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«Babylon Berlin»: Staffel 4-Kritik – Von den Goldenen Zwanzigern zu den Braunen Dreißigern

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Der Untergang der Weimarer Republik und der Aufstieg des Nationalsozialismus, gepaart mit einem düsteren Kriminalfall um Kindermorde, erzeugen eine äußerst bedrückende vierte Staffel «Babylon Berlin».

«Babylon Berlins»-Geschichte geht in der zwölf Folgen umfassenden vierten Staffel weiter in die Breite, versucht Fiktionales mit Historischem zu vermischen und der Vielzahl von mittlerweile etablierten Charakteren Raum zum Atmen zu geben. Zumindest ersteres gelingt dabei noch hervorragend, das Regie- und Drehbuch Trio Tom Tykwer, Achim von Borries und Hendrik Handloegten vermag es trotz vieler historischer Freiheiten, die Änderungen von Daten, Personennamen und Ereignissen einschließen, eine Geschichte zu erzählen, welche zumindest die Kernaspekte der damaligen Zeit überzeugend, wenn auch schrill und etwas exzessiv einfängt. Dass sich an der Buchvorlage „Goldstein“ von Volker Kutscher abermals höchstens thematisch orientiert wurde und stattdessen eine Geschichte erzählt wird, die auf eigenen Beinen steht, gehört hingegen wie auch bei den vorausgehenden Staffeln mittlerweile zum guten Ton der Serie.

Der Kontrast zwischen den beiden Protagonisten, der erzwungen lebensfrohen Charlotte Ritter und des immer etwas gequälten Kommissars Gereon Rath schwindet im Verlauf der vierten Staffel immer weiter als Sinnbild der sich im Rückspiegel befindlichen zwanziger Jahre. Um die zahlreichen Nebencharaktere, die mehr oder weniger wichtig für die Haupthandlung in die Erzählung integriert werden, wird hingegen teilweise eine Mischung aus Spinnennetz und Kaugummifaden erzeugt, welche nicht immer sinnvoll erscheint und teilweise zu deutlichen Längen führt. Der große Vorteil der Autoren ist hierbei allerdings die bis in kleine Nebenrollen erstklassige Besetzung der Serie, die solche, immer wieder auftretenden pacing Probleme bis zu einem gewissen Grad auffangen kann.

Das weitaus höhere Erzähltempo der beiden ersten Staffeln mit ihren je acht Folgen im Vergleich zu Staffeln drei und vier mit jeweils zwölf Episoden, macht allerdings durchaus deutlich, dass weniger manchmal eben tatsächlich mehr ist. Insgesamt ist es allerdings das Zusammenspiel aus exzellenter Kamera- und Schauspielarbeit, gelungenem Kostümbild und einer über weite Strecken spannenden Geschichte, die Babylon Berlin vom Einheitsbrei abheben und die Serie auch in Staffel 4 weiterhin zu einem deutschen Prestigeprojekt machen.

«Babylon Berlin» agiert auch mit seiner vierten Staffel auf höchsten internationalen Standards und stellt vieles aus der Hollywood-Maschinerie in den Schatten. Die in allen Belangen hochwertige Krimiunterhaltung wird lediglich von ihrer zu hohen Lauflänge und damit verbundenen pacing Problemen gebremst.

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