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Kann Apple weiter hunderte Millionen verschwenden?

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Die Liste an Flops der Kinoauswertungen von Apple ist inzwischen länger geworden. Man muss sich fragen, ob der iPhone-Hersteller das richtige Konzept verfolgt.

In diesem Jahr wird der Streamingdienst AppleTV+ fünf Jahre alt. Im November 2024 könnte die große Party kommen, denn schließlich hat man zahlreiche Ziele schon recht früh erreicht. Das Coming-of-Age-Drama «CODA» hat bereits im März 2022 den Oscar für den besten Spielfilm erhalten. Die Serie «Ted Lasso» wurde ebenfalls mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Apple versucht die Qualität hochzuhalten und damit Abonnenten zu gewinnen.

Die Produktionsfirmen Pathé und Vendôme Pictures haben «CODA» für günstige zehn Millionen US-Dollar umgesetzt. Die Handlung ist auf einen Oscar-Gewinn maßgeschneidert: Die 17-jährige Ruby ist als „Coda“ das einzig hörende Mitglied ihrer Familie. Rubys Familie gerät in finanzielle Not, weshalb das junge Mädchen immer mehr organisatorische Aufgaben übernehmen muss, aber weiter an ihrem Traum arbeitet Musik zu machen. Die Kritiker waren schon beim Sundance Film Festival Anfang 2021 begeistert. Aber für Apple war das Werk von Siân Heder nicht erfolgreich. Mit dem kurzen Kinofester wurden lediglich 2,2 Millionen US-Dollar Umsatz gemacht.

Für Apple ist das kein Problem: Mit seinen Service-Dienstleistungen, zu denen auch AppleTV+ gehört, setzte man allein im vierten Quartal 2023 23 Milliarden US-Dollar um. Das Unternehmen machte einen Gewinn von fast 34 Milliarden – pro Quartal! Inzwischen hat sich allerdings der Tech-Riese an andere Größen herangewagt: Der im Sommer 2022 veröffentlichte Animationsfilm «Luck» von John Lasseter war gute Popcorn-Ware, allerdings kein Hit weder bei den Kritikern noch bei den Abonnenten. Das Budget lag zwischen 140 und 200 Millionen. Skydance Animation hat hochkarätige Stimmen eingekauft.

Diese Big-Budget-Filme werden immer teurer. Im Herbst 2023 startete der neue Martin-Scorsese-Spielfilm «Killers of the Flower Moon» mit Leonardo DiCaprio, Robert De Niro und Lily Gladstone. 200 Millionen US-Dollar hat der Spielfilm um die Saga eines Ureinwohner-Stammes gekostet. Immerhin spielte der Film 156 Millionen US-Dollar ein, dies dürfte angesichts der Produktions-/Werbekosten-Regel zu einem Verlust von rund 140 Millionen US-Dollar führen. Das Feuilleton schrieb auch etwas gehässig über DiCaprio, dass es nicht sein bester Film war. Schließlich spiele er im Grunde seit Jahren den gleichen Charakter. Der Film wurde zwar zehn Mal für den diesjährigen Oscar nominiert, doch nur Gladstone und De Niro sind für ihre Rollen bedacht worden. Scorsese wird als bester Regisseur ausgewählt und der Film könnte ebenfalls einen Oscar gewinnen.

Der Spielfilm «Napoleon», der auf ein Budget von 200 Millionen US-Dollar kam, spielte nur 219 Millionen US-Dollar an den Kinokassen ein. Bei der Oscar-Verleihung können Preise für die Kostüme, Produktionsdesign und visuelle Effekte verliehen werden. Aber weder Darsteller noch das Drehbuch überzeugten. Zahlreiche US-Fachblätter schrieben enttäuschende oder mittelmäßige Kritiken, „Talk of the Town“ wurde der Streifen auch nicht.

Die neue Matthew-Vaugh-Komödie, geschrieben von Jason Fuchs, ist mit Bryan Cranston, Catherine O’Hara, Henry Cavill und Dua Lipa besetzt. Das kurze Kinofester sorgte bislang für einen Umsatz von 59 Millionen. 200 Millionen US-Dollar hat der Spielfilm von Universal Pictures gekostet. Weitere Großprojekte stehen an, wie beispielsweise ein noch unbetiteltes Weltraumrennen mit Scarlett Johansson und Channing Tatum, der Psychothriller «Wolfs» mit George Clooney>> und Brad Pitts «Formula One».

Experten schauen skeptisch auf die AppleTV+-Pläne. Schließlich verliert das Unternehmen damit rund eine Milliarde US-Dollar. Diese Summen müsste Apple nicht aufbringen, um seinen Streamingdienst weiterhin in Fahrt bringen zu lassen. Außerdem schauen Analysten mit Besorgnis darauf, dass es keine Marketing-Produkte gibt. Eine Serie wie «The Mandalorian» mag für Disney+ zwar ein Millionengrab sein, aber mit der Figur Baby Yoda wurden Millionen Produkte verkauft. Disney macht im Jahr zwei Milliarden US-Dollar Gewinn mit seinem Franchise.

Noch ist man in den Vereinigten Staaten von Amerika in Sachen Apple-Filmpolitik noch nicht wirklich beunruhigt, allerdings gibt es immer mehr Personen, die auf die hohen Verluste hinweisen. Auch Apple kann es sich dank seiner Aktionäre nicht leisten, Millionen von US-Dollar ungenutzt zu lassen. Schließlich führen die exklusiven Filme im Streaming nicht unbedingt für neue Kunden. Die Refinanzierung von Filmen ist immer noch das Kino.

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