Finja steht an einem Punkt im Leben, an dem sie sich, um gemocht zu werden, für jemanden verstellt. Ich finde diesen Versuch berührend, doch niemand sollte sich aus der Unsicherheit, nicht richtig zu sein, zurücknehmen oder verbiegen. Genau das muss sie lernen.
Finja greift zu Tipps aus einem Ratgeber aus den 90ern. Haben Sie selbst beim Dreh eher geschmunzelt oder fanden Sie die Ratschläge überraschend zeitlos?
Manchmal wünscht man sich, es gäbe für alles ein Rezept. Aber so funktioniert das Leben nicht. Finjas Idee, damit wirklich etwas zu erreichen, ist keine echte Lösung, sondern ein hoffnungsloser Versuch, dem wahren Problem noch etwas länger aus dem Weg zu gehen. Doch stellen muss sie sich irgendwann. Und dabei wird sie vielleicht merken, dass Selbstliebe nicht einsam, sondern heilsam ist.
Die «Inga Lindström»-Filme sind bekannt für ihre malerischen Landschaften und den leichten Ton. Wie haben Sie die Dreharbeiten in Schweden erlebt?
Ja, Schweden ist traumhaft schön. Finjas Haus war mit Abstand mein Lieblingsmotiv.
Finja durchläuft eine große Entwicklung vom verletzten Herz bis zur selbstbewussten Frau. Wie haben Sie diesen emotionalen Bogen für sich erarbeitet?
Ein verletztes Herz steht für mich grundsätzlich für eine Zeit, die man hinter sich lässt, um ein neues Kapitel aufzuschlagen und sich für sich selbst zu entscheiden. Solche Momente des Loslassens sind immer prägend. Für Finja ist es weniger die verlorene Beziehung, sondern die Frage, wer sie eigentlich sein möchte.
Mit Benedikt Kalcher (Viggo) spielen Sie die zentrale Liebesgeschichte. Wie haben Sie beide die Chemie für dieses Zusammenspiel gefunden?
Benedikt und ich haben tatsächlich schon zusammen gedreht. Es ist immer schön, am Set bekannten Kolleg:innen wiederzubegegnen. Genauso vertraut hat es sich aber auch mit dem restlichen Cast angefühlt. Wir haben nach einem Drehtag oft noch zusammen gekocht oder gespielt. Viele von uns sind heute noch in Kontakt. Dass wir alle so gut harmoniert haben, war wirklich ein großes Geschenk.
Sie sind nicht nur Schauspielerin, sondern auch Autorin und Regisseurin. Hat Ihnen dieser Blick hinter die Kamera beim Spielen von Finja geholfen?
Die verschiedenen Tätigkeiten bereichern sich gegenseitig sehr. Ich erarbeite Szenen mit demselben Blick und stelle mir in allen Arbeitsprozessen dieselben Fragen. Schon im Schreibprozess tauche ich ins szenische Arbeiten ein, was meine Fantasie wach hält. Diese brauche ich auch als Schauspielerin, um mir die Welten zu übersetzen. Die Filmschaffende in mir verschwindet natürlich nie ganz, aber wenn ich spiele, lasse ich mich in die Rolle fallen und konzentriere mich darauf, den Charakter vom Papier und aus einer Idee im Kopf zum Leben zu erwecken.
Ihr erster Langspielfilm «Platzangst» befindet sich gerade in der Postproduktion. Wie unterscheiden sich die Arbeitsprozesse zwischen einem romantischen TV-Film wie «Inga Lindström» und einer eigenen Dramödie?
Der Film ist in der letzten Phase der Postproduktion und bleibt eine Herzensangelegenheit. Als mein erster Langspielfilm hat er natürlich eine besondere Bedeutung für mich. Das Erlebnis am Set bleibt aber ähnlich, egal ob als Teil der Crew oder als Schauspielerin. Nach dem letzten Drehtag ist man immer etwas wehmütig. Der große Unterschied ist, dass ich als Schauspielerin bis zur Premiere gespannt abwarte, während ich als Filmschaffende jeden weiteren Schritt begleite und maßgeblich forme. Selbst zu schreiben und zu inszenieren ist für mich genauso wie das Spielen das erfüllendste Gefühl. Anders kann ich es nicht beschreiben.
«Ein Traummann zum Üben» wirft auch die Frage auf, ob es richtig ist, der Vergangenheit nachzulaufen oder nach vorne zu blicken. Haben Sie für sich persönlich eine Antwort darauf gefunden?
Ob man nach hinten oder nach vorne blickt, man kann sich in beidem verlieren. Die Zukunft kann Hoffnung schenken und motivieren, aber auch Druck aufbauen oder Ängste hervorrufen. Ich bin gerade an einem Punkt, an dem ich bewusst stehenbleibe und dankbar bin für das, was ist. Wir verbringen zu viel Zeit in unseren Köpfen und sind zu wenig im Moment.
Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: Würden Sie sich lieber in Zukunft stärker vor der Kamera sehen oder hinter der Kamera als Autorin und Regisseurin?
Das Eine schließt das Andere nicht aus. Ohne das Eine wäre ich nämlich auch nicht das Andere. Durch das Spielen kam ich zum Schreiben, durchs Schreiben habe ich wiederum mehr gespielt. Aus beidem entstand das Inszenieren und das Inszenieren hat wiederum mein Spielen verändert. Gleichzeitig hat mein Blick als Schauspielerin meine Arbeit als Regisseurin enorm geprägt. Alles treibt mich an, durch das unstillbare Bedürfnis, das Leben einzufangen und die Liebe zum Menschen mit all seinen Facetten sichtbar zu machen.
Danke für Ihre Zeit!
«Ein Traummann zum Üben» wird am Sonntag, den 21. September 2025, um 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt. Der Film ist bereits am 13. September in die ZDFmediathek gekommen.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel