
Geboren am 8. Oktober 1994 im indischen Bundesstaat Haryana, nahm Rathees Werdegang eine tiefgreifende Wendung: Nach einem Maschinenbau-Studium am renommierten Karlsruher Institut für Technologie kehrte er YouTube den Rücken und ließ sich in Berlin nieder. Schon in jungen Jahren – 2011, während der Anti-Korruptionsbewegung in Indien – begann er, Videos politischer Inhalte zu veröffentlichen. Heute versteht sich Rathee selbst als YouTube-Educator, nicht als Journalist, sondern als kritisch-aufklärenden Content-Creator. Seine Videos leben von aufwändigen Recherchen, Animationen und klaren Erklärstrukturen, mit denen er komplexe Themen verständlich macht – von Wahlmanipulation bis Umweltskandalen.
Rathee gilt in Indien als wichtiger kritischer Journalist digitaler Ära – insbesondere gegen die Modi-Regierung. Seine Videos mobilisieren teils Millionen, vor allem junge Wählerschichten: Eines davon erreichte über 70 Mio. Views, was etwa 7 Prozent der indischen Wählerschaft entspricht. Er nutzt datenbasierte Analysen, um Regierungsentscheidungen zu hinterfragen und zugespitzte politische Trends öffentlich zu diskutieren – zuletzt zu den Themen Wahlreform, Regierungsmedienkontrolle oder Polizeigewalt.
Doch diese Rolle zieht Konflikte nach sich: 2022 wurde ein von ihm kritisierter Clip zur politischen Krise in Pakistan in Indien blockiert; er sieht darin staatliche Zensur. Im Mai 2025 führte sein AI-Video zur Darstellung von Sikh-Gurus zur massiven Kritik durch religiöse Führungsgremien und löste eine offizielle Löschforderung aus – Rathee entfernte es. Zudem laufen Anzeigen wie der Verleumdungsprozess eines BJP-Sprechers gegen ihn.
Privat ist Rathee seit 2021 mit seiner Lebensgefährtin Juli Lbr verheiratet, mit der er seit 2018 liiert ist. Im September 2024 kam ihr gemeinsamer Sohn zur Welt. Er wohnt in Berlin und nutzt seine zweite Heimat sowie sein internationales Umfeld auch in Formaten wie „Dhruv Rathee Vlogs“, seinem Reise-Channel, und dem Spotify-Podcast „Maha Bharat“. Professionell arbeitete er zudem mit der Deutsche Welle, Netflix India («Decode»), und startete Kanäle mit Kurzvideos in fünf Regionalsprachen. Seine Produktion organisiert er über ein eigenes Team – abseits von großen Medienkonzernen.
Dhruv Rathee steht für eine neue Form digitaler Aufklärung: populär, detailversiert, polarisierend. Während seine Inhalte zunehmend Einfluss auf Wahlentscheidungen nehmen, bleiben seine Methoden umstritten – gelobt für ihre Gründlichkeit, teils kritisiert als parteiisch. Die stetig wachsenden Reichweiten zeigen jedoch, dass Rathee eine starke Nachfrage befriedigt – insbesondere im Spannungsfeld von Demokratie, Medienfreiheit und digitalem Aktivismus. Mit wachsendem Medien-Portfolio und politischer Relevanz wird es spannend zu beobachten, wie er den Balanceakt zwischen Aufklärung, Unterhaltung und Verantwortung in Zukunft managt.
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