Vermischtes

Twitch und das lukrative Geschäft von Casino-Streamern

Sogenannte Casino-Streamer lassen ihr Publikum via Twitch live dabei zuschauen, wie sie in Online-Casinos spielen. Damit verdienen sie ein Vermögen, während viele ihrer Zuschauer ihr Vermögen dadurch verlieren.

Twitch gehört zu den beliebtesten Live-Streaming-Plattform im Internet. Insbesondere im Bereich Gaming kam bislang kein anderer Streaming-Anbieter an den Erfolg von Twitch heran. Auch bekannte YouTuber entdeckten die Plattform in den vergangenen Jahren mit dem zunehmenden Twitch-Hype für sich und nutzten diese für Werbe-Kooperationen.

Für Unternehmen verschiedenster Branchen entpuppte sich Twitch als lukrativer Marketing-Kanal – insbesondere für Online-Casinos. Schnell fanden sogenannte Casino-Streams ein breites Publikum, Twitch widmete dieser Sparte sogar eine eigene Unterkategorie. Sowohl die Casinos als auch die kooperierenden Streamer verdienen damit ein Vermögen, zu Lasten ihrer Zuschauer. Denn solche Streams treiben viele Zuschauer selbst zum Online-Glücksspiel und damit häufig in die Spielsucht. Zwar haben Verbraucher in Deutschland die Möglichkeit, sich ihr verspieltes Geld von Online-Casinos zurückzuholen. Trotzdem stellen solche Casino-Streams insbesondere für das jugendliche Publikum eine große Gefahr dar.
Für die Streamer klingt das Angebot verlockend: Sie filmen sich dabei, wie sie an virtuellen Spielautomaten um viel Geld spielen, dafür erhalten sie von den Online-Casinos zum Teil Millionensummen. Sie fungieren hierbei als Affiliates. Denn während sie live vor Publikum Slots spielen, machen sie damit gleichzeitig Werbung für den kooperierenden Anbieter. Unter anderem bieten sie ihren Zuschauern Willkommenspakete oder Bonuscodes über individuelle Links an und verdienen damit zusätzlich an der Sucht ihrer Zuschauer. Jedes Mal, wenn sich ein Fan über diesen Link bei dem Online-Casinos anmeldet, verdient der werbende Streamer mit. Für die Online-Casinos ist das eine äußerst einfache Art, Neukunden zu gewinnen. Somit eine Win-Win-Situation für beide Parteien. Der einzige Verlierer bleibt der Zuschauer.

Nicht gerade weniger Zuschauer solcher Casino-Streams werden durch die vermeintlich einfachen Gewinne dazu animiert, ihr Glück selbst zu versuchen und sich bei den entsprechenden Casinos anzumelden. Das US-Wirtschaftsnachrichten-Portal Bloomberg berichtete in der Vergangenheit von dem Glücksspielanbieter Stokes, der allein durch die Zusammenarbeit mit dem kanadischen Streamer xQc in einem Monat fast 120 Millionen US-Dollar eingenommen haben soll. Auch eine Umfrage des Verbraucherschutzvereins Berlin/Brandenburg e.V. (VSVBB) ergab, dass insbesondere Jugendliche empfänglicher für Glücksspiel-Angebote sind, wenn sie regelmäßig Casino-Streams konsumieren. 70,8 Prozent der befragten Jugendlichen, die bereits einen Casino-Stream auf Twitch gesehen haben, gaben an, selbst schon einmal in einem stationären oder Online-Casino gespielt zu haben bzw. können sich vorstellen, dies in Zukunft zu tun. Unter Jugendlichen, die noch nie mit solchen Streams in Berührung gekommen sind, liegt diese Quote weniger als halb so hoch.

Der Streaming-Anbieter Twitch erkannte das Problem und schränkte Casino-Streams im Oktober 2022 ein. Jedoch sind Casino-Streams nach wie vor erlaubt, solange der Glücksspielanbieter über eine gültige Lizenz verfügt. Ob damit das drohende Spielsucht-Risiko für das junge Publikum ausreichend verringert wird, bleibt fraglich. Zudem kam vor wenigen Monaten ein neuer Streaming-Dienst auf den Markt: Kick. Allem Anschein nach handelt es sich um ein Projekt des umstrittenen und nun auf Twitch verbotenen Krypto-Casinos Stake. Mit deutlich höheren Provisionen lockt Kick bekannte Streamer an und wird damit zu einem echten Konkurrenten für Twitch. Insbesondere im Bereich Casino, da es dort bislang keinerlei Einschränkungen gibt. Mit Kick wurde also eine zweite Streaming-Plattform geboren, die viele Zuschauer in die Spielsucht und damit in den Ruin treibt.

Zumindest haben Spieler in Deutschland die Möglichkeit, ihre Spielverluste rechtmäßig zurückzufordern. Die meisten Online-Casinos waren nämlich vor Juli 2021 fast komplett illegal und sind es zum Großteil bis heute noch. Die geschlossenen Verträge zwischen den illegalen Online-Glücksspielanbietern und den Spielern waren somit nichtig. Einen Anspruch auf die verlorenen Einsätze haben die Online-Casinos demnach rechtlich gesehen nicht. Der VSVBB rät betroffenen Verbrauchern daher, sich in der Sache professionell beraten zu lassen. Spieler können sich direkt an den Verein wenden und erhalten dort Unterstützung bei der Rückforderung ihrer verlorenen Einsätze.

Kurz-URL: qmde.de/140807
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