„Ich bin ja erst in der siebten Folge eingestiegen“, erzählt Tischendorf, „und habe mir vor dem Casting die ersten sechs Filme in der Mediathek angesehen. Ich war sofort gefangen von dieser wunderbaren Geschichte über Familie, Heimat, Liebe, Scham und all die kleinen Zerwürfnisse, die uns im Alltag begegnen. Das Ganze wird mit so viel Humor und Feingefühl erzählt – das hat mich sofort überzeugt.“ Sascha Falk ist charmant, aber manchmal auch ein bisschen zu direkt. „Mit dieser Gratwanderung war ich häufig überfordert“, gibt Tischendorf zu. „Da kann ich mich nur bei Valerie Niehaus bedanken – sie hätte Sascha mit seinen Sprüchen leicht gegen die Wand fahren lassen können. Aber sie hat ihre Figur so weit geöffnet, dass zwischen Katharina und Sascha eine echte Beziehung entstehen konnte.“
Diese Beziehung lebt von Missverständnissen, kleinen Gesten und der Frage, wie viel Nähe man zulassen darf. „Sascha ist kein klassischer Frauenheld“, sagt Tischendorf. „Er hat seine Ecken und Kanten, aber er ist ehrlich. Seine Hartnäckigkeit kommt aus der gelebten Erfahrung verpasster Möglichkeiten. Er weiß, was es heißt, jemanden zu verlieren. Deswegen versucht er, nichts mehr zu verpassen – auch auf die Gefahr hin, anzuecken.“
In «Nächste Ausfahrt Glück» geht es häufig um Aufbruch, um das Loslassen alter Wunden und das Wiederfinden von Hoffnung. Diese Themen berühren auch Tischendorf persönlich. „Als ich noch in Frankfurt Theater gespielt habe, hat Urs Troller, ein Regieurgestein, einmal zu mir gesagt: ‚Ohne zweite Chance würden wir keinen Tag überleben.‘ Das hat mich sehr getroffen“, erzählt er. „Wir sind oft zu hart mit uns selbst. Vielleicht sollten wir uns und anderen öfter einen Neuanfang zugestehen.“
Auch Sascha Falk ist ein Mensch, der gelernt hat, mit seinen Grenzen zu leben. „Er war früher Streetworker in Berlin“, erklärt Tischendorf. „Irgendwann kam der Punkt, an dem er das, was er dort erlebt hat, nicht mehr kompensieren konnte. Jetzt ist er Inklusionsbeauftragter – immer noch im sozialen Bereich, aber auf eine Weise, die ihn nicht auffrisst. Ich finde das sehr menschlich. Jeder sucht einen Weg, um mit dem, was er erlebt hat, zurechtzukommen.“
Dass «Nächste Ausfahrt Glück» Drama, Romantik und Alltagsnähe miteinander verbindet, empfindet Tischendorf als große Stärke: „Solche Stoffe sind emotional geerdet. Man spielt keine Überzeichnung, sondern Figuren, die im Hier und Jetzt leben, die Fehler machen dürfen.“ Nach vielen Rollen, die körperlicher waren, habe es ihn gereizt, diese stille Seite auszuleben. „Ich durfte schon viele Typen spielen – vom Kämpfer bis zum sensiblen Partner. Sascha liegt irgendwo dazwischen. Er ist verletzlich und direkt zugleich, und genau das macht ihn spannend.“
Von den Dreharbeiten in Eisenach spricht Tischendorf mit sichtbarer Wärme. „Mit Valerie Niehaus und Ernst Stötzner zu arbeiten, war großartig. Das sind feingliedrige Schauspieltiere, klug, witzig, erfahren – und ich möchte auch alle anderen Kollegen miteinbeziehen. Es ist ein Geschenk, in so einem Ensemble zu stehen.“ Dass Regisseurin Luise Brinkmann und Drehbuchautor Georg Weber den Figuren Zeit geben, findet der Schauspieler besonders bemerkenswert: „Das Herzkino erlaubt Pausen. Man darf nachdenken, atmen, zweifeln. Das ist im Fernsehen selten geworden.“
Für Tischendorf liegt der Erfolg des ZDF-Sendeplatzes in seiner Ehrlichkeit. „Diese Themen – Familie, Schuld, Glaube, Verantwortung – sind universell. Das Herzkino holt sie nach vorn und benennt sie, während wir im Alltag oft ausweichen. Aber letztlich sind es immer dieselben Fragen: Wer ist schuld? Bin ich schuld? Woran glaube ich? Liebt mich überhaupt jemand? Was haben wir verloren?“
Am Ende des Gesprächs wird Bert Tischendorf nach seiner eigenen „nächsten Ausfahrt“ gefragt – und bleibt gelassen. „Vielleicht habe ich das von Sascha gelernt: Ich mache keine Wetten mehr auf die Zukunft.“ Er lacht, überlegt kurz und sagt dann: „Ich glaube, es geht nicht darum, immer zu wissen, wohin man fährt. Manchmal reicht es, einfach unterwegs zu sein.“
«Nächste Ausfahrt Glück – Weg zur Wahrheit» ist ab Sonntag, den 2. November, im ZDF zu sehen. Die Episoden sind bereits seit 25. Oktober abrufbar.







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