Interview

Alexander Adolph: ‚Ein Polizeifilm ist ja auch immer das Porträt seiner Polizisten‘

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Der beliebte Regisseur hat einen neuen «Polizeiruf 110» mit Johanna Wokalek inszeniert. Adolph würde sich auch freuen, wenn es bestimmte Geräte im Baumarkt nicht mehr gäbe.

Johanna Wokalek ist erst das zweite Mal als Cris Blohm im «Polizeiruf 110» zu sehen. Was macht ihren Charakter so besonders?
Hohe Sensibilität, Empathie, die Fähigkeit zuzuhören, sich zurückzunehmen. Aber: Sobald sie das Gefühl hat, dass ihr jemand die Wahrheit vorenthält, entwickelt sie raubtierhafte Züge. Dann kann sie auch ganz anders und ist in der Wahl der Mittel nicht zimperlich. Das macht sie zu einem extremen und hochspannenden Charakter. Und sie hat Humor.

Wie harmonieren Blohm und Kollege Dennis Eden? Kommt es mitunter mal zu hitzigen Situationen?
Das ist eine besondere Beziehung. Polizistinnen und Polizisten verbringen mit Kolleginnen und Kollegen mehr Zeit als mit den eigenen Familien. Bei den Kollegen Cris Blohm und Dennis Eden treffen zwei Weltsichten aufeinander. Dennis hat als Mordermittler seine ganz spezielle Vorgehensweise, seine Sicht auf die Dinge und steht in gutem Kontakt zu seinen Gefühlen. Es kommt hinzu, dass die berufliche Beschäftigung mit Mord und Totschlag dramatische Züge aufweist. Aber auch wenn es mal knirscht, sie mögen einander sehr.

Sie haben auch das Drehbuch zu „Funkensommer“ geschrieben. Welche Geschichte wollen Sie erzählen und war von Anfang an klar, dass Sie auch Regie führen werden?
Das war von Anfang an klar. Der Produzent Hamid Baroua kennt einen echten Brandermittler und wollte aus dessen Welt erzählen - also eine Geschichte vom Feuer, vom Verbrennen, der Vernichtung. Gemeinsam mit der Redaktion, also Claudia Simionescu und Tobias Schultze, sind wir sehr schnell daraufgekommen, einen Schwerpunkt auf das Brandopfer zu legen und unsere Ermittler maximal zu herauszufordern. So entstand die Idee einer Art Amour Fou. Ein Polizeifilm ist ja auch immer das Porträt seiner Polizisten.

Sie bauen unter anderem auch einen Brandermittler ein. Woher beziehen Sie Ihre Informationen? Hatten Sie Experten zur Hand?
Es gab sehr interessante Gespräche mit Experten. Was im Film zum Thema Brandstiftung und dem Tathergang erzählt wird, spiegelt auf eine Weise die Wirklichkeit. Vielleicht wären deutsche Brandermittler froh, wenn bestimmte Geräte, die man heute in jedem Baumarkt kaufen kann, verboten würden.

„Funkensommer“ wurde von Hamid Baroua und Christoph Menardi produziert. Wer hatte Mitspracherecht in Sachen Besetzung?
Das waren gemeinsame Entscheidungen von Redaktion, Produktion, Regie. Und ich finde, dass wir ein aufregendes Ensemble in unserem Polizeiruf versammelt haben.

Wie ist ihr Spielfilm «Flunkyball» angekommen? Waren Sie mit den Quoten zufrieden? Immerhin haben Sie 15,0 % geholt.
Dass so viele Menschen unseren Film gesehen haben, hat uns sehr gefreut. Und mir bedeutet es was, dass mich hinterher viele Leute persönlich angesprochen oder mir geschrieben haben, weil der Film sie bewegt hat.

Ihre Miniserie «Die nettesten Menschen der Welt» lief nur im Nachtprogramm. Enttäuscht Sie das, dass es keine weitere Strecken im Tagesprogramm gibt?
«Die nettesten Menschen der Welt» sind ja vom Genre und der Erzählweise etwas Ungewöhnliches im deutschen Fernsehen. Das haben wir nur machen können, weil die Serie in erster Linie für die Mediathek hergestellt wurde. Insofern bin ich nicht enttäuscht, sondern stolz, dass wir mit dieser großartigen Besetzung vor und hinter der Kamera diese Geschichten erzählen durften - und gespannt, was noch kommt....

Wir sind auch gespannt! Danke für Ihre Zeit!

«Polizeiruf 110: Funkensommer» läuft am Sonntag, den 26. Mai, im Ersten.

Kurz-URL: qmde.de/151628
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