Die Kritiker

«Tatort: Trautes Heim»

von  |  Quelle: Inhalt: ARD

Der neue «Tatort» aus Köln präsentiert am Sonntag einen Stoff über eine Kindesentführung. Eine Rezension von Julian Miller.

Inhalt


Hinter den Kulissen

  • Produktion: Colonia Media Filmproduktion GmbH
  • Regie: Christoph Schnee
  • Drehbuch: Frank Koopmann und Roland Heep
  • Kamera: Diethard Prengel
  • Produzentin: Sonja Goslicki
Der achtjährige Lukas wurde auf offener Straße entführt. Und auf der Flucht vom Tatort tötet der Kidnapper gleich auch noch den einzigen Zeugen.

Ballauf und Schenk stehen vor einem Rätsel. Warum wurde der Junge verschleppt? Geht es um Erpressung? Lukas kommt aus einer intakten Familie, die in einfachen Verhältnissen lebt. Oder ist hier ein Sexualstraftäter am Werk?

Völlig aufgelöst reagiert die Mutter des Jungen, Simone Schäfer, auf die schockierende Nachricht. Ihre Schwester und ihr Schwager stehen ihr gleich zur Seite. Und auch Lukas' Vater Roman Sasse, als selbstständiger Software-Berater viel unterwegs, ist sofort zur Stelle. Da werden im komplett ausgebrannten Tatfahrzeug die Überreste von Lukas' Handy sichergestellt. Registriert ist das Kinderhandy allerdings nicht auf Lukas' Eltern, sondern auf den Namen Ruth Junghanns. Doch die hat noch nie etwas von Lukas Schäfer gehört.

Darsteller
Klaus J. Behrendt («Rommel») als Max Ballauf
Dietmar Bär («Kehrtwende») als Freddy Schenk
Tessa Mittelstaedt («Heiter bis tödlich – Morden im Norden») als Franziska
Barnaby Metschurat («KDD – Kriminaldauerdienst») als Roman Sasse
Alma Leiberg («KDD – Kriminaldauerdienst») als Simone Schäfer
Nick Schuck («Der letzte Bulle») als Lukas Schäfer
Sandra Borgmann («Berlin, Berlin») als Ruth Junghanns

Kritik
Man denkt, durch einen Fall über Kindesentführung die Zuschauer besonders an Handlung und Figuren binden zu können – so wohl zumindest die Kalkulation der Macher des neuen Kölner «Tatorts». Dazu bedarf es jedoch neben diesem Thema einer filigranen Dramaturgie, um die furchtbare Stimmung zwischen Angst, Verzweiflung und Hoffnung bei den leidenden Eltern zu transportieren. Leider hat dieses Drehbuch das verfehlt, bewusst oder unbewusst: Denn jedweder Anflug von emotionaler Tiefe wird sofort durch abgeschmackte wie überreizte Motive erstickt; die zumindest im Ansatz vorhandenen Versuche, echte Tragik zuzulassen, werden von den plumpen Methoden und dem oft aufgesetzten Spiel von Alma Leiberg zügig zunichte gemacht. Man scheint, die Zuschauer emotional ja nicht überfordern, ja nicht erschüttern zu wollen. Bitte nur mit Samthandschuhen an tragische Themen – das kann nicht gut gehen.

Wenn man es dabei belässt, die Erschütterung der Mutter zu zeigen, indem man sie permanent das Zimmer ihres verschwundenen Sohnes saugen lässt, und ihre emotionale Abwesenheit dadurch verdeutlichen will, dass sie katatonische Löcher in die Luft starrt, anstatt zumindest ein wenig Facettenreichtum bei einer eigentlich interessanten Figur zu erlauben, muss man neben den Ermittlungsarbeiten von Schenk und Ballauf einen weiteren Hook finden. Im Kölner «Tatort» bedeutet das: Der fürsorgliche Familienvater hat ein dunkles Geheimnis und führt ein Doppelleben – mit erwartungsgemäß eher melodramatischen als wirklich spannenden narrativen Konsequenzen.

Sicher: Für saarländische Verhältnisse jammert man hier auf verdammt hohem Niveau. Aber die albernen Clownereien von der französischen Grenze dürfen für die Kölner kein Maßstab sein: Bei Behrendt und Bär wäre mehr drin. Schade, dass sämtliches Potential hier so ungenutzt bleibt und forciert auf Melodram gebürstet wird.

Das Erste zeigt «Tatort: Trautes Heim» am Sonntag, 21. April 2013 um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/63307
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