Interview

Axel Prahl: ‚Ich verlasse mich zumeist auf mein Bauchgefühl‘

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Am Montagabend ist der «Tatort»-Kommissar im dritten «Extraklasse»-Film im ZDF zu sehen. Wir sprachen über das Jahr 2022 und den Erfolg seiner Filme.

Das Jahr geht zu Ende. Worauf blicken Sie mit Freude zurück
Oh, das ist ein weites Feld! Es gab sehr viele wunderbare Momente im Kreise der Familie, mit Freunden, auf Konzerten, bei Dreharbeiten... aber alles in Allem wurden diese bedauerlicherweise auch in diesem Jahr von den düsteren Wolken des Krieges und der Pandemie überschattet. Die haben den blauen Himmel der schönen Erinnerungen doch ziemlich verfinstert. Selbst über den mediterran anmutenden Sommer - so sehr ich ihn auch genossen habe - konnte ich mich nicht ausschließlich freuen, da er ja höchst wahrscheinlich eine Folge der globalen Erderwärmung war. Worauf ich allerdings mit Freude zurückblicke ist die Tatsache, dass ich von Krankheiten verschont blieb.

Ihr 42. «Tatort», der zugleich auch das 20-jährige Jubiläum war, räumte mit über 13 Millionen Fernsehzuschauern ab. Sind solche Reichweitenrekorde für Sie überhaupt in irgendeiner Form greifbar?
Greifbar sicherlich nicht, aber ich freue mich natürlich wahnsinnig, dass soooo viele Menschen den Münster-«Tatort» mögen. Danke nochmal, liebe «Tatort»-Münster-Fangemeinde!

Wieso ist eigentlich der «Tatort» aus Münster so eine erfolgreiche Reihe – erfolgreicher als alle anderen Städte?
Wenn ich das wüsste, würde ich es mir patentieren lassen.

Sie sind sehr erfolgreich: Unter anderem sind Sie als Synchron-Sprecher, Fernsehfilmakteur und Schauspieler für Kino aktiv. Wie wählen Sie Ihre Rollen aus?
Das lässt sich jetzt auch schwer in zwei, drei Sätzen zusammenfassen. Es sind sehr unterschiedliche Kriterien und hängt natürlich auch maßgeblich davon ab, was man mir anbietet. Das ist ja im Leben für jede und jeden eine der schwierigsten Fragen: Wenn Dir das Schicksal die Hand reicht - ergreifst Du sie oder ziehst Du weiter? Ist es eine Chance oder Dein Untergang? Ich verlasse mich zumeist auf mein Bauchgefühl.

Am 12. Dezember strahlt das ZDF den dritten «Extraklasse»-Spielfilm aus. Worauf können wir uns freuen?
Auf einen sehr kurzweilig, humorvoll unterhaltsamen Film, der aber auch die individuellen Problematiken der Menschen sehr ernst nimmt. Ralf Friesner (meine Wenigkeit), ein ehemals arbeitsloser Journalist, der mehr oder weniger vom Job-Center dazu genötigt wurde, als Lehrer zu arbeiten, wird von seiner neuen Rektorin (Susanna Simon) dazu verdonnert, die „Problemfälle" des gesamten neuen Schüler-Jahrgangs, auf den bevorstehenden Unterricht und etwaige Klausuren und Prüfungen, vorzubereiten und hier auch schon mal die auszusortieren, die das Schuljahr vermutlich eh nicht schaffen würden. Denn es stehen bedauerlicherweise auch nicht genügend Schulplätze zur Verfügung. Das Ganze findet allerdings fernab der Schule, in einer Jugendherberge am Rande der City, statt. Die „Problemfälle“ sind übrigens alle ganz bezaubernd und schauspielerisch von erlesener Güte. Apropos erlesene Güte: Meine WG-Mitbewohnerin, die großartige Katharina Thalbach, ist natürlich auch wieder mit von der Partie und auch unser Herbergs - Vater, gespielt von Anton Weber, sorgt für sehenswert vergnügliche Unterhaltung.

Es geht auf Klassenfahrt: Sind Sie gerne ins Schullandheim gefahren?
Ich habe es geliebt! Das ist doch überhaupt die schönste Schulzeit! Es ist ja auch so, dass man auf Klassenfahrten die Mitschüler*innen und Lehrer*innen häufig überhaupt erst richtig kennen lernt. Da kann es auch passieren, dass man einen Lehrer oder eine Lehrerin, die man vorher überhaupt nicht leiden konnte, plötzlich ganz großartig findet oder eine Mitschüler*in, in die man vorher vielleicht sogar ein bisschen verknallt war, auf einmal gar nicht mehr so toll ist.

Belina Mohamed-Ali spielt an Ihrer Seite. Ihre Figur stottert. Hat Sie den Dreh gut gemeistert?
Hervorragend! Ganz ausgezeichnet würde ich sagen. Und diese Aufgabe war wirklich nicht einfach! Aber wir hatten durch die Bank einen ganz hervorragenden Cast. Susanna Simon spielt die nahezu emotionslos wirkende Paragraphenreiterin, wie ich finde, zum Niederknien ebenso Nadine Wrietz, die mich, besonders in einer Szene, mit ihrer Darstellung wirklich tief beeindruckt hat. Aber auch Niklas Bruhn, Gerrit Klein und Arman Arami haben mit so viel Hingabe, Talent und kreativer Spielfreude ihre Figuren zum Leben erweckt, dass unser Autor Gernot Gricksch sicher vor Freude Luftsprünge macht.

Katharina Thalbach und Anton Weber hatte ich ja bereits lobend erwähnt, wäre da also nur noch Sinan Akkus unser Regisseur, Claire Jahn (Kamera), Biber Gullatz und Andreas Schäfer (Musik) zu erwähnen, die ebenfalls sehr maßgeblich zum Gelingen dieses Films beigetragen haben, der von George Cifteli (Schnitt) so hervorragend editiert wurde. Es gab natürlich noch viele, viele andere Mitarbeiter die ebenfalls positiv Einfluss genommen haben, aber ich möchte Ihre Leser nicht über Gebühr mit der Aufzählung von Namen langweilen.

Sie arbeiten als Abendschullehrer – zumindest im Film. Haben Sie schon mal selbst mit dem zweiten Bildungsweg Erfahrungen gesammelt?
Allerdings, ich habe mein Abitur komplett über den zweiten Bildungsweg absolviert. Ich hatte zuerst lediglich einen Hauptschulabschluss, nachdem ich zuvor an der Realschule gescheitert war. Der war sogar ziemlich gut - mit einer Jahrgangsbesten - Urkunde vom Bürgermeister - und so entschlossen sich meine Eltern, mich weiter zur Schule zu schicken. Für mich war der zweite Bildungsweg auch wirklich ein großes Glück, denn erst auf der Berufsfachschule, an der ich zunächst den Realschulabschluss und dann mein Abitur machte, habe ich begriffen, wofür man lernen und zur Schule gehen sollte: Um eine größere Chance zu haben, danach einen Beruf ausüben zu können, der einem Spaß macht! Das war nämlich der Grund der meisten meiner Mitschüler, die bereits eine Ausbildung hinter sich hatten und sich nun weiterbilden wollten, um ihren Meister zu machen oder zu studieren. Tja, und heute habe ich tatsächlich einen Beruf der mir sogar großen Spaß macht!

Vielen Dank für das Gespräch!

Das ZDF strahlt «Extraklasse» am Montag, den 12. Dezember, um 20.15 Uhr aus.

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