Interview

Alexander Lahl: ‚Es war eine Kindheitsfrage, die endlich beantwortet werden musste‘

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Produzent Alexander Lahl verrät im Quotenmeter-Interview den Charme der neuen arte-Wissensreihe «42 – Die Antwort auf fast alles» und erklärt wie man Bürgern wieder mehr Vertrauen in die Politik geben könnte.

Herr Alexander Lahl, vielen Dank, dass sie sich die Zeit zum Interview nehmen. Mit «42» geben Sie eigentlich schon die passende Antwort auf eine Wissensserie. Warum lohnt sich dennoch das Einschalten?
Weil die Antwort auf die vielen Fragen, die uns so umtreiben, natürlich nie nur ‚42‘ ist. Anders als Douglas Adams in seinem Buch stellen wir ja nicht die Frage nach dem Sinn des Lebens (auf den es vielleicht keine allgemeingültige Antwort gibt), sondern nach Dingen, auf die es sehr wohl Antworten geben kann, wie zum Beispiel: Wieviel das gesamte Leben auf dem Planeten eigentlich wiegt? Oder wie unser Planet ohne Schleim aussähe? Oder ob wir auf dem Mond leben könnten usw. Das Einschalten lohnt sich aber auch, weil die Sendungen informativ und unterhaltsam sind, weil sie wundervolle Animationen haben. Und natürlich weil man Nora Tschirner einfach gern zuhört, wenn sie erzählt.

Der Titel ist natürlich eine Anlehnung auf Douglas Adams Buch, in dem der Supercomputer ‚Deep Thought‘ die Antwort ‚42‘ ausspuckt, auf die Frage ‚nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest‘. Die Fragen dürften in der arte-Sendung spezifischer sein, oder? Auf welche Fragen dürfen sich die Zuschauer denn freuen?
Jetzt habe ich ausversehen mit der ersten Antwort die zweite schon ein bisschen mitbeantwortet. Aber ein paar Fragen kann ich ja noch nennen: Aktuell zur Bundestagswahl stellen wir die etwas provokante Frage: Sollten wir losen statt wählen? Bezüglich steigender Meere treibt uns um: Was, wenn wir aufs Wasser ziehen? Und zu Weihnachten wollen wir das Geheimnis des Lichts ergründen. Bisher nämlich können wir die Wirkung von Kerzenlicht mit künstlichen Mitteln nicht imitieren. Wieso? Ach, und wir wollen nicht das Atommüllrätsel vergessen. In dieser Folge geht es um die Frage, wie wir weit entfernten Generationen übermitteln, wo unser giftiger Atommüll lagert, Generationen, die unsere Sprache vermutlich gar nicht mehr verstehen. Wie müssten solche Botschaften aussehen?

Was unterscheidet «42 – Die Antwort auf fast alles» von anderen Wissensendungen?
Spontan würde ich sagen, dass die Art der Erzählung für eine Wissenssendung besonders ist. Und Nora verstärkt das noch durch ihre Art des Erzählens.

In der ersten Folge gingen Sprecherin Nora Tschirner und eine Auswahl von Experten der Frage nach, ob man sich durch die Erdkugel graben könne, dabei versuchen gerade viele Milliardäre im Weltall Fuß zu fassen. Ist das eine bewusste Abkehr trendiger Wissenschaftsentwicklungen?
Nein, es war einfach eine Kindheitsfrage, die endlich beantwortet werden musste!

Die Fragen, denen in den sechs Folgen nachgegangen wird, sind sehr spezifisch. Wie kamen Sie bei der Themensetzung auf einen gemeinsamen Nenner?
Es sind ja nicht nur sechs Teile, das ist ein Missverständnis. Allein in diesem Jahr werden 30 Folgen produziert. Im nächsten Jahr werden es vermutlich noch mehr sein. Trotzdem streiten wir um Themen. Entscheidendes Kriterium: Eine originelle Frage mit Relevanz.

Sie behandeln ja beide Fragen: Ihrer Meinung nach, was halten Sie für realistischer? Dass die Menschen auf dem Wasser oder auf dem Mond leben?
Eine gute Frage! Schaut man auf die Entwicklungen, ist beides gar nicht so unrealistisch. Aufs Wasser zu ziehen ist allerdings eher aus der Not geboren. Der Mond eher dem menschlichen Streben in den Weltraum geschuldet.

Wie Sie erwähnten, greifen Sie die Frage auf, ob man losen statt wählen sollte – ein interessanter Gedanke, vor allem im Hinblick auf die anstehende Bundestagswahl. Auf den ersten Blick wirkt diese Frage besonders absurd, wie kamen Sie auf diesen Gedanken?
Diese Frage kam von unserem klugen Redakteur Jan M. Schäfer. Da brauchten wir nicht lange zu überlegen.

Wie sähe ein Deutschland ohne Wahlen aus? Wären sämtliche politischen Talkshows dann nicht obsolet? Es gäbe schließlich keinen Wahlkampf mehr.
Ohne Wahlen wird es nicht gehen. Das stellt die Sendung auch nicht infrage. Trotzdem müssen wir Wege finden, wie man das Vertrauen der Menschen in die Politik wieder zurückgewinnt. Und eine Idee könnte sein, sie daran mehr zu beteiligen!

Für Ihren Kurzfilm «Kaputt», den Sie zusammen mit Max Mönch schrieben, erhielten Sie 2016 und 2017 zahlreiche Preise. Max Mönch ist bei «42» ebenfalls mit an Bord. Gab es Parallelen bei der Produktion der Serie und der Kurzdoku?
Nein, eigentlich nicht. Kaputt war eher eine traurige Geschichte, die auf den biografischen Erfahrungen von zwei ehemaligen Insassen eines Frauengefängnisses beruhte. Das war alles andere als unterhaltsam, sondern hat Max und mich tief berührt.

Können Sie derzeit schon weitere Projekte ankündigen, die Sie in Zukunft oder gerade eben angehen werden?
Ich nenne Ihnen mal drei, nein vier Stichworte: Ein ostdeutscher Wald, ein Goldschatz, ein paar Atombomben und ein Mann aus Südamerika mit einem Katzenkopf. Alles in allem eine gute Mischung. Mehr kann ich leider nicht verraten.

Das klingt spannend und interessant! Herr Lahl, vielen Dank für das Gespräch.

«42 - Die Antwort auf fast alles» steht aktuell in der arte-Mediathek zum Abruf bereit. Im linearen TV-Programm ist die Reihe immer samstags gegen 22:35 Uhr zu sehen.


Kurz-URL: qmde.de/129399
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