr lachen, das ist wirklich ein großer Spaß! Interessant, dass ich anfangs dachte, Mirko würde mein einziges Problem werden. Wir kennen uns und ich habe ihn wahnsinnig gern. Aber ich hatte Teddy nicht auf dem Schirm, mit dem ich noch nie so lange in einem Raum war. Das war kaum auszuhalten. Ach ich bin einfach irre glücklich mit uns, weil wir uns so anständig benommen haben, keiner ekelig war oder vorgeprescht ist und unbedingt alle anderen rauskegeln wollte.

Es herrscht also eine gute Stimmung?
Es war unglaublich warmherzig und hatte nichts von einem Wettkampf. Das war das Dilemma, das eigentlich auch spannend war. Einerseits der Wille, durchzuhalten, andererseits die Aufgabe: „Verdammt noch mal, ich muss doch dafür sorgen, dass jemand rausfliegt" (lacht). Der Wettbewerbsgedanke kroch in einem immer wieder hoch. Mehr darf ich aber nicht verraten.

Sie fangen auch an zu kochen. Half das, um sich abzulenken und nicht lachen zu müssen?
Naja, ich kannte den Raum ja vorher nicht und war deshalb ganz dankbar, dass es dort diese Kochgelegenheit gab. Das hat mich etwas abgelenkt, ja, aber Kochen allein reicht nicht, um nicht lachen zu müssen. Es gab aber kein fließendes Wasser, was beim Kochen natürlich zum Problem wurde, genauso wie die unfassbar laute Kaffeemaschine, weshalb auch deshalb einige Szenen nicht drin sind, ganz einfach, weil man uns nicht verstand sobald die Kaffeemaschine brüllte!

Was haben Sie gekocht?
Eine vegane Bolognese - hat auch super geschmeckt, einige haben gut zugelangt. Lachenunterdrücken macht hungrig! (lacht).

«LOL: Last One Laughing» ist ab 1. April bei Amazon streambar.

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