Serientäter

«Star Wars – The Bad Batch»

von

Die Republik ist gefallen. Lang lebe das Imperium. Dank der Klone und der Order 66 haben die Anhänger des Imperiums die Macht an sich gerissen und die Jedi-Ritter, die Beschützer der Republik, regelrecht ausgerottet. Die Kloneinheit 99 aber hat sich dem Befehl, Jedi-Ritter zu ermorden, widersetzt. Nun stehen sie selbst vor einer ungewissen Zukunft in einer neuen Welt.

Stab

STAB und PRODUKTIONSINFOS
USA 2020/21
16 Episoden (27 bis 70 min)
SHOWRUNNER: Dave Filoni, Jennifer Corbett
IDEE: Dave Filoni
EXECUTIVE PRODUCERS: Dave Filoni, Athena Yvette Portillo, Jennifer Corbett, Brad Rau
PRODUZENT: Josh Rimes
MUSIK: Kevin Kiner
SUPERVISING: Brad Rau
DEUTSCHE STIMMEN: Martin Keßler, Lina Rabea Mohr, Sabine Mazay, Reinhard Kuhnert, Tobias Müller, Detlef Gieß, Constantin von Jascheroff
Disney hat sich vorgenommen, mit «Star Wars» viel, viel, viel Geld zu verdienen. Dafür ist der Konzern im Oktober 2012 bereit gewesen, nicht weniger als 4 Milliarden Dollar auf das Konto von George Lucas zu überweisen. Das ist selbst für einen Mega-Konzern wie Disney mehr gewesen als ein Griff in die Portokassen. Aber mit Blick auf die zu erwartende Dividende erschien den mächtigen Herren in der Vorstandsetage des Maus-Konzernes dieses Investment lohnenswert.

Ist man allerdings einmal ehrlich, so ganz gezündet hat die Strategie der automatischen Geldvermehrung nicht. Sicher hat Disney den Fans nicht nur versprochen, dass sie keine 15, 16 Jahre mehr zwischen zwei Trilogien warten müssen: Disney hat dieses Versprechen auch gehalten. Aber so richtig Funken hat der Neustart von «Star Wars» in den Kinos nicht fliegen lassen. Die neue Kino-Trilogie hat ihr Geld eingespielt, darüber muss man gar nicht diskutieren. Narrativ jedoch war und ist sie eine Enttäuschung. Man muss sich einmal vorstellen, dass ein zum Zeitpunkt des neunten Spielfilmes 40 Jahre altes Kinofranchise, wie es noch keines zuvor in dieser Form gegeben hat, den Bösewicht Palpatine, der am Ende von «Die Rückkehr der Jedi-Ritter» stirbt, irgendwie zurückbringen musste, um die Geschichte der dritten Trilogie irgendwie halbwegs plausibel zu Ende zu bringen, weil es keinen eigenständigen Masterplan für diese Trilogie gab – weshalb man irgendwie auf die Originaltrilogie zurückgreifen musste. Es ist übrigens kein schlechter Schreibstil, dass im vorangegangenen Satz das Wort „irgendwie“ dreimal benutzt worden ist. „Somehow Palpatine Returned “ („Irgendwie ist Palpatine zurückgekehrt“) ist ein Originalzitat aus «Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers». Es ist die Figur des Poe Dameron, die diesen Satz ausspricht und damit erklärt, wie der böseste Böse den Tod wohl überlistet haben mag: Irgendwie halt.

Echt jetzt?


Das kann man sich nicht vorstellen. 40 Jahre Filmgeschichte! 40 Jahre Warten auf den großen Abschluss! Und dann ist der Bösewicht halt irgendwie zurückgekehrt. Wer auch immer im Writer's Room auf die Frage, wie Palpatines Rückkehr erklärt werden soll, geantwortet hat: „Ist doch egal, irgendwie halt“, und damit durchgekommen ist: Ist entweder ein verdammtes Genie oder besitzt eine Chuzpe, für die selbst die an Worten reiche deutsche Sprache keinen Ausdruck mehr kennt.

Mit «Solo» hat man dann bei Disney sogar ein neues Wort lernen müssen: Flop. Die Vorgeschichte des Han Solo hat an den Kinokassen tatsächlich derart rote Zahlen geschrieben, dass ähnliche „Nebenprojekte“ allesamt abgeblasen worden sind und für die nächste angedachte Trilogie sogar Kevin Feige an Bord der Sternenkriege geholt worden ist: Kevin „ich habe das Marvel-Filmuniversum aufgebaut“ Feige.

Am Ende des Tages hat nur «Rogue One» tatsächlich Ausrufezeichen setzen konnte. Selbst wenn man «Rogue One» nicht mögen mag, muss man konstatieren, ist das Prequel zu «Krieg der Sterne» doch der einzige Film, der tatsächlich einen eigenen Ton gefunden hat und der an den Kinokassen ohne Einschränkungen überzeugen konnte.

Nachdem Disney «Star Wars» im Kino ziemlich versemmelt hat, anders lässt es sich nicht ausdrücken, muss es nun die Serie als Kunstform richten. Und «The Mandalorian» hat es gerichtet. «The Mandalorian», im Kern ein Italo-Western, konnte überzeugen, da die Macher ganz einfach ihre Charaktere ernst genommen haben. Der Mandalorianer und das Kind sind ganz einfach großartig gezeichnete Figuren, die keinen komplizierten Überbau benötigen, um funktionieren zu können. Der Mandalorianer ist der Held, das Kind sein Schützling und wir, die Zuschauerinnen und Zuschauer, sind auf ihrer Seite. Es klingt so einfach, es ist so einfach. Und es atmet aus jeder Pore den Geist von «Krieg der Sterne» 1977.

Nun erwartet das Fandom mit Ungeduld den Start von «The Book of Bobba Fett». Weihnachten 2021 wird die neue Serie, die ihren Anfang in «The Mandalorian» nimmt, starten.

Die Animationsserien


Die Fokussierung auf die Realfilme- und Serien lässt die Animationsreihen leider oft ins zweite Glied treten. Zumindest bei älteren Fans, die bereits mit der ersten Trilogie filmisch sozialisiert worden sind. Was bedauerlich ist. «The Clone Wars» mag im Ursprung eine Serie sein, die sich primär an ein junges Publikum gewandt hat. Dieses Publikum aber ist mit der Serie älter geworden. Und mit jeder Spielzeit wurde die Serie komplexer. Was durchaus niemand anderem als George Lucas zu verdanken ist. Dessen Spielfilm-Prequels, «Episode 1» bis «Episode 3», mögen von vielen älteren Fans gehasst werden. Es ist viel Häme über diese Spielfilmserie ausgegossen worden. Verdient hat diese allerdings nur «Episode 1», da «Episode 1» inszenatorisch (Spannungsaufbau, Charakterzeichnung, Action) ein Desaster ist, das selbst die Endabnahme im C-Filmstudio The Asylum nicht bestanden hätte. Bei all seinen unfassbaren Unzulänglichkeiten übersieht man jedoch den Samen, den Lucas in diesem Film ausgesät hat: Den Samen nämlich für ein komplexes Erzähluniversum, das sich eben nicht auf einen Vater-Sohn-Konflikt fokussiert, sondern viel, viel mehr Möglichkeiten bietet, komplexe, spannende Geschichten zu erzählen. Komplexe Geschichten, wie «The Clone Wars» sie im Laufe der bald 20 Jahre zwischen erster und letzter Staffel erzählt hat.

Womit dieser Text bei Dave Filoni angekommen wäre, der seit 2008 einen maßgeblichen Einfluss auf das animierte «Star Wars»-Universum ausübt: als Supervising Producer. Ursprünglich ist der 1974 geborene Filmemacher ein Animationskünstler, der an diversen Serien in unterschiedlichsten Positionen mitgearbeitet hat. In der Regel jedoch nicht in gehobenen Positionen, sondern in der zweiten Reihe. Bis er 2008 Supervisor geworden ist. Als solcher ist er so etwas wie der Chef-Animator. Jede Abteilung in einem Animationsstudio hat seine ganz eigenen Aufgaben. Manche Abteilungen entwickeln Hintergründe, andere Charaktere, wieder andere sind für Details wie, kein Scherz, die Haare der Figuren verantwortlich. Je größer ein Studio, desto differenzierter die Aufgabenverteilung. Dass am Ende die Animation wirkt, als wäre sie aus einem Guss entstanden, das zu garantieren ist die Aufgabe des Supervising Producers. Er ist damit auch eine Schnittstelle zwischen der Animation, der Regie, den Autoren, der Kamera und so weiter.

Feloni ist aber nicht nur ein Animationskünstler. Er ist auch Autor und Regisseur. Und damit ist er der Mann, der das Real- und das Animationsuniversum von «Star Wars» endgültig vereint (hat)! Mag das Mastermind hinter «The Mandalorian» Jon Favreau («Iron Man») sein, gehört Feloni nicht nur zum Produzentenstab der Serie: Feloni hat auch diverse Episoden geschrieben und inszeniert. So, wie er schon für «The Clone Wars» als Regisseur und Autor tätig gewesen ist – und so, wie er nun auch bei «The Bad Batch» wieder verschiedene Aufgaben übernommen hat. Dass die Serie auf seiner Idee beruht, sei nur am Rande erwähnt.

So fühlt sich «The Bad Batch» in jeder Einstellung wie «Star Wars» an und es dauert nur Minuten, um zu vergessen, dass die Figuren allesamt „nur“ animiert sind. Ja, «The Bad Batch», so hat es Disney verkündet, soll eine Serie sein, die sich primär an ein jüngeres Publikum richtet. Mal wieder. Das hat Disney aber auch über «Star Wars Rebels» gesagt und dann hat sich auch «Rebels» zu einer äußerst komplexen Serie entwickelt.

Außerdem ist es nicht zu bemängeln, dass es «The Bad Batch» teils etwas weniger komplex angehen lässt. «The Mandalorian» etwa besticht auch nicht unbedingt durch seine komplexe, Haken schlagende Story. Eigentlich ist «The Mandalorian» eine simple Geschichte über einen Kopfgeldjäger, der durch die Begegnung mit einem kleinen Kind sein Herz entdeckt. Ganz ähnlich ist auch «The Bad Batch» aufgebaut. Auch «The Bad Batch» ist eine Geschichte über Outlaws und ein Kind.

Ja, die Parallelen sind nicht zu übersehen. Aber: Na und? Am Ende kommt es auf das Gesamtbild an. Die ersten beiden Staffeln von «The Mandalorian» rockten den Bildschirm – und «The Bad Batch» lädt definitiv zum Bingewatching ein, seit alle Episoden auf Disney+ en bloc stehen!



Die Kloneinheit 99


«The Bad Batch», das ist nicht nur der Serientitel, es ist auch der Name der Kloneinheit 99, die ihre Bildschirmpremiere bereits in «The Clone Wars» (Episode 1, Staffel 7) feiern durfte. Die Kloneinheit 99 gilt als fehlerhaft – unter anderem, da ihre Mitglieder über ziemlich starke, eigene Egos verfügen und durchaus dazu neigen, Befehle zu missachten. Allerdings verfügen sie allesamt über sehr eigene Fähigkeiten. Angeführt von Hunter (der Wahrnehmungsfähigkeit normalen Menschen überlegen ist), gehören zur Einheit der etwas simpel gestrickte, aber bärenstarke Wrecker, Tech, ein mathematisches Genie, Crosshair, ein Scharfschütze, und Echo. Stammen Hunter, Wrecker, Tech und Crosshair aus einer „Produktionslinie“, deren Fähigkeiten „vom Werk aus“ besser als die anderen Klone sein sollten, wurde Echo als normaler Klon erschaffen, an dem Separatisten, nachdem er in Gefangenschaft geraten war, Experimente durchführten, bevor ihn die Kloneinheit 99 befreite. Durch die Experimente ist auch Echo anders als andere Klone.

Auch wenn dies nicht so klingen mag: Man muss kein «Star Wars»-Fan sein, um der Geschichte problemlos folgen zu können. Wenn etwa Ereignisse aus «The Clone Wars» von Belang für die Handlung werden, finden die einzelnen Geschichten immer einen kleinen Platz, um diese Ereignisse unbedarften Zuschauern zu erklären.

Die Handlung von «The Bad Batch» setzt in dem Moment von «Star Wars: Episode 3 – Die Rache der Sith» ein, in dem den Klonen die Order 66 erteilt wird. Jener Befehl an die Klonkrieger der Großen Armee der Republik, mit dem der Massenmord an den Jedis beginnt: getarnt als Präventivschlag, der eine „Verschwörung“ der Jedi gegen die Republik verhindern soll – und damit ihren Untergang einleitet. Auch die Generalin, unter deren Kommando die Kloneinheit 99 agiert, wird ein Opfer dieses Komplotts. Es sind aber nicht Mitglieder der 99, die sie ermorden. Tatsächlich schlägt der Befehl bei keinem von ihnen - außer bei Crosshair - an. Vielmehr müssen Hunter, Wrecker, Tech und auch Echo erleben, wie die Klone Befehle ausführen, die keinen Sinn ergeben. Das Problem: Die Kloneinheit 99 ist immer noch Teil einer Befehlskette. Und selbst wenn die Order bei ihrer Einheit nicht anschlägt, ist sie doch befehlsgebunden. Hunter jedoch kann diesen Befehl nicht ausführen und lässt den Padawan („Lehrling“) der Jedi-Generalin in einem unbeobachteten Moment entkommen. Er behauptet, der Junge sei in eine Schlucht gestürzt und von einem reißenden Fluss mitgerissen worden. Crosshair will ihm dies allerdings nicht glauben. Ein erster Riss durchzieht in diesem Moment die Einheit, die bald nach Kamino beordert wird, der Geburtsstätte der Klone. Hier werden sie unter das Kommando von Gouverneur Tarkin gestellt. Tarkin (bekannt aus «Krieg der Sterne», in dem er von Horrorfilmlegende Peter Cushing dargestellt wurde) verabscheut zwar die Klon-Technologie, eine gewisse Faszination für die Kloneinheit 99 aber kann er nicht leugnen. In einem Test erkennt er ihre taktischen Fähigkeiten, dennoch bleibt er unschlüssig bezüglich ihrer Zukunft. Derweil lernen die Männer der 99 das Mädchen Omega kennen, das als einziges menschliches Kind auf Kamino lebt. Als Tarkin zu einem späteren Zeitpunkt Hunter gegenüber beiläufig erwähnt, dass es nur fünf Klone ihrer Art gäbe, wird Hunter stutzig. Seine Einheit mag aus fünf Männern bestehen, aber Echo entstammt einer anderen Klonserie. Es ist keine Überraschung, dass sich Omega als der fünfte Klon entpuppt.

Derweil eskaliert der Streit zwischen Hunter und Crosshair bezüglich der Order 66. Die Soldaten erfahren, dass in den Köpfen aller Klone ein Chip steckt, mit dem die Order 66 gestartet werden konnte. Aufgrund ihrer Andersartigkeit hat der Chip bei den Männern der 99 aber nicht angeschlagen. Dennoch ist er eine Gefahr und mithilfe einer Wissenschaftlerin lassen sie die Chips entfernt. Allein Crosshair weigert sich. Ein Soldat, sagt er, habe zu gehorchen. Je mehr Hunter allerdings über die Hintergründe der Order 66 in Erfahrung bringt, desto mehr wachsen in ihm die Zweifel, noch auf der richtigen Seite zu stehen. Er kann einfach nicht an eine Verschwörung der Jedi glauben. Er hat unter den Jedi gedient. All das, was passiert ist, ergibt keinen Sinn.

Das Imperium begibt sich derweil daran, eine neue Ordnung aufzubauen. Eine Ordnung, die auf Lügen und einem Massenmord an den Jedi fußt. Als Hunter die Zusammenhänge endgültig klarwerden, befindet sich die Einheit in Gefahr. Der Moment, in dem die 99 desertieren – mit Omega – ist auch ein Moment der Flucht vor einem Feind – dem Imperium. Zurück bleibt Crosshair, der von Gouverneur Tarkin damit beauftragt wird, seine alte Einheit zu jagen.

Tolle Charakterzeichnung


Der Pilotfilm lässt sich immer wieder überraschend viel Zeit für die Charakterzeichnungen. Dies kommt im Verlauf der Handlung vor allem Omega zugute. Einerseits wendet sich die Serie (laut Disneys Aussage) an ein jüngeres Publikum. Also bedarf es einer Identifikationsfigur. Auf der anderen Seite aber hat die Serie natürlich auch das ältere (alte) Publikum im Visier. Indem sich der Pilotfilm Zeit nimmt, gelingt es ihm einerseits, Omega als normales Mädchen zu porträtieren. Omega ist neugierig, wissbegierig, sie möchte mehr von der Welt sehen als nur die Laboratorien von Kamino. An genau diesem Punkt dockt nun eine komplexere (erwachsene) Charakterzeichnung an, die Omega als einsames, zweifelndes Kind auf der Suche nach einem Platz in einer Welt zeigt, in der sie eine Anomalie darstellt. Diese Anomalie fängt schon mit ihrem Geschlecht an: Sie ist der einzige weibliche Klon weit und breit. Ein Klon mit einer sehr eigenen Persönlichkeit in einem Umfeld, dem es an Individualität fehlt (allzu viel Individualität kann man den meisten Klonen halt nicht vorwerfen). Was wiederum ihre Beziehung zur Kloneinheit 99 vom ersten Moment an glaubhaft wirken lässt: Auch die Männer der 99 sind anders, und daher vielleicht die einzigen, die Omega verstehen.

In dem Moment, in dem die Einheit desertiert, beginnt die Serienhandlung, die in Teilen dem Handlungsgerüst von «The Mandalorian» nicht ganz unähnlich ist. Die Kloneinheit 99 hat das Problem, über keinerlei monetären Mittel zu verfügen. Nach dem Zusammentreffen mit einem gleichfalls desertierten Klon («The Bad Batch» zeigt immer wieder Klone, die aufgrund ihrer Nähe zu „normalen“ Menschen Emotionen entwickelt und damit ihr Programmierung als willfährige Soldaten „gesprengt“ haben), verschlägt es sie in die Spelunke von Cid, einer älteren Echsendame, die es mit der Ehrlichkeit nicht allzu genau nimmt. Sie ist eine Schmugglerin und vermittelt Jobs, für die besondere Fähigkeiten benötigt werden. Wenn die 99 solch einen Job übernimmt, sind ihre monetären Probleme erst einmal gelöst. Im Folgenden führt dies in der Serie dazu, dass sich einige Geschichten hier und da wiederholen. Es ist nicht zu übersehen, dass mindestens zwei oder drei Episoden Füllwerk sind und die erste Staffel von «The Bad Batch» nicht unbedingt 16 Episoden benötigt hätte, sondern auch mit elf oder zwölf ausgekommen wäre. Das ist allerdings die einzige Kritik, die es an der Serie auszusetzen gibt. Da die einzelnen Aufträge der 99 stets recht straff inszeniert sind und dann doch immer wieder zumindest einen kleinen Bogen zur Rahmenhandlung finden, kann man über diese Schwäche hinwegsehen.



Die Rahmenhandlung


Nach und nach entwickelt sich die besagte Rahmenhandlung, die die Kloneinheit immer wieder mit dem neu gegründeten Imperium an Orten zusammenstoßen lässt, die in das Imperium einverleibt werden sollen. Es ist keine Überraschung, dass die 99 einem Geheimnis auf die Spur kommt, das nach dem Willen des Imperiums auch geheim bleiben soll. Die Episoden, in denen es zu einer direkten Konfrontation kommt, sind bemerkenswert gut. Natürlich wird es überall dort, wo das Imperium auftaucht, unangenehm. Aber nicht zwingend durch den Einsatz von Gewalt. Wer glaubt, dass nach dem Untergang der Republik Chaos und Gewalt herrschen – wird von «The Bad Batch» überrascht. Auf keiner der (entwickelten) Welten der Republik, die die Kloneinheit besuchen, herrschen solch ein Chaos oder gar Gewalt. Was herrscht und durch die generierten Bilder der Animationskünstler greifbar wird, das ist die Angst davor, dass Chaos und Gewalt nach dem Sturz der Friedensklammer – der Republik – ausbrechen werden! Und es ist genau diese Angst, die das Imperium für sich zu nutzen weiß. Das Imperium kommt nicht als dunkle Zerstörungsmacht des Weges. Es kommt als Schutzmacht und dort, wo man es freundlich empfängt, gibt es für das Imperium keinen Grund, unfreundlich zu werden! Wo es an Freude mangelt, agiert das Imperium allerdings schnell repressiv.

«The Bad Batch» erzählt auf dieser Ebene seiner Handlung die Geschichte einer von langer Hand geplanten Übernahme; sie führt Geschehnisse, die spätestens in «Episode 3» ihren Anfang nahmen, fort und zeigt ein Imperium, das es nicht nötig hat, mit offensichtlicher, roher Gewalt zu agieren. Es reicht ihr aus ihre Stärke zu präsentieren. Wer sich ihr unterordnet, hat nichts zu befürchten. Wer nicht – bekommt Probleme. So funktioniert moderner Faschismus: Man präsentiert sich als Bewahrer einer (vermeintlichen) Sicherheit, übt hier und da etwas Druck aus, man benennt Feinde (Gruppen, die die – vermeintliche – Sicherheit gefährden) und überträgt die Verantwortung für die Aufrechterhaltung der eigenen Macht an skrupellosen Karrieristen. In diesem Fall trägt die Figur, in der sich dieses Karrieristentum manifestiert, den Namen Rampart. Dieser Rampart ist ein junger Offizier, der direkt Tarkin untergeben ist und mit dem die Einheit 99 immer wieder zusammenstößt. Es gibt keine einzige Szene, die Rampart als überzeugten Anhänger des Imperiums darstellen würde. Aber es gibt viele Szenen, die ihn als jungen Mann mit Machtinstinkt präsentieren. Interessant ist in diesem Zusammenhang das fast vollständige Fehlen älterer Offiziere. Was Sinn ergibt. Das Imperium ist jung und wird getragen – von jungen Karrieristen, die eine einmalige Chance wittern.

«The Bad Batch» legt nebenbei eine personelle Verbindung zu «The Mandalorian» und der kommenden Serie «The Book of Bobba Fett». Die erste Staffel endet mit einem durchaus krachendem Zweiteiler, dessen Spielort sich ganz und gar in den Spielwelten von «Episode 2» und «Episode 3» bewegt. Einem Spielort, ohne den es keine Klonkriege gegeben hätte...

«The Bad Batch» ist bei Disney+ verfügbar.

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